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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne
Autoren: Arnaldur Indridason
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kamen näher, als der Greis etwas in seiner Sprache zu ihnen sagte und stehen blieb. Der Mann mit dem Revolver steckte ihn wieder ein.
    »Bleib du hier bei ihnen«, wies Erlendur Sigurður Óli an und telefonierte wieder nach Verstärkung.
    Erlendur schob sich an der Gruppe vorbei und ging weiter den Gang entlang. Er verbeugte sich knapp und blickte dem Greis in die Augen, der ebenfalls den Kopf senkte. Kurze Zeit später war Erlendur beim Aufzug angekommen und sah, dass er im Keller feststeckte. Er wusste, dass es noch einen anderen Aufzug in den Keller gab, aber die Pläne des Hauses hatten nicht zu erkennen gegeben, ob auch eine Treppe in den Keller führte. Er versuchte sich zu erinnern, wo der andere Lift sein musste, rannte den Gang entlang, der ihn aber im Kreis führte, sodass er bald wieder in der Eingangshalle des Hauses stand. Wieder durchquerte er den großen Empfangssaal und fand an dessen Ende eine Tür, die in ein großes Büro führte. Er ging davon aus, dass es sich um Sævar Kreutz’ Büro handelte. Er sah keine Aufzugtüren, aber als er die Wände des Zimmers abcheckte, um eine eventuelle Geheimtür zu finden, entdeckte er sie hinter dicken Samtgardinen. Die Tür öffnete sich geräuschlos, nachdem er den Knopf betätigt hatte, und er betrat den Aufzug, der langsam nach unten glitt. Erlendur gelangte in einen riesigen, hell erleuchteten Raum voller Apparate und Geräte, mit denen er nichts anfangen konnte. Vorsichtig bewegte er sich vorwärts und fragte laut, ob jemand da drinnen sei, aber er erhielt keine Antwort. Am Ende des Raums befanden sich drei Türen, von denen eine anscheinend aufgebrochen worden war. Als er das Zimmer betrat, sah er vier große zylindrische Glasbehälter, die auf Holzsockeln standen. Die Flüssigkeit war so trübe, dass er nicht erkennen konnte, was diese Behälter enthielten, aber in dem einen schien sich etwas zu befinden, das wie ein Bein und ein Arm aussah. Als er näher herantrat, kam es ihm so vor, als starre ihn aus einem der Behälter ein Kindergesicht an.
    Erlendur wich entsetzt zurück und stieß an einen Stahltisch auf Rollen. Der Tisch kippte um und einige Stahltabletts gingen zu Boden und tanzten mit schepperndem Geräusch um ihn herum. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Mann sich ihm ganz langsam näherte. Der Mann trat langsam auf ihn zu und reichte ihm die Hand, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.
    »Wer bist du?«, fragte er, indem er aufstand, immer noch geschockt von dem, was er in dem Glaszylinder erblickt hatte.
    »Mein Name ist Kristján«, antwortete der Mann, »ich liege hier in dem vierten Behälter. Möchtest du sehen, wie ich war, als ich klein war?«
    Erlendur folgte ihm wieder zu dem vierten Glaszylinder. »So was können die einem antun, diese verfluchten Schweine. Wir haben gedacht, es ginge um Experimente, aber die haben uns geklont«, sagte Kiddi Kolke.
    »Geklont?«, sagte Erlendur fassungslos. »Geklont? Hat Sævar Kreutz Menschen geklont?«
    »In Zusammenarbeit mit dieser deutschen Firma. Der Kreutz-Konzern hat so ein Versuchslabor eingerichtet, und Sævar hat ihnen die Blutproben von den Jungs aus meiner Klasse übergeben.«
    »Das ist doch nicht möglich. Sævar hat Menschen geklont?«, sagte Erlendur tonlos.
    »Sie waren im Begriff, einem Milliardär aus Korea seinen eigenen Klon zu verkaufen. Er wollte das ewige Leben! Der Markt reguliert das Angebot, verstehst du? Für Geld kann und darf alles gemacht werden. Sogar das ewige Leben kann man sich kaufen.«
    »Moment mal, heißt du Kristján?«, fragte Erlendur. »Bist du dann der, der Kiddi Kolke genannt wurde?«
    »Und du bist wahrscheinlich von der Kriminalpolizei, Erlendur, oder wie? Pálmi und ich sind hier etwa vor einer Stunde angekommen, und Sævar Kreutz hat uns einen Vortrag gehalten.«
    »Wo ist Pálmi?«
    Pálmi ist hier im Zimmer nebenan. Er ist auf der Suche nach Danni. Nach Daníel, seinem großen Bruder.«
    »Daníel?«, wiederholte Erlendur entgeistert. Ihm war immer noch nicht richtig klar, um was es hier eigentlich ging. »Arbeitet hier sonst niemand?«, fragte er und blickte sich um.
    »Außer dem Sicherheitsmenschen und dem alten Koreaner haben wir niemanden gesehen. Erik Faxell, mit dem musst du sprechen. Der hat gesagt, dass Sævar Kreutz hier viele Jahre lang regelmäßig Besuch von Angehörigen des Kreutz-Konzerns bekommen hat, Gruppen, die sich für kürzere oder längere Zeit bei ihm aufhielten. Erik hat behauptet, sie wären im Auftrag des
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