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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Auge.
„Ich wusste es. Ich wusste, du würdest kommen!“, jubilierte die Kleine.
Heinrich presste einen Finger auf ihren Mund. „Still, mein holder Engel. Der böse Mann kann nicht weit sein. Er wird gleich zurückkommen!“ Er hievte sie hoch und bedeckte ihr pechschwarzes Haar mit einer Unzahl von Küssen.
„Ich wusste, dass du kommen würdest“, versicherte Maria ihrem Befreier noch einmal. In ihren geschwächten Beinen schienen ganze Armeen von Ameisen zu krabbeln.
„Wir müssen von hier verschwinden! Schnell!“ Heinrich bückte sich zu ihr herab, um sie auf seinen Arm zu nehmen. Ein dumpfer, ungeheuerlich heftiger Schlag in seinem Rücken aber ließ ihn nach vorne fallen. Instinktiv entließ er die Kleine aus seinem Griff, um sie nicht unter sich zu begraben.
Jemand musste mit brachialer Urgewalt beide Fäuste auf sein rechtes Schulterblatt geschmettert haben. Der Schmerz setzte erst mit Verspätung ein und nahm Heinrich beinahe die Luft. Er versuchte sich aufzurappeln; vergebens. Sein Oberkörper schien von einer eisernen Klammer umfangen zu sein, die keine Bewegung zuließ. Heinrich hörte die Schritte, die sich ihm näherten. Nochmals schickte er sich an, sich zu erheben, doch die eiserne Klammer gab nicht nach.
„Sieh an, wen haben wir denn da?“, fragte eine belustigte Stimme.
Heinrich schaffte es, den Kopf zu drehen. Nur verschwommen konnte er ihn erkennen, denn seine Augen tränten ohne Unterlass.
„Du nennst dich Wolf, nicht wahr?“ Heinrich zwang sich, seinen Atem zu beruhigen. „Das ... das Spiel ist aus. Lass die Kleine laufen!“
„So? Sollte ich das tun?“ Noch immer schien er recht amüsiert zu sein.
Allmählich klärte sich Heinrichs Blick. Das Messer war ihm aus der Hand gefallen. Zwei Schritte nur entfernt lag es neben ihm, doch unerreichbar. Auch das Bild des Mannes, der da über ihm stand und ihn abschätzig musterte, begann sich aufzuklaren. In Wolfs Händen lag eine Armbrust. Aber: Die Waffe war keineswegs geladen. Warum hatte der Kerl bloß keinen Bolzen eingespannt? Warum?
Dann dämmerte es Heinrich.
Die Erkenntnis traf ihn nicht einmal hart. Eher war es das erleichternde Gefühl, ein schweres Rätsel endlich gelöst zu haben: Wolf hatte von seiner Waffe längst Gebrauch gemacht.
Die eiserne Klammer!
Ja, der Bolzen stach in seinem Rücken. Auch Marias entsetzter Blick bestätigte dies. In den Augen der Kleinen schien sich Johannas Gesicht zu spiegeln, die ihn aus weiter Ferne anstarrte. Ein Antlitz der Fassungslosigkeit.
Endgültigkeit!
Wolf fingerte einen weiteren Bolzen hervor. „Hättest nicht meinen Namen nennen sollen“, sagte er mit einem Schulterzucken.

21. Kapitel
    Am Morgen waren sie eingeschlafen.
Hinter ihnen lag eine Nacht zwischen Himmel und Hölle. Zwischen Verzweiflung, Hoffnung und gestillter Sehnsucht.
Zum ersten Mal hatten sie sich geliebt. Ihr Leben würde fortan anders verlaufen, denn die Nacht markierte einen Wendepunkt. In ihren Herzen tobten seltsame Kräfte. Glückseligkeit und Trübsal. Hoffnung und Furcht. Liebe und Leid.
Und doch schien sich von irgendwoher eine Stimme zu erheben, die ihnen Mut zusprach. Die ihnen zu verstehen gab, dass sie Maria bald wiedersehen würden. Denn es konnte einfach nicht sein, dass die Kleine tot war. Nein, sie sollte an dem neuen Glück teilhaben!
Woher kam diese Stimme? Von einem Engel? Oder von einem finsteren Wesen der Unterwelt, das sich einen makaberen Spaß daraus machte, Gottes Kinder zu quälen? War Maria in Wirklichkeit längst tot? Lag sie, zerfressen von wilden Tieren, in einem abgelegenen Teil des Waldes, wo man ihre Leiche – oder vielmehr das, was davon übrig blieb – niemals finden würde?
Das Läuten von Glocken.
Mathäus öffnete seine Augen und schaute in Juttas Antlitz. Sie schlief. Einmal mehr überkam ihn das gewaltige Bedürfnis, sie zu küssen. Er reckte seinen Kopf, und seine Lippen berührten die ihren.
„Liebster“, hauchte sie im Halbschlaf.
Draußen rumpelte ein Ochsenkarren über die Dorfstraße. Ein Bauer fluchte laut und lamentierte. Die Glocken läuteten immer noch.
„Heiliger Strohsack!“ Plötzlich saß Mathäus aufrecht.
„Was ist denn?“, fragte Jutta, langsam erwachend.
„Die Glocken – sie läuten zur Terz !“
„Zur Terz ?“ Diese Erkenntnis war auch für Jutta Grund genug, sich in die Senkrechte zu begeben. „Soll das etwa heißen, dass wir ...“
„Dass wir unter die Müßiggänger gegangen sind.“ Er sprang aus dem Bett und hielt Ausschau nach seinen
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