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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle
Autoren: Carter Brown
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Schaden nimmt, oder ?«
    Sie tätschelte mir gönnerhaft
den Kopf, wie einem Pudel, der in die Gaskammer soll.
    »Du warst ein sehr reizvolles
Exemplar, Rick. Du sollst wissen, daß ich dich wirklich genossen habe. Tausend
Dank.«
    Ich hörte die beiden Kerle
kichern, während Crystals Kopf aus meinem Blickfeld verschwand.
    »Verabschiedet euch von Rick,
Jungens«, sagte sie. »Wahrscheinlich wird er für die nächsten Wochen verreist
sein. Es würde mich nicht überraschen, wenn er sich ein bißchen in Acapulco
amüsiert .«
    »Auf Wiedersehen, Holman«, ließ
sich Skip vernehmen. »Sollten Sie morgen abend doch noch hier sein, wird sich Chuck ein Vergnügen daraus machen, Sie zu
kastrieren. Nicht wahr, Chuck ?«
    Der Gorilla machte sich nicht
die Mühe zu antworten. Er gab mir zum Abschied nur noch einen weiteren Tritt in
die Rippen.
     
     
     

3
     
    Am folgenden Morgen schleppte
ich mich mühsam vor den Spiegel und betrachtete mich in voller Lebensgröße. Ich
sah aus wie das Übungsblatt eines nachimpressionistischen Malers, konstatierte
ich mißmutig. Dabei würden die Prellungen und Beulen an Farbenpracht noch
zunehmen, bevor sie zu heilen begannen.
    Ich zog mich an, ging in die
Küche und machte Kaffee. Die Moral des vergangenen Abends war eben: einer
geschenkten Frau soll man stets ins Maul schauen oder: Augen auf im
Geschlechtsverkehr. Hinterher schlauer zu sein, hieß auch hinterher blaue
Flecke zu haben. Aber Abwandlungen alter Lebensweisheiten halfen mir im
Augenblick auch nicht weiter. Ich leerte meine Kaffeetasse und humpelte zum
Wagen hinaus.
    Yvonne Prentice öffnete die Tür
des Hindsschen Hauses bereits zwei Sekunden, nachdem
ich geläutet hatte. Sie trug eine seidene weiße Hemdbluse, deren obere Knöpfe
weit genug offenstanden, um mir ihren Busenansatz zu
zeigen, und enganliegende rosafarbene Hosen.
    »Sie sind etwas früh dran, Mr.
Holman«, bemerkte sie mit leicht herabgezogenen Mundwinkeln.
    »Spielt das eine Rolle ?« fragte ich unwirsch.
    »Nein, wohl nicht.« Sie
bedachte mich mit einem prüfenden Blick. »Die Hinds sind schon weggefahren. Wir können uns in das Wohnzimmer setzen .«
    Sie bedeutete mir,
voranzugehen. Als wir das Wohnzimmer erreicht hatten, ließ ich mich dankbar in
den nächststehenden Sessel sinken.
    »Was ist mit Ihnen los ?« wollte sie wissen. »Haben Sie einen Unfall gehabt ?«
    »Ich denke, so könnte man es
bezeichnen«, erwiderte ich. »Mein Fehler war, daß ich die Augen nicht
aufgemacht habe .«
    »Oh«, meinte sie unbeteiligt.
»Fühlen Sie sich jetzt besser ?«
    »Großartig. Es tut nur weh,
wenn ich lache .«
    Sie preßte die Lippen zusammen.
»Vielleicht war es falsch von mir«, sagte sie. »Mein Entschluß, Sie ins
Vertrauen zu ziehen, meine ich .«
    »Diese beiden Kerle haben mich gestern abend nach allen Regeln der Kunst
zusammengeschlagen«, erklärte ich. »Deshalb ist mir vorübergehend mein Sinn für
Humor abhanden gekommen. Ein paar siebzigjährige Zwerge hätte ich natürlich mit
der linken Hand erledigt. Aber leider waren sie das nicht .«
    »Soll das ein Witz sein ?« Sie sah mich mißtrauisch an.
    »Nein. Zwei siebzigjährige
Zwerge könnte ich wirklich mit der linken Hand erledigen. Auf Ehre!«
    Sie zuckte die Achseln. »Warum
vergessen wir nicht die ganze Geschichte? Sie fahren zu Ihrem Psychiater zurück
und bleiben für die nächste Zeit bei ihm .«
    »Es ist aber wahr«, beharrte
ich. »Daß mich zwei Kerle zusammengeschlagen haben jedenfalls. Sie verlangen,
daß ich Craig und seine Probleme vergesse und einen längeren Urlaub nehme. Heute abend wollen sie
wiederkommen. Und wenn ich dann noch in meinem Haus bin, haben sie angedroht,
werden sie mich noch schlimmer in die Mangel nehmen .«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, es
seien vielleicht Freunde von Ihnen .«
    »Keine Freunde von mir«,
versetzte sie ausdruckslos.
    »Okay. Dann wollen wir über
Ihre Probleme reden .«
    »Es geht um Lloyd. Er ist
verschwunden .«
    »Wohin?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?« Sie biß sich auf die Unterlippe.
»Entschuldigung! Wir scheinen heute beide ein bißchen gereizt zu sein. Er
sollte mir gestern abend die
Vergrößerungen bringen, aber er ist nicht erschienen. Telefonisch konnte ich
ihn auch nicht erreichen. Also habe ich mich abends gegen zehn ins Auto gesetzt
und bin zu seiner Wohnung gefahren. Er ist weg .«
    »Sie meinen, er war nicht da ?«
    Sie schüttelte mit Nachdruck
den Kopf. »Er ist verschwunden und die Wohnung
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