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Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Melvin, mein Hund und die russischen Gurken

Titel: Melvin, mein Hund und die russischen Gurken
Autoren: Marlene Roeder
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»Darum«, sagte er. »Ich … ich glaub, ich bin in dich verliebt.«
    So was hatte er noch nie zu ihr gesagt, so was sagten sie nicht zueinander, das machte alles kaputt!
    Josefine rückte von Stefan ab, wischte sich über den Mund, aber das Gefühl an ihren Lippen ging nicht weg und ihr Herz hämmerte, hämmerte. Wie eine S-Bahn, die zu schnell fährt, eine S-Bahn, die gleich entgleist.
    Sein warmer Atem auf ihrer Haut. Sein fragender Blick.
    Josefine dachte daran, wie sie einmal nachts S-Bahn gefahren waren. Sie waren die Letzten im Abteil gewesen und hatten auf die Lichter draußen geschaut. Und es war so ein Gefühl, als würde die Stadt ihnen ganz allein gehören. Als ob alles möglich wäre.
    Doch dann musste Josefine an ihre Mutter denken, die sich auf den Boden geworfen hatte, als Papa wegging, einfach auf den Boden, und geschluchzt hatte: Es tut so weh, so weh …
    »Sag was, Fine«, bat Stefan.
    Aber Josefine sagte nichts. Sie war stumm vor Wut. Wie konnte Stefan sich so sicher sein? Was ist das eigentlich, Liebe? Und woher weiß man, dass man sie hat? Woher weiß man, dass es kein schrecklicher Irrtum ist? Josefine sagte nichts. Und dann: Ich muss jetzt los. Ich … ich ruf dich an.
    Danach ging sie. Zweiter Stock, erster Stock, Erdgeschoss, raus. Kein Blick hoch zu seinem Fenster. Nächstbeste S-Bahn.
    Und jetzt sitzt sie hier. Fühlt sich irgendwie beschissen. Von Stefan. Von der Bahn. Vom Leben. Von sich selbst.
    »Mädchen, ich weiß ja nicht, was mit dir los ist, aber ich würde gerne mal deinen Fahrschein sehen«, fordert die Frau.
    Josefine zuckt die Achseln. »Hab keinen Fahrschein«, murmelt sie, zu erschöpft, um zu lügen.
    Anscheinend ist sie sogar zu blöd zum Schwarzfahren.
    Die Frau presst die Lippen zusammen. »Dann hätte ich jetzt gerne deinen Personalausweis.«
    Josefine kramt nach ihrem Portmonee, den Kopf gesenkt, sodass sie die Kontrolleurin nicht ansehen muss, sondern nur ihre polierten Schuhe. Plötzlich gerät ein Paar Turnschuhe in Josefines Blickfeld. Nicht irgendwelche Turnschuhe – die da kennt sie!
    »Da haben Sie ihren Fahrschein«, sagt Stefan. Dann hält er der Frau ein Ticket unter die Nase.
    Sie prüft es sorgfältig auf Gültigkeit und nickt dann. »Könnte ich bitte auch deinen Fahrschein sehen, junger Mann?«
    »Ich hab keinen«, entgegnet Stefan und schaut der Kontrolleurin gelassen in die Augen.
    Ihre Lippen verziehen sich zu einem kurzen Lächeln. Aber vielleicht hat Josefine sich das auch nur eingebildet. Anschließend stellt die Kontrolleurin Stefan einen Bußgeldbescheid aus. Die ganze Zeit über muss Josefine ihn anstarren wie ein Wunder.
    »Was machst du denn hier?«, platzt es aus ihr raus, kaum dass die Kontrolleurin gegangen ist.
    »War klar, dass du in die nächste S-Bahn steigst«, antwortet Stefan und lässt sich auf den Sitz neben ihr fallen. »Ich musste einfach nur am Bahnsteig stehen bleiben und warten, bis du irgendwann vorbeigefahren kommst. War Glück, dass ich dich gesehen hab.«
    Dann schweigen sie und trauen sich beide nicht, sich richtig anzusehen. Josefine weiß nicht, was sie sagen soll. Also sagt sie: »Mit dem Schwarzfahren, das hast du irgendwie noch nicht so richtig drauf.«
    »Dann musst du wohl noch ganz viel mit mir üben«, antwortet Stefan und grinst sie an. Gemeinsam betrachten sie die Halteschlaufen, die in den Kurven hin und her schwingen. Stefan fragt leise: »Hast du Angst, Fine?«
    »Ja«, flüstert sie. »Ein bisschen.« Sie fahren durch die schwarze Nacht, Josefine und ihr Schwarzfahrer, da nimmt er ihre Hand. Seine Hand ist warm.

SCHLEUDERGANG
    Wenn deine Periode seit zwei Wochen überfällig ist, bist du …
    a) … etwas spät dran. Na und?
    b) … vielleicht krank und solltest mal zum Frauenarzt gehen.
    c) … schwanger.
    Valeria blättert in einer der Zeitschriften, die neben dem Klo liegen. Kreuzworträtsel, Sudokus, Psychotests. Was verrät dein Bikini über dich? Bist du eine gute Freundin? Ist er der Richtige für dich?
    Auf ihre Frage kennt kein Psychotest der Welt eine Antwort.
    Valeria schmeißt die Zeitschrift auf den Boden. Sonnenlicht fällt durch die Milchglasscheibe auf die Badezimmerfliesen. Ihr gegenüber brummt die Waschmaschine vor sich hin, als wäre es ein ganz normaler Tag.
    Aber es ist kein normaler Tag, wenn man unter einer Zeitschrift eine zartrosa Packung versteckt, die die Kassiererin mit manikürten Fingernägeln über das Band zieht. Klar, diese Russen, las Valeria in ihrem Gesicht, Wodka
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