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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Tod!“
„Nicht schießen!“, schrie Heinrich, der ahnte, was der Birgeler vorhatte. „Hartmann! Wollt Ihr das wirklich tun?“
„Aber gewiss doch! Es ist eine Wohltat, niemandem mehr etwas schuldig zu sein. Und die Toten tanzen nicht länger in meinen Träumen.“ Er schenkte Heinrich ein letztes Lächeln, bevor er sich den Dolch an den Hals setzte und ihn mit einer kraftvollen Bewegung in sein Fleisch bohrte.
Röchelnd sank er vom Schemel.
Heinrich kniete neben ihm nieder und löste sanft die Hand des Sterbenden vom Griff der Waffe. „In wessen Schuld magst du wohl gestanden haben, Hartmann von Birgel?“, murmelte er leise, als dessen Augen brachen.

20. Kapitel
    „Was denn? Ihr schon wieder?“ Die Augenbrauen der Dicken verengten sich missbilligend.
„Lasst mich zu ihm“, sagte Bodo.
„So früh am Morgen?“, knurrte sie.
„Er erwartet mich!“
Widerwillig trat die Frau zur Seite und ließ ihn eintreten. „Dabei braucht er doch seine Ruhe.“ Mit einer mürrischen Geste forderte sie ihn auf, ihr zu folgen. „Ihr solltet Euch schämen, den seltsamen Launen eines alten Mannes nachzukommen“, sagte sie über ihre Schulter hinweg. „Wie viel zahlt er Euch eigentlich, dass Ihr ihn glauben lasst, er sei immer noch der Kommandant eines Soldatenhaufens?“
„Was wisst Ihr denn schon?“
„Ich weiß nur, dass der alte Herr zunehmend verwirrter wird. Ihr solltet ihm endlich seinen Frieden lassen, anstatt ihn mit Euren Besuchen zu quälen.“
„Es wird mein letzter Besuch sein.“
„Euer Wort in Gottes Ohr.“ Seufzend klopfte sie an das Holz der Türe, die sie erreicht hatten. „Herr! Seid Ihr schon wach?“
Ein Laut, der einem Krächzen glich, antwortete ihr. Sie trat in die Kammer. „Da sitzt Ihr ja schon wieder am offenen Fenster“, schalt sie ihn. „Hat der Medicus Euch nicht hundert Mal gesagt, dass Ihr ...“
„Ist er da?“, unterbrach er sie, ohne seinen greisen Kopf zu wenden.
„Wenn Ihr diesen Reiter meint, den Ihr offenbar von einer Schlacht in die andere schickt: Ja, er ist da!“
„Gut. Lass ihn herein!“
Sie trat zurück und bedachte den Eintretenden mit einem giftigen Blick. Bodo ging auf den Alten zu und verbeugte sich. „Ich bin so schnell geritten, wie ich konnte, Herr!“
Noch immer stand die Dicke an der Tür zur Kammer und regte sich nicht.
„Raus!“, blaffte der Alte mit einer Stimme, die plötzlich erstaunlich fest war.
Ein paar leise Flüche brabbelnd gehorchte die Dicke.
„Sieh nach, ob sie uns belauscht“, flüstere der Alte seinem Besucher zu. Mit leisen Schritten bewegte sich Bodo auf die Tür zu und riss sie mit einem Mal auf.
Die Vermutung des Alten bestätigte sich.
„Habt Ihr noch was vergessen?“, fragte Bodo kalt.
Mit weiteren Flüchen auf ihren Lippen verschwand die Dicke im Dunkel des Ganges.
„Setz dich jetzt zu mir“, befahl der Alte.
Bodo nickte und nahm auf einem Schemel Platz, der neben dem Rollstuhl des Alten bereitstand. Er wusste, dass der Alte keinen Bericht von ihm wünschte. Nein, er selbst würde die Fragen stellen, auf die er, Bodo, lediglich zu antworten brauchte.
„Ist es vollbracht?“, wollte der Alte nach einer Weile des Schweigens wissen.
„Ja, Herr. Es ist vollbracht!“ Verstohlen musterte Bodo den Alten, der immer noch aus dem Fenster starrte. Nichts in seinem faltigen Gesicht ließ auf eine Gemütsregung schließen. Wieder verstrich einige Zeit, ohne dass jemand sprach. Endlich bewegten sich die Lippen des Alten zu jener Frage, die Bodo am meisten gefürchtet hatte.
„Er ist tot, nicht wahr?“
„Ja, Herr. Er ist tot!“
Der Alte nickte vor sich hin. „Doch seinen Auftrag hat er erfüllt“, sagte er leise. „Hat man nach dir gesucht?“
„Nein, Herr. Man glaubte, dass ich die Stadt bereits verlassen hätte.“
„Warum?“, fragte der Alte. „Warum ist er gestorben?“
Bodo machte einen schweren Atemzug. „Dieser Heinrich, der ihn begleitete, ist ihm auf die Schliche gekommen. Ich ahnte, dass er etwas im Schilde führte und warnte Euren Großneffen. Aber er wollte mir nicht glauben.“
„Der Junge war schon immer etwas eigensinnig.“
„Als man ihn entlarvte, hat er sich das Leben genommen.“ Er senkte den Kopf. „Durch einen Spalt in der Wand habe ich alles mit angesehen.“
„Gott sei seiner Seele gnädig.“ Der Alte schlug mit zitternden Händen ein Kreuz. Bodo ahnte, dass seine Gedanken in die Vergangenheit schweiften.
„Ich erinnere mich noch genau, wie ich ihn das erste Mal sah. Er lag in einer Wiege und
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