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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition)
Autoren: Nancy Salchow
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nachdem sie meine erste Kolumne gelesen und freigegeben hat. Bekommst du bestimmt noch besser hin, hat sie gesagt. Aber für den Anfang ist es schon sehr gut. Was soll ich denn davon halten? Dann meinte sie noch, dass sie meine Seele spüren möchte, meine Emotionen. Da musste ich dann beinahe schon lachen. Wen interessiert denn hier bitte MEINE Seele? MEINE Emotionen? Hat sie vergessen, dass ich nicht ICH, sondern Meena bin? Dann fing sie an, über Liebe zu sprechen und dass es mal wieder Zeit wäre, die Herzen der Leserinnen zu berühren. Frauen wollen das. Und hin und wieder sei das nötig, um Meenas Fans die Begeisterung nicht zu nehmen.
    Liebe. Ein endloses Thema, ganz egal, ob man als Mann oder Frau drüber reden will. Vielleicht sollte ich die Leserinnen an den Erfahrungen mit meiner Ex-Verlobten Christin teilhaben lassen und den Tag, an dem sie mich für eine Frau verlassen hat. Eine FRAU!
    Ich muss mich zusammenreißen! Ich habe die erste Kolumne hinter mir und mit der Zeit wird es sicher leichter. Ich werde lernen, weiblicher zu denken, weiblicher zu schreiben – weiblicher zu sein .
    Meena. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich vorgebe, sie zu sein. Ob sie damit einverstanden ist? Oder hat Raja es über ihren Kopf hinweg entschieden? Und warum verdammt noch mal mache ich mir Gedanken darüber, wer der Vater ihres Kindes ist. Wie hat sie ihn kennengelernt? Und wo? Sind sie verlobt? Verheiratet? Ist er jetzt gerade bei ihr?
    Ob sie meine Kolumne gelesen hat?
    Liebe. Irgendetwas muss mir dazu doch einfallen.
     
     
    Meena
     
    Heute ist mir eine Frau begegnet, die mir seltsam vertraut war. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen und doch wusste ich gleich, dass sie mir auf merkwürdige Weise irgendwie nahe stand. Ich habe sie auf dem Markt getroffen, als ich gerade dabei war, aus ziemlich zerknautschten Tomaten halbwegs akzeptable Exemplare zu fischen. Sie stand mit einem Weidenkorb am Arm neben mir und ließ den Blick über das Obst wandern. Hin und her. Irgendwann nickte ich ihr freundlich zu, weil sie den Weg zu den Weintrauben versperrte. Sie verstand gleich und trat ein Stück zur Seite und sagte plötzlich etwas, das mich sehr verwirrte: "Mach dir keine Sorgen, Kindchen. Alles wird gut. Und jedes noch so große Problem ist im Hellen betrachtet plötzlich ganz klein."
    Ich hab sie nur angelächelt, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Dann sprach sie plötzlich, völlig aus dem Zusammenhang gerissen, über ihre Enkeltochter und dass diese schon länger nicht zu Besuch war. Und dass ihr neuer Freund Benno nicht gut genug für sie ist. Dann drehte sie sich um und lief murmelnd in Richtung Innenstadt. Ich habe ihr noch eine ganze Weile nachgesehen.
    Selbst jetzt noch, sechs Stunden später, muss ich an sie denken. Alles wird gut. Was sie wohl damit gemeint hat? Und an wen sie gedacht hat, als sie es sagte? Manchmal verleiten mich Erfahrungen wie diese dazu, mich zu fragen, ob im Leben wirklich alles nur schwarz und weiß ist. Und ob es mehr gibt als das, was sich direkt vor unseren Augen abspielt. Mögliches Thema für Kolumne? Zu abgedroschen? Drüber schlafen …
     
     
    Meena
     
    Der Welt vorgaukeln, dass man stark ist. Dass man das Singleleben ohne Probleme meistert. An Tagen wie diesen habe ich es satt, diese Rolle zu spielen. Von wegen meistern! Heute habe ich zum ersten Mal seit langem von Carlo gehört. Die Tussi, mit der er damals nur drei Wochen nach unserer Trennung zusammen kam, erwartet ein Kind von ihm. Ist das zu fassen? Anja hat es mir in ihrer gewohnt taktlosen Art erzählt, als ich gerade dabei war, eine Pizza aus dem Ofen zu holen. "Ach übrigens", hat sie gesagt, "ich hab Carlo getroffen. Wusstest du schon, dass seine Freundin schwanger ist?" Bumm, das hat gesessen. Habe die Pizza sofort zur Seite geschoben und nur noch an meinem Wein genippt. Warum verdammt noch mal nimmt mich das selbst zwei Jahre nach unserer Trennung noch immer so mit? Ich meine, ICH habe doch mit diesem Scheißkerl Schluss gemacht. ICH bin gegangen, weil ich seine egoistische Art nicht mehr ertragen konnte, sein rücksichtloses und kaltes Verhalten. ICH habe doch den Entschluss getroffen, meine Zeit nicht länger zu vergeuden, weil er meinen Traum von einer eigenen Familie immer wieder abgewürgt hat. Und zwei Jahre später ist der absolute Anti-Familientyp plötzlich werdender Vater? Ich könnte kotzen! Am liebsten würde ich diesem schwangeren Dummchen in meiner Kolumne mal all die netten
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