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Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok

Titel: Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
Autoren: Patricia Briggs
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dich behalten.«
    Mein unabhängiges Wesen, was sich sicher bald wieder regen würde, wäre über seine besitzergreifende, arrogante, mittelalterliche Art empört gewesen. Aber …
    Tims Fluch, dass ich immer allein sein würde, hatte mich besonders schwer getroffen, weil … weil es etwas war, was ich bereits kannte. Nichts ließ einen so gut verstehen, dass ›Anderssein‹ bedeutet, nicht dazu zugehören, wie als Kojote unter Werwölfen aufzuwachsen. Ich gehörte auch nicht zu meiner menschlichen Familie, obwohl ich sie liebe und sie mich ebenfalls lieben.
    Unter dem Gewicht der unverhohlenen Absicht, die mit Adams Worten begann und sich in seinem Körper ausbreitete, geriet meine gesamte Welt ins Wanken.
    Er schlief schließlich ein, an mich geschmiegt, als wäre er in Wolfsgestalt, aber die angespannten Falten blieben und ließen ihn älter aussehen – als wäre er dreißig oder
so. Fest an Adam geschmiegt sah ich zu, wie der Himmel heller wurde und der neue Tag begann.
    Irgendwo im Haus klingelte ein Telefon.
    Adam hörte es ebenfalls. Jesses Tür ging auf, und sie lief die Treppe hinunter und ging an den Apparat.
    Ich konnte nicht so recht hören, was sie sagte, weil sie in der Küche war, aber ihr Tonfall wandelte sich rasch von höflich zu respektvoll.
    Adam stand auf, mit mir in den Armen, dann setzte er mich auf dem Bett ab. »Du bleibst hier.«
    »Dad? Bran ist am Telefon.«
    Er öffnete die Tür. »Danke, Jesse.«
    Sie reichte ihm das Telefon und spähte um die Tür herum zu mir. Ihre Augen waren geschwollen. Hatte sie geweint?
    »Mach dich fertig für die Schule«, sagte Adam zu ihr »Mercy kommt wieder in Ordnung.«
    Es war Donnerstagmorgen. Der Gedanke ließ mich aufschrecken – ich musste zur Arbeit … dann sank ich wieder aufs Bett. Ich würde nicht in die Werkstatt gehen, nicht, wenn noch irgendwelche Stücke von Tim dort herumlagen. Ich sollte Gabriel anrufen und ihm sagen, dass er nach der Schule nicht vorbeizukommen brauchte. Ich sollte …
    »… jemand hat ihnen ein Video geschickt, das zeigt, wie du Mercys Vergewaltiger zerrissen hast. Ich verstehe deine Haltung vollkommen und hätte zweifellos das Gleiche getan, aber diese ganze Sache bringt uns in eine unangenehme Position. Dieses Gesetz darf nicht verabschiedet werden.« Brans Stimme zog über mich hinweg wie ein kühler, ruhiger Wind, der nichts mit dem zu tun hatte, was er sagte, aber alles damit, dass er Bran war.

    »Wie viel von dem Video haben sie?«, knurrte Adam.
    »Offensichtlich nicht genug. Wer immer es geschickt hat behauptete, es zeige einen Alpha-Werwolf, der unprovoziert einen Menschen angreift. Ich würde dich bitten, das gesamte Video mitzunehmen – ich verlasse mich darauf, dass es nicht zeigt, wie unsere Mercy sich verändert.«
    »Nein. Aber es zeigt sie ohne Kleidung.«
    »Das wird Mercy nicht stören, aber vielleicht ist es möglich, schwarze Balken zu benutzen, wie in den Nachrichten.«
    »Ja. Ich bin sicher, dass Ben das einrichten kann.« Adam klang müde. »Du willst, dass ich mitgehe, nicht wahr?«
    »Ich schicke Charles mit. Ich bin sicher, wenn sie das ganze Video gesehen haben, werden die meisten in der Kommission dir gratulieren wollen. Und die anderen werden den Mund halten.«
    »Ich will nicht, dass das Video ins Internet gerät«, knurrte Adam. »Nicht Mercys –«
    »Ich denke, wir können dafür sorgen, dass das nicht passiert. Der Abgeordnete war sich bewusst, wer ihm das Band geschickt hat. Ich werde dafür sorgen, dass er sich darum kümmert.«
    Adam sah mich nicht an. Ich sprang vom Bett und schlüpfte durch die immer noch offene Tür.
    Ich wollte nichts mehr hören. Ich wollte nicht daran denken, dass irgendwelche Leute sich das Video vom Vorabend ansahen. Ich wollte nach Hause.
    Am Fuß der Treppe stand Warren und sprach mit Ben, also schlüpfte ich in Jesses Zimmer, bevor er aufblickte.
    »Mercy?« Jesse saß auf ihrem Bett, ihre Hausaufgaben vor sich ausgebreitet.

    Ich sprang auf die Fensterbank ihres offenen Fensters, das immer noch kein Fliegengitter hatte, aber etwas an ihrer Stimme ließ mich innehalten. Ich sprang auf ihr Bett und berührte liebevoll ihren Nacken. Sie umarmte mich schnell, bevor ich mich ihr wieder entzog und aus dem Fenster sprang.
    Ich hatte vergessen, dass Tim meinen Arm zermalmt hatte – in Kojotengestalt das Vorderbein –, aber es hielt gut, als ich vom niedrigsten Punkt des Daches auf den Boden sprang. Nemane hatte recht gehabt, was die anderen Eigenschaften des
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