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Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)

Titel: Metanoia - Du sollst Buße tun (Kommissar Pfeifers zweiter Fall)
Autoren: Hanna Alber
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übrigens das Gedicht, das ich für
dich geschrieben habe? Ich habe es ihm gegeben. Er denkt, du hast es geschrieben, für ihn. Was für ein Trottel.
Niemals würdest du so etwas tun. Schon gar nicht für diesen Schwächling. Stopft
sich den lieben langen Tag mit Drogen voll und malt. Dieser Verlierer ist
deiner nicht würdig.
    Niemand kennt dich so gut wie ich. Ich bin auch der
Einzige, der dich versteht.
    Es ist wunderschön, nicht wahr? Das Gedicht, meine
ich. Glaubst du, er weiß, was wir getan haben? Nein, ich denke nicht. Ihm fehlt
die geistige Tiefe, die du an mir immer so mochtest. Du …
    Plötzlich vernahm er Schritte über sich. Schnell
versteckte er das Foto bei den anderen Sachen, die er im Laufe der Zeit an sich
genommen hatte. Bevor er den Deckel jedoch endgültig schloss, hielt er noch
einen Augenblick inne. Wehmütig umschlossen seine Finger Silkes kleine blaue
Reisehaarbürste mit den winzigen Swarovski-Kristallen darauf. Er hatte sie ihr
zu ihrem 15. Geburtstag geschenkt. Damals war noch alles in Ordnung gewesen.
Das war, bevor der miese Hund sie angefasst hatte. Bevor er ihr Leben
zerstörte.
    Damals hatten sie noch Hoffnung gehabt und vor
Selbstbewusstsein nur so gestrotzt. Unverwundbar waren sie gewesen. Zwei
Gotteskinder, die einfach in der falschen Zeit lebten.
    Er strich lächelnd über die Borsten und bemerkte
dabei die noch darin verbliebenen blonden Haarsträhnen. Kopfschüttelnd und
traurig betrachtete er sie.
    Du warst so schön. Wie konntest du dich nur so
verschandeln? Aber daran ist
auch nur ER Schuld. Er hat nicht gut genug auf dich aufgepasst. Es wäre seine
Aufgabe gewesen, dich zu rächen. Deine Unschuld zu verteidigen. Mit seinem
Leben. Es ist ein Segen, dass ich mich um dich gekümmert habe.
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus, der allen
Schmerz und die ganze Verzweiflung ausdrückte, die er empfand und die er so
lange hatte verstecken müssen.
    Das ewige Leben. Ja, bald, meine Liebste, werden
wir vereint sein in alle Ewigkeit. Und ER muss endlich Buße tun. Darauf warte
ich schon so lange.
    Entschlossen, der Sache so schnell wie möglich ein
Ende zu setzen, klappte er endlich den Deckel der kleinen Truhe zu und stahl
sich unbemerkt durch die Kellertür hinaus, um sich wieder in sein Versteck zu
begeben. Es war zu früh. Er musste noch eine Weile unsichtbar bleiben. Außerdem
gab es noch zu viel zu erledigen. Er musste Vorbereitungen treffen für den
großen Tag und er durfte sich dabei keine Fehler erlauben, sonst wäre alles
umsonst gewesen. Diesmal würden seine Eltern stolz auf ihn sein, da war er sich
ganz sicher. Bislang hatte er ihnen wenig Anlass dazu gegeben. Sein Leben lang
hatten sie ihm seine Sensibilität zum Vorwurf gemacht. Sein Vater hatte ihn
sogar einmal als „weibisch“ beschimpft. Und dann hatten sie ihn wieder einmal
allein gelassen mit seinen Ängsten und Albträumen. Doch damit war jetzt
Schluss. Mittlerweile war er erwachsen und alt genug, seine eigenen
Entscheidungen zu treffen. Und das hatte er getan. Er würde seinen Mann stehen
und allen beweisen, dass er würdig war, in das Reich der Götter einzutreten.

6
     
    „Ich kann es immer noch nicht fassen“, schniefte
Jana und schmiegte sich in die Arme ihres Freundes Christopher. Sie vergrub
ihren Kopf tief an seiner Brust und nahm den sanften Stallduft wahr, der ihn
umgab, seit sie ihn kannte. Selbst wenn er wie jetzt aus der Großstadt kam,
haftete ihm immer noch der angenehme Pferdegeruch des Reiterhofs an. Sie
meinte, auch das Sattelpflegemittel zu riechen, welches er benutzte, um die
Sättel und das Ledergeschirr einzureiben, aber das war vermutlich nur
Einbildung. Dessen ungeachtet würden in ihrer Erinnerung die unterschiedlichen
Gerüche des Hofes und Chris immer zusammengehören.
    Sie weinte noch eine kurze Weile und Christopher
störte sie nicht. Jana hatte ihre beste Freundin verloren. Sie alle hatten eine
Freundin verloren, da durfte man ruhig traurig sein und weinen, so lange einem
danach zumute war.
    Einige Minuten später hatte Jana sich wieder
gefangen. Sie schniefte: „Ich meine, sie hat doch keinem etwas getan. Was soll
ich denn jetzt ohne sie anfangen? Sie war meine beste Freundin. Vielleicht
sogar meine einzige.“ Die 17-jährige Schülerin fiel wieder in sich zusammen.
Ein lautes Schluchzen drang aus ihrer Kehle und ein erneuter Weinkrampf
schüttelte ihren schlanken Körper. Christopher hielt hilflos seine Arme um sie
geschlungen. Er konnte nichts weiter tun, als für Jana da
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