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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Autoren: Joe Navarro
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    Laut Aldert Vrij und anderen Experten deutet ein Ausbleiben von Armbewegungen und somit fehlende Akzentuierung des Gesagten auf eine Täuschung hin. Das Problem ist, dass es keine Möglichkeit gibt, dies zu messen, schon gar nicht in einem öffentlichen oder gesellschaftlichen Umfeld. Dennoch sollten Sie festhalten, wann und in welchem Zusammenhang dieses Verhalten auftritt, insbesondere wenn es mit einem wichtigen Thema, das zur Sprache gebracht wird, korreliert (Vrij, 2003, 25-27). Jede plötzliche Änderung im Bewegungsverhalten spiegelt eine bestimmte Gehirnaktivität wider. Wenn die Arme einer Person zuerst lebhaft sind und dann plötzlich eine starre Haltung einnehmen, dann muss es einen Grund dafür geben; dabei kann es sich um einen plötzlichen Stimmungswechsel, aber auch (möglicherweise) um eine Täuschung handeln.

    Abbildung 88: Wenn jemand längere Zeit derart angespannt auf einem Stuhl sitzt, weist das auf großen Stress und Unbehagen hin.
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Lügner nur relativ selten mit ihren gespreizten Fingern ein Dach formen. Ich halte auch nach weißen Fingerknöcheln Ausschau, die darauf zurückzuführen sind, dass jemand die Armlehnen seines Stuhls so fest umklammert hält, als säße er auf einem Schleudersitz. Leider können sich diese angespannt wirkenden Zeitgenossen nicht wie gewünscht aus dem Gespräch hinauskatapultieren. Viele polizeiliche Ermittler haben außerdem die Beobachtung gemacht, dass Menschen, die lügen, ihren Kopf oder ihre Gliedmaßen möglichst starr halten und sich mit ihren Händen am Stuhl festhalten; dabei handelt es sich aber keinesfalls um eine allgemeingültige, bestätigte Feststellung (Schafer & Navarro, 2003, 66).
    Wenn jemand die Unwahrheit sagt, vermeidet er nicht nur den Körperkontakt zu anderen Menschen, sondern unterlässt es auch, Gegenstände wie ein Podium oder einen Tisch zu berühren. Ich habe noch nie gesehen oder gehört, dass jemand log: »Ich war es nicht«, und dabei zur Bestätigung mit der Faust auf den Tisch schlug. Normalerweise hört man eher schwache, ausdruckslose Aussagen, die von nicht minder unscheinbaren Gesten begleitet werden. Eine Person, die vorsätzlich die Unwahrheit sagt, ist von ihren Äußerungen in der Regel nur wenig überzeugt; daher fehlt es ihr an Hingabe und Überzeugungskraft. Obwohl ihr »denkendes« Gehirn (Neocortex) darüber entscheidet, was gesagt werden soll, um zum Beispiel einen Ermittler in die Irre zu führen, spielt das »emotionale« Gehirn (das limbische System - also der Teil des Gehirns, der ehrlich Auskunft über Emotionen gibt) bei der Scharade nicht mit. Daher werden die Aussagen nicht mittels einer entsprechenden Mimik und Gestik betont. Gefühle sind nur schwer vorzutäuschen. Versuchen Sie einmal, jemanden aufrichtig anzulächeln, den Sie nicht mögen. Das wird Ihnen mit Sicherheit extrem schwerfallen. Wie das falsche Lächeln gehen auch Falschaussagen mit ausdruckslosen oder passiven - auf jeden Fall wenig überzeugenden - nonverbalen Verhaltensweisen einher.
    Die bittende Position
    Hält jemand seine ausgebreiteten Arme vor den Körper, wobei die Handflächen nach oben zeigen, bezeichne ich dies als bittende (oder auch »betende«) Geste (siehe Abbildung 89). Betende Menschen drehen ihre Handflächen nach oben, um göttlichen Beistand zu erflehen. In ähnlicher Weise richten Soldaten ihre Handflächen nach vorne, wenn sie sich in Gefangenschaft begeben. Dieses Verhalten kommt auch bei Menschen vor, die ihrem Gegenüber etwas glaubhaft machen wollen. Beobachten Sie in einem Gespräch einmal gründlich die Person, mit der Sie reden. Sobald diese zu einer Behauptung ansetzt, achten Sie darauf, ob ihre Handflächen nach oben oder nach unten zeigen. In normalen Gesprächssituationen, in denen Gedanken ausgetauscht werden und keine Partei einen bestimmten Aspekt besonders energisch vertritt, kann beides vorkommen, das heißt also, bei einigen Menschen zeigen die Handflächen nach oben, bei anderen nach unten.
    Abbildung 90: Aussagen, die mit nach unten gedrehten Handflächen getroffen werden, sind prägnanter
    _ und souveräner als Aussagen, bei

     
    denen die Handflächen nach oben Abbildung 89: Wenn eine Person die zeigen.
    Handflächen nach oben dreht, deutet das normalerweise an, dass sie möchte, dass man ihr glaubt oder sie akzeptiert. Es handelt sich dabei nicht um eine dominante, souveräne Geste.
    Wenn jemand aber eine leidenschaftliche und dringliche
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