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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Autoren: Patricia Briggs
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er genau, dass ich dem Idioten gerade sagen wollte, das ginge ihn nichts an.
    Und er war tatsächlich ein Idiot, er und wer immer sonst sich hier um die Sicherheit kümmerte. Ein Ausweis mit Foto für das Feenvolk? Das Einzige, was alle vom Feenvolk gemeinsam haben, ist die Fähigkeit, ihr Aussehen mittels eines Schutzzaubers zu verändern. Die Illusion ist so gut, dass sie nicht nur menschliche Sinne täuscht, sondern auch die physische Wirklichkeit. Deshalb kann ein 220-Kilo-Oger, der zehn Fuß groß ist, sich
in Kleidergröße 36 hüllen und einen Miata fahren. Es hat mit Gestaltwandlung nichts zu tun, hat man mir erklärt. Aber es ist ähnlich genug, das ist zumindest meine Meinung.
    Ich weiß nicht, welche Art von Ausweis ich für Angehörige des Feenvolks vorgeschrieben hätte, aber einer mit Foto hatte jedenfalls keinen Sinn. Selbstverständlich strengte sich das Feenvolk gewaltig an, so zu tun, als könnten sie nur eine einzige menschliche Gestalt annehmen. Vielleicht hatten sie einen Bürokraten überzeugen können, ihnen zu glauben.
    »Würden Sie bitte aussteigen, Ma’am«, sagte der Idiot, kam aus seinem Wachhaus und ging um den Pickup herum, bis er sich auf meiner Seite befand.
    Zee nickte. Ich stieg aus.
    Der Wachtposten ging um mich herum, und ich musste mich anstrengen, ihn nicht anzuknurren. Ich mochte es nicht, wenn sich Leute, die ich nicht kannte, hinter mich bewegten. Der Mann war anscheinend nicht ganz so dumm, wie er mir auf den ersten Blick vorgekommen war, denn er bemerkte meinen Ärger offenbar und kam wieder nach vorn.
    »Die da oben mögen keine zivilen Besucher, besonders nicht nach Einbruch der Dunkelheit«, sagte er zu Zee, der ausgestiegen war und sich neben mich gestellt hatte.
    »Ich habe die Erlaubnis, Sir«, erwiderte Zee, immer noch in diesem irritierend unterwürfigen Tonfall.
    Der Wachtposten schnaubte und ging ein paar Seiten auf seinem Klemmbrett durch, obwohl ich nicht glaubte, dass er dort tatsächlich etwas las. »Siebold Adelbertsmiter.« Er sprach es falsch aus, so amerikanisch wie möglich.
»Michael McNellis und Olwen Jones.« Michael McNellis konnte Onkel Mike sein – oder auch nicht. Ich kannte niemanden beim Feenvolk, der Olwen hieß, aber ich konnte die Angehörigen des Feenvolks, deren Namen ich wusste, auch an einer Hand abzählen. Und ich würde noch Finger übrig haben. Die meisten blieben unter sich.
    »Genau«, sagte Zee mit aufgesetzter Geduld, die sich aber echt anhörte; ich wusste nur deshalb, dass sie aufgesetzt war, weil Zee normalerweise keine Geduld mit Idioten hatte – und auch nicht mit anderen Leuten. »Siebold – das bin ich«. Er sprach den Namen ebenso amerikanisch aus, wie O’Donnell es getan hatte.
    Der Mini-Tyrann behielt meinen Führerschein und ging wieder in sein kleines Büro. Ich blieb, wo ich war, also konnte ich nicht genau sehen, was er tat, aber ich hörte, wie jemand auf einer Computertastatur etwas tippte. Nach ein paar Minuten kehrte der Mann zurück und reichte mir meinen Führerschein.
    »Machen Sie keinen Ärger, Mercedes Thompson. Das Feenland ist kein Platz für brave kleine Mädchen.«
    O’Donnell hatte offenbar an dem Tag mit dem Kurs, der ihn sensiblen Umgang mit anderen lehren sollte, krankgefeiert. Normalerweise kratzten mich solche Dinge nicht, aber etwas an der Art, wie er »kleines Mädchen« sagte, ließ mich die Beleidigung zu deutlich spüren. Ich sah Zees warnenden Blick, nahm den Führerschein, steckte ihn wieder ein und versuchte, für mich zu behalten, was ich wirklich dachte.
    Offenbar war meine Miene jedoch nicht ausdruckslos genug, denn der Wachmann brachte sein Gesicht ganz nah an meins. »Haben Sie mich verstanden, Kleine?«

    Ich konnte den Honigschinken und den Senf des Sandwichs riechen, das er zum Abendessen gehabt hatte. Den Knoblauch hatte er wahrscheinlich am Vorabend gegessen. Vielleicht auf einer Pizza oder Nudeln.
    »Verstanden«, sagte ich so neutral wie möglich, was, wie ich zugeben muss, nicht besonders überzeugend war.
    Er nestelte an der Handfeuerwaffe an seiner Hüfte. Dann sah er Zee an. »Sie darf zwei Stunden bleiben. Wenn sie bis zehn nicht wieder draußen ist, kommen wir sie suchen.«
    Zee neigte den Kopf, wie es Kämpfer in Karatefilmen vor Duellen taten, ohne den Blick vom Gesicht des Wachtpostens zu nehmen. Er wartete, bis O’Donnell in sein Büro zurückgekehrt war, bevor er wieder ins Auto stieg, und ich folgte seinem Beispiel.
    Das Metalltor glitt mit einem Widerstreben
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