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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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schrecklichen Lauts zu fliegen. Denn diesen Schrei kannte er nur zu gut.
    Er tauchte in eine Wolke, deren üble Gerüche ihm in den Augen brannten und seine Nase beleidigten. Doch er flog geradeaus weiter. Dieser Schrei bedeutete, dass jede Sekunde zählte. Wieder ertönte er,diesmal von mehreren anderen Schreien begleitet – ebenso misstönend, ebenso entsetzlich.
    Er brach aus der stinkenden Wolke und sah sie: einen Schwarm tödlicher Klauenkondore. Sie schabten die Luft mit ihren messerscharfen Krallen und schlugen gleichzeitig ihre großen ledrigen Flügel. Als sie sich ihrer Beute näherten – einer Gruppe winziger, blau geflügelter Nebelelfen –, kreischten sie prahlerisch, als würden sie bereits ihren Mord feiern.
    Ihre Flügel hieben in die Luft, während die Augen mit den schweren Lidern im Triumph leuchteten. Direkt vor ihnen schwirrten die Nebelelfen in wirrer Panik, verzweifelt versuchten sie zu fliehen. Ihre zarten blauen Flügel, jeder so dünn wie ein Nebelfetzen, zeigten bereits zerrissene Ränder. Bald würden die Flügel ganz zerfallen und die Elfen der Gnade oder Ungnade dieser Verfolger überlassen.
    Die Schreie der Klauenkondore wurden lauter, sie zerrissen die Luft so heftig, wie ihre Krallen oft Fleisch zerrissen. Dann, ganz unvermittelt, hörte das Geschrei auf.
    Ein riesiger grüner Flügel fegte plötzlich durch die Luft. Er überraschte all die Mördervögel, faltete sich über sie und riss sie hinunter – direkt in die Öffnung eines ausgebrochenen Vulkans. Sie hatten keine Zeit für Widerstand oder Flucht. Ihre rauen Schreie ertönten erneut, aber nur kurz, bevor die brodelnde heiße Lava des Vulkans sie alle verschlang.
    Basilgarrad streckte wieder seinen Flügel undstieg hoch. Während er zusah, wie die Klauenkondore verschwanden, erinnerte er sich an sein eigenes Entsetzen, als andere ihrer Art ihn in seinen jüngeren, kleineren Tagen verfolgt hatten. Eine Zeit lang betrachtete er den rauchenden Vulkan, dann nickte er befriedigt. Mit einem neuen Glanz im Auge murmelte er trocken: »Das wird ihre Herzen wärmen.«
    Eine blaue Nebelwolke nahm ihm die Sicht. Die Elfen! Sie umschwärmten mit schwirrenden Flügeln sein Gesicht und riefen ihm mit ihren dünnen Flüsterstimmen zu:
    »Freund der Elfen!«
    »Großes Herz, großes Geschöpf.«
    »Basil der Tapfere.«
    »Unvergleichlicher Drache.«
    »Friedensflügel.«
    Namen,
merkte er.
Sie geben mir Namen.
    Seine enormen Lippen zogen sich nach oben. »Nicht nötig, mir neue Namen zu geben, meine Freunde. Ich bin einfach Basilgarrad – und es ist mir immer ein Vergnügen, euch zu helfen.«
    Das Geflüster der Elfen schwoll an und glich jetzt mehr einem Windstoß als einer Sprachform. Er konnte ihre Worte nicht mehr verstehen. Doch ihre Bewunderung entging ihm nicht.
    Endlich begann die blaue Wolke sich aufzulösen. Die Elfen gaben sein Gesicht frei und flogen davon. Jetzt bewegten sie ihre Flügel entspannter,der Schwarm schien mehr zu schweben als zu fliegen.
    Er beobachtete ihren Abflug und regte sich kaum, während er über das versengte Land glitt. Er spitzte die Ohren und versuchte, ihre zarten, flüsternden Stimmen bis zuletzt zu hören.
    Diese Stimmen erinnerten ihn an eine andere, an eine liebe Freundin, die sich mit der Anmut und Beständigkeit des Windes selbst bewegte. Denn sie war tatsächlich eine Wishlahaylagon – eine Windschwester. Sie war mit ihm gereist und hatte ihn immer »kleiner Wanderer« genannt … selbst nachdem er zu einem mächtigen Drachen herangewachsen war. Doch schließlich war der Tag gekommen, an dem sie wie der Wind weiterziehen musste, und nichts hatte sie zum Bleiben bewegen können.
    Seine Ohren zitterten leicht, als er überlegte:
Wo bist du jetzt, Aylah? In dieser Welt … oder irgendeiner anderen? Du weißt ja, Drachen sind zu groß, um jemanden zu vermissen. Schon gar nicht eine, die so flatterhaft ist wie du. Aber ich hätte wahrscheinlich gar nichts dagegen, deine luftige Stimme wieder zu hören oder deinen Zimtduft in der Brise zu schnuppern.
    Eine Wolke Schwefelrauch, die ein Vulkan drunten ausgestoßen hatte, ließ ihn husten. Und brachte ihn unverzüglich in die Gegenwart zurück. Wer konnte je lange in einem Reich bleiben, das so schlecht roch? Höchste Zeit, zu den lieblichen Lichtungen von Waldwurzel zurückzukehren!
    Er hob die Flügel, flog eine weite Kurve und fing den letzten Anblick der scheidenden Nebelelfen auf. Mit einem amüsierten Gluckern sagte er: »Friedensflügel? Gar
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