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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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der Arbat-Konföderation Kolpakow als Unterhändler der Koalition.
    Der Friedensvertrag war bald unterzeichnet. Die Parteien tauschten Stationen aus. Die Rote Linie bekam den halb zerstörten Platz der Revolution zur vollen Verfügung und trat dafür die Lenin-Bibliothek an die Arbat-Konföderation ab. Für keine der Seiten war dies ein leichter Schritt. Die Konföderation verlor eines ihrer Mitglieder und damit weitere Besitzungen im Nordosten. Die Rote Linie dagegen war nicht mehr vollständig, genau in ihrer Mitte lag nun eine Station, die nicht ihrem Befehl unterstand und sie damit in zwei Teile zerhackte. Obwohl beide Seiten einander ungehinderten Transit durch ihre ehemaligen Gebiete garantierten, bereitete das Ergebnis den Roten natürlich Bauchschmerzen. Doch das Angebot der Koalition war zu verlockend, und die Rote Linie konnte nicht widerstehen. Die meisten Vorteile hatte die Hanse, die ihren Kreis schließen konnte und so das letzte Hindernis auf dem Weg zum wirtschaftlichen Aufstieg beseitigte. Man vereinbarte, den Status quo zu respektieren sowie Agitation und Sabotage auf dem Gebiet des ehemaligen Gegners zu unterlassen. Alle Beteiligten waren zufrieden. Und nun, da Kanonen und Politiker schwiegen, war es Sache der Propagandisten, den Massen zu erklären, dass es die eigene Seite war, die einen herausragenden diplomatischen Erfolg errungen und somit den Krieg eigentlich gewonnen hatte.
    Jahre waren vergangen seit jenem denkwürdigen Tag der Unterzeichnung des Friedensabkommens. Beide Seiten hielten sich daran: Die Hanse sah in der Roten Linie einen attraktiven Wirtschaftspartner, diese wiederum hatte ihre aggressiven Pläne verworfen. Genosse Moskwin, seines Zeichens Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Moskauer W.-I.-Lenin-Untergrundbahn, hatte dialektisch die Möglichkeit bewiesen, dass man den Kommunismus auf einer Linie aufbauen könne, und die historische Entscheidung getroffen, ebenjenen Aufbau zu beginnen. Die alte Feindschaft war in Vergessenheit geraten.
    Diese Lektion der jüngsten Geschichte hatte sich Artjom gut gemerkt, wie er sich überhaupt alles zu merken versuchte, was ihm sein Stiefvater erzählte.
    »Gut, dass das Gemetzel damals aufgehört hat«, sagte Pjotr Andrejewitsch. »Anderthalb Jahre konnten wir keinen Fuß auf die Ringlinie setzen. Überall Absperrungen, ständig musste man seinen Pass zeigen. Ich war damals geschäftlich unterwegs. Anders als über die Hanse war kein Durchkommen. Also nahm ich diese Route. Und gleich am Prospekt Mira wurde ich aufgehalten. Beinahe hätten die mich an die Wand gestellt.«
    »Wirklich?«, fragte Andrej neugierig. »Das hast du noch nie erzählt. Wie kam es dazu?«
    Artjom ließ den Kopf hängen. Er hatte die Rolle des Erzählers offenbar endgültig eingebüßt. Die Geschichte versprach jedoch interessant zu werden, und so ging er nicht dazwischen.
    »Na, ganz einfach: Die hielten mich für einen roten Spion. Komm ich beim Prospekt Mira aus dem Tunnel, noch auf unserer Linie, und siehe da: Unser Teil der Station wird von der Hanse kontrolliert. Ist sozusagen annektiert worden. Na gut, besonders streng geht es ja nicht zu - einen Markt haben sie aufgebaut, eine Handelszone. Ihr wisst ja, wie das bei der Hanse ist: Die Stationen auf der Ringlinie sind sozusagen ihr eigenes Haus. Die Grenze verläuft dann irgendwo in den Übergängen von den Ringstationen auf die Sternlinien, mit Zo ll, Passkontrolle und so weiter ...«
    »Wissen wir doch alles«, unterbrach Andrej. »Halt keine Vorträge, komm endlich zur Sache!«
    »Mit Passkontrolle und so weiter«, wiederholte Pjotr Andrejewitsch mürrisch und zog finster die Brauen zusammen. »Auf den Stationen der Sternlinien befinden sich dann die Märkte und Basare, da dürfen auch Fremde hin. Aber an der Grenze ist Schluss. Ich komme, wie gesagt, am Prospekt Mira raus, gut ein halbes Kilo Tee dabei. Ich brauche neue Patronen für mein Gewehr, also will ich tauschen. Aber die sind dort im Kriegszustand und geben keine Munition raus. Ich frag den Ersten, dann den Zweiten - aber sie schütteln nur den Kopf und verziehen sich wieder, als ob sie nichts mit mir zu tun haben wollen. Nur einer flüstert mir zu: >Was denn für Patronen, du Idiot. Hau bloß ab, die haben dich sicher schon verpfiffen.< Ich bedanke mich höflich und bewege mich langsam zurück zum Tunnel. Gerade habe ich den Ausgang erreicht, da hält mich eine Patrouille auf, von der Station her pfeift es, und noch ein Trupp kommt
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