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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Autoren: Patricia Briggs
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war ein nettes zweistöckiges Gebäude, das vor vielleicht zehn Jahren auf diesem Grundstück errichtet worden war. Sie hatten einen Hund, der mir einen Blick zuwarf und ohne zu bellen auf uns zulief, aber wieder stehen blieb, sobald Warren knurrte – oder vielleicht roch er auch nur den Werwolf an ihm.

    Ich senkte die Nase und suchte nach der Spur, von der ich hoffte, sie finden zu können. Es war Sommer, und der Fluss verlief nur eine Viertelmeile entfernt. Die meisten Jungen würden … ja. Da war sie.
    Ich hatte daran gedacht, Jacob Summers zu Hause aufzusuchen, aber es würde schwer werden, ihm zu erklären, wieso ich mit ihm allein sprechen wollte. Ich war nicht einmal vollkommen sicher, was ich ihm sagen wollte oder ob ich mich überhaupt mit ihm unterhalten wollte.
    Die Straße führte bis beinahe zum Fluss und ging dann ins Brachland über, nachdem sie den Kanal überquert hatte. Ich fand Jacobs Lieblingsplatz, indem ich seiner Spur folgte: Am Flussufer gab es einen ziemlich großen Felsblock.
    Ich sprang darauf und starrte auf den Fluss hinaus, wie Jacob es offenbar häufig tat.
    »Du denkst doch nicht etwa daran, in den Fluss zu springen, Mercy?«, fragte Warren. »Ich war selbst als Mensch kein besonders guter Schwimmer, und im Lauf der Jahre hat sich das nicht gebessert.«
    Ich blickte ihn verächtlich an, dann erinnerte ich mich daran, dass Tim mir befohlen hatte, mich aus Liebe zu ihm zu ertränken.
    »Gut zu wissen«, sagte er und setzte sich neben mich ans felsige Ufer.
    Er beugte sich vor und zupfte ein abgerissenes Stück Angelschnur vom Boden, komplett mit Haken und Blei, und ein paar alte Bierdosen. Er steckte den Haken in eine der Dosen. Dann richtete er sich auf und sah sich um.
    »Spürst du das?«, fragte er mich. »Die Temperatur ist
gerade um zehn Grad gefallen. Könnte dein Freund Fideal in der Nähe sein?«
    Ich wusste, wieso es kälter geworden war. Austin Summers stand neben mir und tätschelte mich mit seiner kalten, toten Hand. Als ich zu ihm aufblickte, schaute er auf den Fluss hinaus, so wie ich es getan hatte.
    Warren ging am Ufer auf und ab und hielt Ausschau nach Fideal. Er wusste nicht, dass wir nicht mehr allein waren.
    »Sag es meinem Bruder.« Austin wandte sich nicht von dem tiefblauen Wasser ab. »Nicht meinen Eltern, sie würden es nicht verstehen. Sie glauben lieber, dass ich mich umgebracht als dass ich mich Tims Zaubertrank ergeben habe. Sie verwechseln solche Dinge mit Satanismus.« Er lächelte dünn, und eine Spur von Verachtung schlich sich in seine Stimme. »Aber mein Bruder muss wissen, dass ich ihn nicht im Stich gelassen habe. Und du hast Recht. Das hier ist ein guter Platz. Hier sitzt er, wenn er nachdenken will.«
    Ich lehnte mich ein wenig gegen seine Hand.
    »Gut«, sagte er.
    Wir saßen noch lange da, bevor er verblasste. Kurz darauf verlor ich seine Witterung, aber ich spürte seine Finger immer noch in meinem Fell, bis ich vom Stein sprang und wieder nach Hause ging, gefolgt von Warren, der zwei zerknitterte Bierdosen in der Hand hatte.
    »Gab es etwas, was du hier erledigen wolltest?«, fragte er. »Oder wolltest du nur auf den Fluss hinausstarren – das hättest du auch tun können, ohne hier herauszukommen.«
    Ich wedelte mit dem Schwanz, versuchte aber nicht, ihm auf andere Weise zu antworten.

    Der nächste Schritt verlangte, dass ich Menschengestalt annahm. Ich brauchte zwanzig Minuten im abgeschlossenen Bad, bevor ich es über mich bringen konnte. Es war dumm, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich als Mensch verwundbarer als in Kojotengestalt.
    Warren klopfte an die Tür um mir zu sagen, dass er nach Hause gehen und ein bisschen schlafen würde, und dass Samuel am Abend zu Hause sein würde.
    »Okay«, sagte ich.
    Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören: »Du wirst schon wieder, Mädchen.« Er klopfte noch einmal an die Tür und ging dann.
    Ich starrte mein menschliches Gesicht im Spiegel an und hoffte, dass er Recht hatte. Das Leben als Kojote war einfacher.
    »Du Weichei«, beschimpfte ich mich und ging unter die Dusche, ohne vorher die Heizung einzuschalten.
    Ich duschte, bis das Wasser kalt wurde, was einige Zeit dauerte. Eine der Verbesserungen, die Samuel vorgenommen hatte, war der Einbau eines viel größeren Heißwassertanks gewesen, obwohl der alte noch tadellos funktioniert hatte.
    Mit Gänsehaut überzogen flocht ich mein Haar, ohne dazu in den Spiegel zu sehen. Ich hatte vergessen, saubere Sachen mit ins Bad zu nehmen,
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