Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MERS

MERS

Titel: MERS
Autoren: D.G. Compton
Vom Netzwerk:
pulsierende Innere sichtbar wurde. Wieder andere zeigten Anzeichen von etwas, das er überall sonst als Strahlungsverbrennungen bezeichnet hätte. Die Delphine beobachteten ihn, die Mäuler zu einem Lächeln verzogen.
    Christus! Christus am verdammten Kreuz! Er legte Leute um, okay, aber das war etwas ganz anderes. Er hatte Renée gefragt, wie sie dazu kam, an einem schrecklichen Ort wie diesem hier zu arbeiten, aber gemeint hatte er PTG. Das da war aber etwas anderes. Oben lagen fünf tote Menschen. Mit der Wissenschaftlerin wären es sechs. Aber Tod war Tod. Das war kein Tod. Das war etwas anderes.
    Er hob seinen Koffer auf und trug ihn durch einen schmalen Gang zwischen zwei Verschlägen hinaus auf den Korridor. Der Aufzug hier führte zum Computer-Kontrollraum hinauf, und er war in Eile. Er glaubte nicht, daß irgendeiner der Delphine es zum Ozean zurück schaffen würde, aber wenn er den Kontrollraum in die Luft jagte, wären sie von ihren Leiden erlöst.
    Der Korridor war dunkel, erhellt lediglich von dem wässrigen Licht, das durch die Behälter hereinströmte. Blaue Muster waberten an den Wänden. Er ortete die Lifttüren und tat einen Schritt darauf zu. Jemand stand am Ende des Korridors, dort, wo dieser einen Knick machte und die nächste Seite des Rechtecks bildete. Eine Frau stand dort. Sie hatte die Stirn und die Handflächen an das Glas gedrückt. Nettas Wissenschaftlerin, umgeben von blauem Licht. Sie drückte gegen das Glas, als ob sie sich den Weg mit aller Gewalt hindurchbahnen wollte. Die Wissenschaftlerin.
    Harri.
    Sie wandte sich ihm zu, und er sah sie weinen.
    Er setzte den Diplomatenkoffer voller Sprengstoff ab. Harri. Das Wie oder Warum spielte keine Rolle. Verdammte Harri. Keine vier Meter entfernt. Er konnte es kaum glauben, verdammt noch mal. Er dachte nur immerzu an Bert, der diese Frau umgelegt hatte, die seine Tochter hätte sein können.

    Es ist eine knappe Entscheidung, wer von uns beiden überraschter war. Danno, denke ich. Tatsächlich war ich nach der allerersten Sekunde nicht im geringsten überrascht. Während der letzten drei Tage hatte ich versucht, Danno zu erreichen, und hier war er jetzt. Mir war so erbärmlich zumute gewesen angesichts dessen, was ich hier unten vorgefunden hatte. Wenn ich gleich gegangen wäre, hätte ich ihn verfehlt. Wenn er sich entschlossen hätte, nicht hier herabzukommen, wenn ich einen Tag früher oder später, eine Stunde früher oder später, eine Minute früher oder später gekommen wäre, hätte ich ihn verfehlt. Aber so war es nicht gewesen, und also war er hier.
    Leute begegnen sich zufällig. Die ganze Zeit über.
    Er zog langsam seine Pistole.
    Ich sagte: »Hallo, Danno.«
    Die Pistole wurde noch immer gezogen. Ganz langsam.
    »Hee! Hee, du! Danno! Danno, ich bin’s!«
    Seine Augen waren ganz groß, und er schwitzte. Er war sehr erschrocken. Ich fragte mich nach dem Grund hierfür.
    Ich sagte: »Ich hab oben was zu erledigen gehabt und bin jetzt fertig. Ich bin hier runtergekommen, um mir die Forschungen anzusehen.«
    Er wollte die Pistole auf mich abfeuern. Jeder Muskel seines Körpers zuckte.
    »Danno? Danno, ich bin’s!«
    Irgend etwas erreichte ihn. Seine Furcht ließ ihn los. Er rührte sich, stieß die Luft aus. Er kippte den Pistolenlauf nach oben, sah darauf hinab und lachte.
    »Harri! Ich kann’s kaum glauben. Es ist so verflucht dunkel hier unten. Haben uns lange nicht gesehen.«
    Ich stieß gleichfalls die Luft aus. »Wir müssen damit aufhören, uns so zu treffen, Danno.«
    Bedeutungslose, abgedroschene Phrasen. Nur zur Sicherheit. Ich erinnerte ihn nicht daran, daß wir uns vor einer Woche am Telefon gesehen hatten. Ich glaubte nicht daran, daß er mich nicht erkannt hatte, so dunkel war es im Korridor nicht. Ich wußte nicht, was losgewesen war, und ich war froh, daß es aufgehört hatte.
    Er steckte die Pistole weg. Er war übergewichtig, doch seine Uniform schmeichelte ihm. Sie saß an den richtigen Stellen locker. Ich ging zu ihm hin, und er nahm mich bei den Händen. Wir hielten einander auf Distanz.
    »Was, zum Teufel, tust du hier?«
    Wir sagten es gemeinsam. Er hatte mich zuvor nicht gehört.
    Er lachte erneut. »Du zuerst.«
    »Nein, du.«
    »Ladies first.«
    »Jugend vor Schönheit.«
    »Okay«, sagte er. »Ich führe eine überraschende Inspektion für NatSich durch. Jetzt du.«
    Ich zeigte ihm meine Aktentasche. »Ich hab einige Papiere mitnehmen müssen.«
    »Um zwei Uhr morgens, verflucht noch mal?«
    »Um zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher