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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
Autoren: Thomas A. Barron
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zu der leeren Stelle zwischen den Sternen hinaufstreckte, löste sich auf. Nur eine Spur blieb erhalten: eine dünne Fährte schwarzer Funken, die in der Luft hing und bedrohlich knatterte.
    Rhita Gawr brüllte triumphierend. Endlich war er völlig frei.

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Ein einziges Sandkorn
    Macht wird gewöhnlich definiert durch das, was sie tut – ihre Wirkung auf Menschen und Orte, positiv oder negativ. Doch ihre Wirkung ist nicht annähernd so wichtig wie ihr Ursprung. Dort findet man die bleibenden Geheimnisse   … und die stärkste, eigentliche Kraft.
    R hita Gawr bemerkte Basilgarrad, der glühend rote Schein seines Auges durchschnitt die Dunkelheit. Der trauernde Drache, der immer noch Marnyas leblosen Körper mit seiner Flügelspitze streichelte, hatte sich nicht aus dem schlammigen Tümpel gerührt.
    »Du«, brüllte der hochragende Krieger, »wirst der Erste sein, der sterben muss.« Er machte einen schweren Schritt und knallte seinen Fuß in den Sumpf. »Der Erste von vielen.«
    Sein schweifendes rotes Auge warf einen kurzen Blick auf die pendelnde Spur schwarzer Funken, die zum Himmel stieg. Das war, wie er wusste, alles, was von dem dunklen Faden übrig blieb, der ihm die |241| Kraft aus der Anderswelt gebracht hatte; der Rest der Leine hatte sich schließlich aufgelöst. Zum ersten Mal seit er in Avalon angekommen war und die irdische Gestalt eines Trolls angenommen hatte, verzerrte sich Rhita Gawrs Mund zu einem wilden Grinsen. Seine Zeit war endlich gekommen.
    Er machte einen weiteren Riesenschritt auf Basilgarrad zu. Die Gewalt seiner Bewegung erschütterte das ganze Moor, die versteckten Ghule gruben sich tiefer in den Schlamm. Torf- und Schlammbrocken spritzten auf den Rücken des grünen Drachen. Doch der rührte sich immer noch nicht von Marnyas Seite.
    Nicht weit entfernt, jenseits des Tümpels, in den Marnya gefallen war, zitterte Gantas kleiner Körper aus Angst vor dem bulligen Troll. Doch er floh nicht. Durch klappernde Zähne schwor er sich: »Solange Meister Basil bleibt   … bleibe ich auch.«
    Rhita Gawr leuchtete hinunter auf Basilgarrad und erklärte: »Solange du zu feige bist, gegen mich zu kämpfen, werde ich dich einfach zerquetschen, du nutzloses Insekt. Und dann werde ich das Gleiche mit deiner Welt machen.«
    Er hob seinen enormen Fuß und wollte mit seinem ganzen Gewicht auf den Rücken des Drachen stampfen. Mit spöttisch verzogenen Lippen spuckte er aus: »Für mich bist du ein Nichts. Nichts! Für mich bist du so mickrig wie ein Sandkorn.«
    Etwas an diesen Worten rüttelte an Basilgarrad und drängte ihn aus seiner Trauer. Während die |242| Worte des Trolls über den Sumpf hallten, hörte der Drache sie auch in seinem Kopf.
So mickrig wie ein Sandkorn   … Sandkorn   … Sand…
    »Sand«, sagte Basilgarrad. Er schüttelte sich, als wäre er aus einem Albtraum erwacht. Dann schaute er zu Marnya, deren himmelblaue Augen er nie wieder sehen würde. Er zuckte zusammen, dass die Flügel an seine Seiten ratterten. Doch jetzt, zum ersten Mal seit ihrem schrecklichen Sturz, entsann er sich,
warum
sie gekämpft hatte. Warum sie gestorben war. Für Avalon, die Welt, die sie beide liebten.
    Über ihm hob sich der monströse Fuß des Trolls. Doch Basilgarrad achtete nicht darauf. Er versuchte zu angestrengt, sich an etwas mit Sand zu erinnern – etwas, was Dagda einmal zu ihm gesagt hatte. Was war das noch gewesen? Ja, genau! »Genau wie das kleinste Sandkorn eine Waagschale senken kann, so kann das Gewicht des Willens einer Person eine ganze Welt heben.«
    Eine ganze Welt.
In Sekundenschnelle dachte er an Dagdas seltsamen Befehl, von jedem Reich seiner Welt ein kleines Teilchen zu schlucken – ein einziges Sandkorn, einen Wassertropfen, einen Wolkenfetzen. Oft hatte er sich gefragt, warum der große Geist ihm einen so sinnlosen Auftrag gegeben hatte. Schließlich, was konnte er aus einem einzigen Sandkorn gewinnen?
    Seine Drachenbrust hob sich, als er tief einatmete. Plötzlich verstand er! Indem er winzige Teilchen jedes |243| Ortes schluckte, nahm er mehr als einen Teil seiner stofflichen Wunder auf. Und mehr als das, viel mehr, er nahm einen Teil seiner Magie in sich auf.
    Rhita Gawr grinste, er hielt den massigen Fuß über den Drachenrücken. Lauter denn je fing er an zu brüllen: »Und jetzt   …«
    Basilgarrads Augen wurden groß. Nicht wegen der Nähe seines eigenen Todes – sondern wegen der eigentlichen Bedeutung von Dagdas Befehl. Mit rasenden Gedanken erkannte
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