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MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
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glaubte mir.
    Die Anzeigelämpchen des Aufzugs folgten ihm hinab bis zum Erdgeschoß. Hielten dort inne, kehrten daraufhin zurück. Der Aufzug hielt auf unserer Etage an, die Türen öffneten sich und zeigten Sergeant Milhaus in ihrer gefälschten SPU-Uniform, eine Pistole in der Hand. So viele Pistolen. Sie sah Danno, dann mich, und lächelte. Danno erschoß sie.
    Ich regte mich nicht. Ich wußte nicht, was mich mehr schockiert hatte, ihre Ankunft, ihr Lächeln, oder daß Danno sie erschossen hatte. Ich hatte nicht gespürt, wie er nach seiner Pistole gegriffen hatte. Sie hätte ihn zuerst erwischen sollen. Sie hatte dort gestanden, die eigene Pistole bereit, und die Aufzugtüren hatten sich geöffnet, und dennoch hatte er sie zuerst erschossen. Er war ein Mann, der sich mit geschlossenen Räumen auskannte.
    Sie fiel aufs Gesicht und blockierte die Aufzugtüren, als sie sich schließen wollten. Zum Glück. Ohne diese Verriegelung bekamen wir das Gas nicht ab. Danno mußte über die Feuerschutzmaßnahmen Bescheid gewußt haben, aber die Aufzugtüren öffneten sich, und er erschoß sie. Es war rascher als ein Gedanke geschehen, und wenn ich in meinem Psycho-Engineering-Seminar aufgepaßt hätte, hätte ich eine Statistik für so etwas anführen können.
    Alarmglocken schrillten. Ich ging zu ihr hinüber. Danno hatte sie rechts oben in die Brust geschossen, genau durchs Herz. Ich blickte zu ihm zurück. »Du hast sie gekannt?«
    Er steckte gerade die Pistole ins Holster zurück. »Nicht sie.«
    »Warum dann?«
    Er dachte darüber nach. »Andere wie sie.« Er lächelte, tatsächlich!
    »Ich habe sie gekannt, Danno. Hinter mir war sie her.«
    »Großartig. Dann bist du mir was schuldig.« Er stand auf. »Dann solltest du dich verpissen. Vielleicht hat sie Rückendeckung gehabt, also geh vorsichtig!«
    »Das ist Wahnsinn. Was ist mit dir?«
    Er blickte zu Boden, während er seinen Koffer sorgfältig auf den Schreibtisch legte. »Verpiß dich, hab ich gesagt.«
    »Komm mit!«
    Darüber dachte er ebenfalls nach. Er zeigte auf Sergeant Milhaus. »Ich muß ein paar Anrufe machen.«
    »Ich werde warten.« Da erinnerte mich Sergeant Milhaus an Anna. Ich hatte die Primaten-Ergebnisse mit dem C 4 -Impfstoff in meiner Aktentasche. »Ich werde warten.«
    Er seufzte. »Dann warte unten.« Er grub in seiner Jackentasche und schob mir die Schlüssel zu. »Warte in meinem Wagen. Nur für den Fall der Fälle. Wenn diese Mädels Rückendeckung haben, ist sie gewöhnlich nicht weit. Aber der Wagen ist kugelsicher, verdammt, für den Fall der Fälle.«
    »Du wirst kommen?«
    »Warte in meinem Wagen. Du kannst ihn nicht verfehlen.«
    Die Glocken schrillten noch immer. Ich zögerte. Nicht lange, und dann folgte ich seinen Anweisungen. Ich glaubte nicht, daß Sergeant Milhaus Rückendeckung gehabt hatte. Sie war eine Einzelkämpferin gewesen, selbst im Kloster. Ich verließ den Computer-Kontrollraum und ging die Treppe hinab, nahm meine Aktentasche mit den Primaten-Ergebnissen des C 4 -Impfstoffs mit. Ich zögerte nicht lange, weil meine Priorität jetzt Anna und die Primaten-Ergebnisse des C 4 -Impfstoffs geworden waren. Ich wußte wohl, daß ich Danno nicht mehr wiedersehen würde.

    Daniel rieb sich die trockenen Tränenspuren, die auf seinem Gesicht stachen. Er sah auf die tote Frau in ihrer Polizeiuniform. Sie hätte nicht allein kommen sollen – sie waren darauf trainiert, zu zweit zu arbeiten. Er ließ sie dort liegen, wo sie war, weil sie den Aufzug blockierte, und ging zu den Flügeltüren, durch die seine Schwester verschwunden war. Er wollte sie abschließen, aber es gab nur Automatikschlösser, und die konnte er nicht in Gang setzen. Die Alarmglocken schrillten wie Zahnschmerzen. Er kehrte zum Schreibtisch zurück und öffnete seinen Koffer.
    Es war ein langer Tag gewesen, und er war sehr müde. Der Sprengstoff, zwei weiße, teigähnliche Scheiben, war in durchscheinendem Kunststoff versiegelt und wären ausreichend zur Sprengung von drei Brücken. Die kürzeste Verzögerung, welche die Zeitschaltuhr erlaubte, waren vier Minuten. Jede Sekunde weniger wurde als selbstmörderisch erachtet. Er stellte sie auf sieben Minuten ein, wodurch er sicherstellte, daß Harri das Gebäude ganz bestimmt verlassen hätte. Der beste Trick, den er von Bert gelernt hatte, bestand darin, keine Vergangenheit zu haben. Keinen Schmerz zu haben. Harri war ein gutes Kind. Er setzte sich an den Schreibtisch, schloß den Koffer und legte die Ellbogen
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