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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
Autoren: Julianna Baggott
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hockt eine Blackbox und wartet geduldig auf seine Rückkehr. Sie ist wirklich ungefähr so groß wie ein Hündchen – wie die Hunde, die ihr Großvater Terrier genannt hat. Hunde, die Ratten jagen.
    »Ich hab ihm gesagt, er soll hier warten, und er hat gewartet«, erklärt Bradwell. »Das ist Fignan.«
    Freedle linst über den Rand ihrer Handfläche und beäugt Fignan. »Weiß er auch, wie man Männchen macht und Pfote gibt?«, fragt Pressia.
    »Ich glaube, er weiß noch viel, viel mehr.«

PARTRIDGE
Käfer
    Im Gemüsekeller riecht es nach Regenwasserpfützen und Schimmel. Hellrote Pilzsporen sprenkeln die Mauern und den Boden aus festgetretener Erde. An den Wänden reihen sich Einmachgläser mit seltsamem, in Essig eingelegtem Gemüse auf. Vorräte der Mütter. Oben geht die schwer bewaffnete Mutter Hestra auf und ab. Jeder ihrer Schritte erinnert Partridge daran, dass er unter der Erde eingesperrt ist. Manchmal kommt ihm ihr Stampfen wie ein Herzschlag vor, als wäre er im Brustkorb einer gigantischen Bestie gefangen.
    Sechs Tage ist es her, dass er Lyda zum letzten Mal gesehen hat. Doch wenn er sich ganz allein über seine selbst gezeichneten Karten des Kapitols beugt, fällt es ihm schwer, den Lauf der Zeit im Auge zu behalten. Nur durch einen Riss in der Kellertür kann er verfolgen, wie sich das Tageslicht verändert. Gelegentlich bringen ihm die Mütter bescheidene Mahlzeiten – trübe Brühen, weiße Wurzelklumpen, ab und zu ein würfelförmiger Bissen Fleisch.
    Oben ist es auch nicht besser. Das sagt er sich immer wieder. Oben erwarten ihn nur die ausgemergelten Überreste der Vorortlandschaft. Vieles ist ganz verschwunden. Und trotzdem – er fühlt sich wie ein Gefangener, und noch schlimmer als die Gefangenschaft ist die Langeweile. Die Mütter haben ihm eine alte Lampe gegeben, damit er genügend Licht zum Arbeiten hat, und ein paar große Papierbögen, Bleistifte und eine Sperrholzplatte, die er als Zeichenunterlage auf den Boden gelegt hat. Nun fertigt er Karten an. Er versucht, sich an alle Details der Konstruktionszeichnungen zu erinnern, die er sich vor seiner Flucht aus dem Kapitol eingeprägt hat, und alles so schnell wie möglich festzuhalten. Aber eine Stunde folgt auf die andere, eine Minute auf die andere, ein Schritt über seinem Kopf auf den anderen … bis ihn die Langeweile beinahe erblinden lässt.
    Doch er ist nun mal auf den Schutz der Mütter angewiesen, zumindest bis er einen Plan ausgetüftelt hat. Ein Teil von ihm würde am liebsten warten, bis sein Vater gestorben ist. Der Gesundheitszustand seines Vaters verschlechtert sich. Jahrzehntelange Hirnkapazitätssteigerungen haben zu Lähmungen, zum Verfall seiner Haut geführt, lauter Symptome der Schnellen Zelldegeneration, wie Partridges Mutter ihm erklärt hat. Bald wird der Körper seines Vaters ganz aufgeben – das könnte der perfekte Moment für Partridges Rückkehr sein. Das Kapitol würde ihn vermutlich als Nachfolger seines Vaters anerkennen. Schließlich hat sein Vater wie ein König geherrscht.
    Ein anderer Teil von ihm will seinen Vater noch zu Lebzeiten zu Fall bringen. Es wäre richtig so. Haben die Bewohner des Kapitols etwa kein Recht darauf, die Wahrheit über die Machenschaften seines Vaters zu erfahren? Wenn Partridge ihnen diese Wahrheit vermitteln kann, wenn er ihnen erklärt, dass man auch anders leben kann, dass sie den Befehlen seines Vaters nicht folgen müssen wie Schafe, dass sie die Überlebenden nicht als bösartige Unglückselige betrachten müssen, die kein besseres Schicksal verdient haben … dann würden sie sich für seinen Weg und gegen die Herrschaft seines Vaters entscheiden. Er ist sich sicher.
    Doch zuerst müssen Lyda und er einen Plan schmieden. Es scheint ihm unausweichlich, dass sie gemeinsam zurückkehren werden. Aber er sieht sie kaum.
    In der Zwischenzeit konzentriert er sich darauf, die Karten fertigzustellen. Er muss es schaffen, trotz der erstickenden Langeweile der Einzelhaft, trotz des Geruchs nach Schimmel und Moder, trotz des rationierten Essens und des schrecklichen Gefühls, auf die Mütter angewiesen zu sein, die ihn zugleich wie ein Kind und wie einen gefährlichen Kriminellen behandeln und ihm sämtliche Waffen abgenommen haben. Weil er aus dem Kapitol kommt, stehen sie ihm besonders feindselig gegenüber. Sie betrachten jeden Mann als Toten , und einem Toten aus dem Kapitol kann man erst recht nicht trauen.
    Da die Mütter sich für die Karten interessieren, haben sie
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