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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Autoren: Joe Navarro
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zwangsläufig einstellt. Dasselbe Unbehagen kann natürlich auch das Ergebnis von Schuldgefühlen, einem schlechten Gewissen, der Verheimlichung von Informationen oder schlichtweg einer Lüge sein. All dies ist denkbar und möglich, aber da Sie nun wissen, wie Sie Ihre Fragen am besten formulieren, Zeichen des Unbehagens erkennen und Ihnen überdies die Notwendigkeit bewusst ist, dass Sie diese Verhaltensweisen jeweils im Kontext betrachten sollten, haben Sie einen soliden Ausgangspunkt. Nur beharrliches Nachfragen, Beobachten und Verifizieren körpersprachlicher Signale führen ans Ziel. Es gibt keine Möglichkeit, jemanden davon abzuhalten, uns anzulügen, aber wir können zumindest gewappnet sein, wenn man versucht, uns hinters Licht zu führen.
    Zum Schluss noch ein Hinweis: Seien Sie vorsichtig und hüten Sie sich davor, jemanden als Lügner abzustempeln, wenn Ihnen nicht genügend Informationen vorliegen oder Sie sich womöglich sogar nur auf eine einzige Beobachtung stützen können. Viele gute Beziehungen sind auf diese Weise schon in die Brüche gegangen. Vergessen Sie nicht: Wenn es darum geht, eine Täuschung als solche zu entlarven, sind selbst erfahrene Fachleute wie ich nicht vor Fehlinterpretationen gefeit. Denken Sie immer daran: Die Wahrscheinlichkeit, jemandem eine Lüge einzig und allein mithilfe nonverbaler Signale nachzuweisen, beträgt gerade einmal 50 Prozent. Und das ist einfach zu wenig für eine derart schwerwiegende Anschuldigung.

9. Zu guter Letzt noch ein paar Gedanken mit auf den Weg
    Eine Freundin erzählte mir neulich eine Geschichte, die das Thema dieses Buches aufgreift und gleichzeitig jeden vor einer großen Verlegenheit bewahren kann, der jemals in Coral Gables, Florida, nach einer bestimmten Straße sucht. Diese Freundin fuhr ihre Tochter zu einem Foto-Shooting in die besagte Stadt, die mehrere Autostunden von ihrem Wohnort Tampa entfernt liegt. Weil sie noch nie zuvor in Coral Gables gewesen war, zog sie eine Karte zu Rate und ermittelte so die beste Route dorthin. Alles verlief nach Plan, bis sie in der Stadt eintraf und anfing, nach Straßenschildern Ausschau zu halten. Es gab aber keine. Sie fuhr 20 Minuten lang über namenlose Kreuzungen, doch weit und breit war kein Schild in Sicht. Schließlich hielt sie verzweifelt an einer Tankstelle und fragte, wie um Himmels willen sich irgendjemand in dieser Stadt zurechtfinden sollte. »Sie sind nicht die Erste, die das fragt«, nickte der Tankwart mitfühlend. »An der Kreuzung müssen Sie nach unten sehen, nicht nach oben. Die Straßenschilder sind kleine verwitterte Steinquader, auf welche die Straßennamen aufgemalt sind. Sie befinden sich auf dem Boden, gleich neben dem Gehweg.« Meine Freundin hielt sich an den Rat und fand kurz darauf ihr Ziel. »Kein Wunder«, bemerkte sie, »ich hatte die ganze Zeit auf etwa zwei Metern Höhe nach Straßenschildern Ausschau gehalten - und nicht knapp über dem Boden. Am erstaunlichsten aber war«, fügte sie hinzu, »dass die Zeichen im Grunde klar und deutlich erkennbar waren. Als ich erst einmal wusste, wonach und vor allem wo ich suchen musste, hatte ich keine Probleme mehr damit, den Weg zu finden.«
    In diesem Buch geht es ebenfalls um Zeichen. Wenn es um menschliches Verhalten geht, gibt es grundsätzlich zwei Arten davon, verbale und nonverbale. Jeder von uns hat gelernt, die verbalen Zeichen zu verstehen und zu deuten. Analog zum Beispiel von eben also jene Zeichen, die für jeden klar verständlich sind und anhand deren wir uns gewohnheitsmäßig orientieren. Dann gibt es noch die nonverbalen Zeichen, die zwar schon immer da waren, aber die viele von uns bis heute nicht zu sehen gelernt haben, weil niemand ihnen je gesagt hat, wo sie danach suchen sollen. Wenn wir aber erst einmal gelernt haben, nonverbale Zeichen zu erkennen und zu lesen, entsprechen unsere Reaktionen ziemlich exakt denen meiner Freundin: »Als ich erst einmal wusste, wonach und vor allem wo ich suchen musste, hatte ich keine Probleme mehr damit, den Weg zu finden.«
    Ich hoffe, dass Sie mithilfe dieses Buches ein besseres Verständnis für nonverbales Verhalten entwickeln und dadurch eine tiefere, profundere Einsicht in die Welt erlangen, die Sie umgibt. Und dass Sie nun in der Lage sind, zwei Sprachen zu sehen und zu hören - eine gesprochene und eine lautlose. Beide Sprachen zusammengenommen ergeben ein umfassendes, farbenfrohes Gesamtbild menschlichen Lebens. Dieses Ziel zu verfolgen lohnt sich auf jeden Fall
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