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Memento für Maybelle

Memento für Maybelle

Titel: Memento für Maybelle
Autoren: Carter Brown
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leergeräumt .«
    Ihre auseinanderstehenden
blauen Augen sahen mich erwartungsvoll an. Ich hatte zwar wenig Lust, mir wegen
dieses Lloyd den Kopf zu zerbrechen, andererseits wollte ich die Dame aber auch
nicht enttäuschen.
    »Skip ?« fragte ich.
    »Was?«
    »Chuck? «
    »Was soll das sein? Ein
Wortspiel?«
    »Skip hat etwa meine Statur,
rote Haare und einen roten Bart«, erläuterte ich. »Chuck ist kleiner und
untersetzter und sieht aus wie ein Gorilla, der sich mit einer Lötlampe rasiert .«
    »Ich kenne keinen der beiden .«
    »Ich habe nur gerade überlegt,
ob sie vielleicht Freunde von Lloyd sein könnten«, sagte ich.
    »Falls dem so ist, kenne ich
sie jedenfalls nicht. Wer sind diese Leute denn ?«
    »Die beiden Kerle, die mich
gestern so zugerichtet haben«, erwiderte ich.
    »Oh«,
sagte sie langsam, »jetzt verstehe ich. Sie dachten, daß die drei womöglich
zusammenarbeiten ?«
    »Nur so eine Idee von mir.« Ich
hob unvorsichtigerweise die Schultern, zuckte jedoch im gleichen Moment
zusammen, weil meine malträtierten Muskeln protestierten. »Vielleicht hat sich
Lloyd entschlossen, die Fotos allein zu behalten .«
    »Das würde er nicht tun. So ein
Typ ist Lloyd nicht .«
    »Geld hat schon manchen
Charakter verdorben«, wandte ich ein. »Lloyd könnte sich gedacht haben, wenn
Craig Sie nicht zu heiraten und finanziell abzusichern braucht, kann er mehr
Geld für die Fotos ausspucken .«
    »Was soll ich bloß machen ?« flüsterte sie.
    »Das kommt darauf an«,
entgegnete ich. »Haben Sie noch mehr Brüder? Entbehrliche, meine ich ?«
    Sie schlug mir kräftig ins
Gesicht. Nach der Behandlung des vergangenen Abends empfand ich das fast wie
eine Liebkosung.
    »Es tut mir leid«, murmelte
sie. »Aber das war mehr als gemein von Ihnen !«
    »Wie heißt Lloyd mit Nachnamen ?« wollte ich wissen.
    »Dalton.«
    »Hat er ein Atelier ?«
    »Nein, er arbeitet zu Hause. Er
hat eine Dunkelkammer in seiner Wohnung .«
    »Es kann ein Monat vergehen,
bis wir ihn aufstöbern .«
    »Sie sind wirklich eine große
Hilfe«, stellte sie in bitterem Ton fest.
    »Wo ist seine Wohnung ?«
    »West-Hollywood. Im selben
Block, in dem Larry gewohnt hat.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo man
am besten mit der Suche anfangen könnte ?«
    Sie schüttelte bedrückt den
Kopf. »Ich kenne ihn ja kaum. Er war ein Freund von Larry. Ich habe ihn
höchstens zweimal gesehen, bevor diese Geschichte passierte, und ich habe ihn
nicht besonders beachtet. Ein unbedeutender kleiner Mann mit einer dicken
Brille und einem immer leicht verschreckten Ausdruck im Gesicht.«
    »Bleibt zweierlei übrig«, sagte
ich. »Entweder er will bei Craig tatsächlich allein abkassieren oder jemand
anders wollte die Fotos haben und ist diesem Lloyd auf die Bude gerückt .«
    »Wer könnte das gewesen sein ?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wer weiß denn, daß Lloyd diese
Aufnahmen gemacht hat? Ich — und ich habe mit niemand anders darüber
gesprochen. Und Craig, der es Ihnen gesagt hat. Haben Sie es irgend jemand
weitererzählt ?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Okay.
Also sieht es ganz so aus, als hätte er sich entschieden, das Geld allein zu
behalten .«
    »Dieser widerliche, kleine
Halunke !« stieß sie heftig hervor. »Ich könnte ihn
umbringen !«
    »Woher wußten Sie überhaupt von
diesen Bildern ?« erkundigte ich mich.
    »Lloyd rief am Morgen nach der
Geschichte bei mir an, weil er unsicher war und nicht wußte, was tun. Ob er mit
den Aufnahmen zur Polizei gehen sollte oder nicht. Ich forderte ihn auf, erst
einmal zu mir zu kommen, um über alles zu reden. Und dann war ich es, die auf
die Idee kam, daß wir Craig damit erpressen könnten .«
    »Um eine Ehe und eine dicke,
fette Vermögensvereinbarung zu erzwingen«, sagte ich. »Warum wollten Sie sich
nicht mit Geld allein zufrieden geben ?«
    »Geld ist mir dabei nicht so
wichtig«, erklärte sie knapp. »Carl hat mir genug hinterlassen. In den vier
Jahren, die wir verheiratet waren, habe ich ein wunderbares Leben geführt. Er
war berühmt, und etwas von seinem Ruhm färbte auch auf mich ab. Einfach, weil
ich seine Frau war. Es war eine aufregende Zeit für mich. Immer auf Reisen, von
einem Grand Prix zum anderen. Damals habe ich wenigstens gemerkt, daß ich
richtig lebe .« Ihre Augen begannen bei der Erinnerung
zu leuchten. »Mein Bild war in allen Zeitungen, und ich traf ständig mit
interessanten Leuten zusammen. Seit Carls Tod ist das alles vorbei. Die Leute
bezeugen mir entweder Mitleid, oder sie betrachten mich
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