Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
interessanter war als einer der hübschen Männer auf dem Bildschirm. Er war wirklich.
    Dem Aussehen nach entsprach er beinahe vollkommen dem Stereotyp des Schwulen, vom Gel in seinem wöchentlich geschnittenen dunkelbraunen Haar bis zu seiner geschmackvollen, teuren Designerkleidung. Wenn die Leute nicht genauer hinschauten, entging ihnen die scharfe Intelligenz, die sich hinter diesem ansprechenden Äußeren verbarg. Was, weil er nun einmal Kyle war, einen wichtigen Grund für die Fassade darstellte.
    »Dieses Machwerk ist wirklich nicht schlecht genug für einen Abend des schlechten Films«, fuhr Kyle fort und störte sich nicht daran, die Ausführungen des Leinwandvampirs damit zu unterbrechen; wir sahen uns den Streifen schließlich nicht wegen der spannenden Dialoge an. »Ich hätte ja Blade III ausgeliehen, aber seltsamerweise war der schon weg.«
    »Jeder Film mit Wesley Snipes ist es wert, ihn sich anzusehen, selbst wenn man den Ton abstellen muss.« Ich drehte und wand mich, damit ich eine Handvoll Popcorn aus Warrens Schüssel greifen konnte. Er war immer noch zu dünn; das und ein Hinken erinnerten daran, dass er nur einen Monat zuvor so schwer verletzt worden war, dass ich gedacht hatte, er würde es nicht überleben. Werwölfe sind Gott sei Dank zäh, denn sonst hätten wir ihn an einen von einem Dämon besessenen Vampir verloren. Dieser Vampir
war der erste gewesen, den ich getötet hatte – mit dem Wissen und der Erlaubnis der hiesigen Herrin der Vampire. Sie hatte nicht unbedingt gewollt, dass ich ihn beseitigte, aber das änderte nichts an ihrer Billigung. Sie konnte mir wegen seines Todes nichts anhaben – und noch wusste sie nicht, dass ich auch noch für einen zweiten toten Vampir verantwortlich war.
    »Solange er keine Frauenkleidung trägt«, warf Warren mit seinem schleppenden Akzent ein.
    Kyle schnaubte zustimmend. »Wesley Snipes mag ein wunderschöner Mann sein, aber er gibt eine verdammt hässliche Frau ab.«
    »Hey«, widersprach ich und konzentrierte mich wieder auf das Gespräch. »To Wong Foo war ein verdammt guter Film.« Wir hatten ihn letzte Woche bei mir zu Hause angesehen.
    Ein leises Summen erklang aus dem Erdgeschoss, Kyle rollte sich von der Couch und kam mit einer geschmeidigen, tänzelnden Bewegung auf die Beine, die Warren leider entging. Er konzentrierte sich immer noch auf den Bildschirm, obwohl sein Grinsen wahrscheinlich nicht die Reaktion war, die die Filmmacher bei der blutdürstigen Szene im Sinn gehabt hatten. Meine Gefühle lagen dem erwünschten Ergebnis viel näher. Es fiel mir nur allzu leicht, mir mich selbst als das Opfer vorzustellen.
    »Die Brownies sind fertig, meine Lieben«, sagte Kyle. »Will jemand noch etwas trinken?«
    »Nein danke.« Es ist nur ein Film, dachte ich, während ich den Vampir beim Bluttrinken beobachtete.
    »Warren?«
    Dass er seinen Namen hörte, veranlasste Warren schließlich
doch noch, den Blick vom Bildschirm loszureißen. »Wasser wäre nett.«
    Warren war nicht so hübsch wie Kyle, aber er hatte den Raubein-Look wirklich drauf. Er sah Kyle mit gierigem Blick hinterher, als dieser die Treppe hinunterging.
    Ich lächelte in mich hinein. Es war schön zu sehen, dass Warren endlich doch glücklich war. Aber der Blick, den er mir zuwarf, als Kyle nicht mehr zu sehen war, war ernst. Er benutzte die Fernbedienung, um die Lautstärke zu erhöhen, und als damit sichergestellt war, dass Kyle uns über den Film hinweg nicht hören würde, setzte er sich und sah mich an.
    »Du musst dich entscheiden«, sagte er eindringlich. »Adam oder Samuel oder keiner von beiden. Aber du kannst sie nicht ewig warten lassen.«
    Adam war der Alpha des hiesigen Werwolfsrudels, und manchmal ging ich mit ihm aus. Samuel war meine erste Liebe gewesen, der erste Mann, der mir das Herz gebrochen hatte, und derzeit war er mein Mitbewohner. Nur mein Mitbewohner – obwohl er gerne mehr als das gewesen wäre.
    Ich traute keinem von ihnen. Samuels scheinbare Unbeschwertheit war eine Fassade, hinter der sich ein geduldiges und gnadenloses Raubtier verbarg. Und Adam … nun, Adam machte mir ganz einfach Angst. Und ich fürchtete sehr, dass ich sie beide liebte.
    »Ich weiß.«
    Warren wandte den Blick ab, ein eindeutiges Zeichen, dass er nervös war. »Ich habe mir heute Früh die Zähne nicht mit Schießpulver geputzt, damit ich solche Bemerkungen einfach abfeuern kann, Mercy, aber die Situation
ist wirklich ernst. Ich weiß, es ist schwierig für dich, aber wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher