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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Autoren: Patricia Briggs
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auf, das O’Donnells Haltung zu entsprechen schien. Der Stahl, aus dem es bestand, war das erste Anzeichen von Kompetenz, das ich hier gesehen hatte. Falls es in den Mauern keine Verstärkung aus Stahl gab, würde der Beton vielleicht Leute wie mich fernhalten, aber nie genügen, um das Feenvolk einzusperren. Der Stacheldraht glänzte zu intensiv, um nicht aus Aluminium zu sein, und Aluminium stört das Feenvolk überhaupt nicht. Nach außen hin war das Reservat selbstverständlich auch eingerichtet worden, um das Feenvolk zu schützen, also sollte es nicht zählen, dass sie kommen und gehen konnten, wie sie wollten, bewachtes Tor oder nicht.
    Zee fuhr durch das Tor.
    Ich weiß nicht, was ich vom Reservat erwartet hatte; vielleicht militärische Kasernen oder englische Cottages.
Stattdessen gab es Reihen von gepflegten einstöckigen Häusern mit angebauten Garagen für ein einzelnes Auto, Gärten von identischer Größe mit identischen Zäunen, Maschendraht vorn am Grundstück und sechs Fuß hohe Zedernbretter, die Hinterhöfe einzäunten.
    Das Einzige, was die Häuser voneinander unterschied, waren die Verputzfarbe und die Pflanzen in den Vorgärten. Ich wusste, dass dieses Reservat seit den achtziger Jahren bestand, aber es sah aus, als wäre alles erst vor einem Jahr gebaut worden.
    Hier und da gab es Autos, überwiegend SUVs und Pickups, aber ich sah keine Leute. Das einzige Anzeichen von Leben – außer Zees und meiner Anwesenheit – war ein großer schwarzer Hund, der uns aus dem Vorgarten eines hellgelben Hauses heraus mit intelligentem Blick beobachtete.
    Der Hund machte die Vorstadtidylle ein wenig zu unheimlich.
    Ich wollte gerade etwas darüber sagen, als mir klar wurde, dass meine Nase mir seltsame Dinge mitteilte.
    »Wo ist das Wasser?«, fragte ich.
    »Welches Wasser?« Er zog eine Braue hoch.
    »Ich rieche Sumpf; Wasser, Fäulnis und Dinge, die wachsen.«
    Er sah mich auf eine Weise an, die ich nicht deuten konnte. »Das habe ich Onkel Mike schon ein paarmal gesagt. Unsere Schutzzauber funktionieren gut gegenüber dem Augenlicht und dem Tastsinn, sehr gut, was Geschmackssinn und Hörvermögen angeht, aber nicht so gut beim Geruchssinn. Die meisten Menschen können allerdings nicht gut genug riechen, um etwas zu bemerken. Du
hast gerochen, dass ich zum Feenvolk gehöre, sobald wir uns kennen gelernt haben.«
    Tatsächlich irrte er sich. Mir waren noch keine zwei Personen begegnet, die genau gleich rochen – ich hatte angenommen, dass dieser erdige Geruch, den er und sein Sohn Tad teilten, einfach nur ihre individuelle Ausdünstung war. Erst lange Zeit später hatte ich gelernt, zwischen Feenvolk und Menschen zu unterscheiden. Wenn man nicht innerhalb einer Autostunde von einem ihrer vier Reservate lebte, waren die Chancen, einem vom Feenvolk zu begegnen, nicht sonderlich groß. Bevor ich in die Tri-Cities gezogen war und angefangen hatte, für Zee zu arbeiten, war ich nie wissentlich einem von ihnen begegnet.
    »Wo ist der Sumpf also?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, du wirst alles durchschauen können, was unser Mörder anwendet, um sich zu verbergen. Aber um deiner selbst willen, mein Schatz, hoffe ich, dass du dem Reservat seine Geheimnisse lässt.«
    Er bog in eine Straße ein, die genauso aussah wie die ersten vier, an denen wir vorbeigefahren waren – nur dass hier in einem der Vorgärten ein kleines Mädchen von etwa acht oder neun Jahren mit einem Jojo spielte. Sie behielt das sich drehende, schwingende Spielzeug gut im Auge, und das änderte sich auch nicht, als Zee den Wagen vor ihrem Haus parkte. Als Zee die Gartentür öffnete, fing sie das Jojo mit einer Hand auf und sah uns aus Augen an, die zu einer Erwachsenen gehörten.
    »Niemand hat das Haus betreten«, sagte sie.
    Zee nickte. »Das hier ist der letzte Tatort«, sagte er. »Wir haben den Mord heute früh entdeckt. Es gibt noch sechs andere. In den anderen Häusern sind in der Zwischenzeit
viele ein und aus gegangen, aber außer ihr hier« – er nickte dem Mädchen zu –, »die zum Rat gehört, und Onkel Mike ist seit dem Mord niemand in diesem Haus gewesen.«
    Ich sah das Mädchen an, das angeblich zum Rat gehörte, und sie lächelte mich an und ließ ihren Kaugummi knallen.
    Ich kam zu dem Schluss, dass es am sichersten wäre, sie zu ignorieren. »Du willst, dass ich versuche, ob ich riechen kann, wer in all den Häusern war?«
    »Wenn das möglich ist.«
    »Es gibt keine Datei, in der Gerüche aufbewahrt
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