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MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
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geht’s jetzt gut. Dannos Tod war eine schlimme Zeit. Sie wollte eine Beerdigung. Sie wollte ihn auf dem Friedhof neben Papa begraben, und niemand gab sich die Mühe, ihr zu sagen, daß es nichts zum Begraben gab. Nur mein Zeugnis besagte, daß er im Computer-Kontrollraum gewesen war. Mein Zeugnis und zusammengeschmolzene Teile seiner Pistole, die NatSich anhand der Nummer als die seine erkannte.
    Wir haben ihr gesagt, Danno sei verbrannt worden, und ich bin mit ihr und etwas Asche zu Papas Grab gegangen. Es war menschliche Asche, wessen, weiß ich nicht, die Dr. Vrieland für mich besorgt hatte. Margarethe Osterbrook war wieder da und las eine Messe, und Mama verstreute die Asche. Ich dachte an Danno, wie er ein kleiner Junge war, und daran, wie groß er mir damals vorgekommen war. Es war traurig, Mama war traurig, Danno war traurig, und ich weinte, wie ich um Papa geweint hatte.
    Julius schaffte es nicht zur Beerdigung. Zwei Tage nach dem Feuer bei Brandt hatte er einen Schlaganfall erlitten und liegt seitdem im Krankenhaus. Er wird es nicht mehr verlassen. Seine Augen bewegen sich, aber er ist gelähmt, taub und stumm und, wie ich hoffe, ohne Bewußtsein. Manchmal spielen sie ihm Palestrina vor.
    Hannes Vrieland hat das Baby zur Welt gebracht. Genauer gesagt, ich habe Paulus zur Welt gebracht, und Hannes hat ihn aufgefangen. Womit er seine gute Fangtechnik unter Beweis stellte. Er war ebenso erfreut wie wir. Anna war ebenfalls da. Sie weiß, daß sie eifersüchtig werden wird, aber bis jetzt ist sie erfreut. Vielleicht wird sie die Kluft von sechzehn Jahren zwischen ihnen schützen. Ihr stehen aufregende Zeiten bevor. Nach vierzig Jahren Bevölkerungsrückgang stehen ihr alle Wege offen. In weiteren zwanzig Jahren werden einige Berufe im Endeffekt völlig in weiblicher Hand sein, und junge Männer werden sie nur stillschweigend geduldet ergreifen. Es sind nicht bloß die Jobs, auch die Erwartungen sind andere geworden. Nicht jeder kann alles tun, das war noch nie so. Aber die Möglichkeit dazu ist vorhanden. Dank der kosmischen Ordnung, dank Gott der Mutter, dank einer verirrten Rakete, die auf ein unverantwortliches genetisches Experiment niederging, gibt’s nun ein wenig positive Diskriminierung.
    In drei Monaten wird mein Mutterschaftsurlaub vorüber sein, und ich werde zu entscheiden haben, ob ich ins Institut zurückkehre oder nicht. Dr. Vrieland sorgt sich um mich. Ebenso wie Mark. Ebenso wie Anna, Yvette, Mama, Gusso, die Äbtissin, Julius’ Geist und die zusammengezogenen Verbände der Präsidentengarde. Verdammt sollte ich sein, wenn ich zurückkehre, und verdammt sollte ich sein, wenn ich nicht zurückkehre. Das Institut hat auf AIDS-Forschung umgeschaltet, der C 4 -Impfstoff hat interessante Implikationen, und Natya leitet das Programm. Paulus aufzuziehen, all die neuen Paulusse aufzuziehen ist eine nützliche Beschäftigung.
    Eine Untertreibung. Vierzig Jahrgänge an Männern fehlen. Ihre Nachfolger aufzuziehen ist der wichtigste Job überhaupt. Fehler der Vergangenheit erwuchsen aus Zwängen der Vergangenheit und müssen nicht wiederholt werden. Für die nächsten zwanzig Jahre werden die meisten Paulusse keine Väter haben: ihre Mütter formen sie bereits. Jeder flüchtige Blick ist wichtig. Allzu wichtig. Wir müssen zur Ruhe kommen.
    Wenn ich ans Institut zurückkehre, wird sich Paulus dann vernachlässigt vorkommen? Wenn ich zu Hause bleibe, wird er sich gewaltig vorkommen? Zum Glück habe ich Mark, der ein guter Mann ist. Ich habe ebenfalls eine Arbeit, die ich liebe. Ich benötige einen Präzedenzfall, und es gibt keinen. So etwas wollten die Leute stets haben, nämlich einen neuen Anfang. Er saugt, scheißt und pißt, und er ist ein Wunder. Ebenso wie Anna.
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