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Melville

Melville

Titel: Melville
Autoren: Natalie Elter
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Lasten
und Bedenken.
    „Danke,
Elina. Das war ergreifend.“. Leise und vorsichtig legt sie ihre
Utensilien wieder zusammen und mit einem getränkten Tuch beginnt sie
dann die Bemalung meines Körpers wieder zu entfernen. Ich erkenne
aber, dass die Farbpigmente deutlich sichtbar auf mir verbleiben.
    „Wie
lange werden diese Zeichnungen sichtbar sein?“, frage ich.
    „Einige
Wochen, je nachdem wie oft du dich wäschst.“.
    „Hmm.“,
brumme ich nur. Es stört mich nicht.
    „Darf
ich dich etwas fragen?“. Ihre warme Hand legt sich auf meine
Schulter und sie antwortet
    „Ja,
aber natürlich.“.
    „Was
genau tut dein Geschenk, der Halfter? Ich würde es gerne wissen,
bevor ich es unerwartet erlebe.“.
    „Ich
hätte es dir gleich gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass diese
Aufgabe auf dich zukommt. Du warst schon einmal davon betroffen und
ich wollte dich ein wenig davor schützen. Wenn ein Malkavianer auf
die Idee kommen sollte, dich mit einem Irrsinn belegen zu wollen oder
Einlass in deinen Verstand verlangt, wird mein Geschenk diesen
Angriff auf den Täter zurückblenden und du bist geschützt. Doch
dieser Schutz hält nicht ewig, Melville, einige Monate vielleicht.“.
    „Das
ist ein schönes Geschenk, ich danke dir.“.
    „Komm
nur heil wieder nach Hause, hörst du?“.
    „Das
werde ich.“ und ich greife nach ihrer Hand an meiner Schulter, sehe
sie an und sage
    „Meine
Brüder und Schwestern warten auf mich.“. Sie lächelt warm, drückt
mich kurz in einer freundschaftlichen Umarmung und ich weiß, dass
meine Bestimmung nicht lauten kann, morgen einfach zu sterben.

Invasion

    Gregori
fährt mich zum vereinbarten Treffpunkt. Er ist ungewöhnlich stumm
und ich bin mir nicht genau sicher, warum. Ob er noch nachtragend
ist, weil ich ihn gegen seinen Willen gebeugt habe? Das Radio läuft
und die Moderatoren berichten mit ernster Stimme von dem
besorgniserregenden Bombenfund und der bereits ablaufenden
Evakuierung der Anwohner. Der Plan läuft an.
    Der
Treffpunkt liegt außerhalb, in der Nähe des Flughafengeländes.
Schweigend gleitet die schwere Limousine über die Autobahn und ich
betrachte die nächtlichen Lichter und anderen Autofahrer.
    „Wenn
du stirbst, wird Sophia sich verlieren.“, sagt er plötzlich. Ich
drehe das Radio leiser und frage nach
    „Was
ist mit Sophia?“.
    „Wenn
du heute Nacht nicht zurückkommst, wird sie ihren Posten nicht
halten können. Sie wird brechen.“.
    „Warum
sagst du das jetzt?“, frage ich fast schon etwas ärgerlich. Als
wäre der Druck nicht schon belastend genug.
    „Ich
habe durch die angelehnte Tür gesehen, wie sie sich gestern Nacht
von dir verabschiedet hat. Bevor sie mit Sergej zu ihren Leuten
gegangen ist. Ich habe sie noch nie jemand anderen die Wange
streicheln und weinen sehen, Melville.“.
    „Sie
hat nicht geweint, das wüsste ich.“.
    „Du
warst noch in deinem Schlaf, sie wollte wohl nicht, dass du es
mitbekommst. Aber ich finde, du solltest wissen, welche Verantwortung
du trägst.“. Ich fühle wie ein schwerer Kloß sich in meinem Hals
bildet, doch er fährt fort
    „Du
hast gestern gefragt was passiert, wenn deine Fähigkeit versagt.
Nun, ich hoffe, dass dir dieses Wissen dabei hilft, die nötige
Motivation zu finden. Ich weiß nicht wie wichtig dir dein eigenes
Leben ist, aber ich meine zu wissen, dass du ihres sehr hoch
schätzt.“.
    „Ja,
das tue ich.“.
    „Gut,
dann enttäusche sie nicht.“.
    „Ist
das deine Art mir alles Gute zu wünschen?“.
    „Das
ist meine Art dafür zu sorgen, keinen Freund zu verlieren.“. Ich
blicke wieder stumm und nachdenklich aus dem Beifahrerfenster.
    „Vergiss
nicht, dass du jetzt ein Messer hast. Du hast es doch dabei, oder?“,
fragt er leicht panisch, als wir bereits auf die kleinere Nebenstraße
einbiegen.
    „Ja,
ich trage es an mir, wie jede Nacht, seitdem du es mir geschenkt
hast.“.
    „Gut…
gut.“.
    Wir
halten auf dem abgelegenen Parkplatz. Zwei große Reisebusse mit
dunkel getönten Scheiben stehen bereit. Viele haben sich hier
versammelt, die stärksten Rudel, die Frankfurt zu bieten hat werden
es sein. Taschen und Equipment werden in die Laderäume verfrachtet
und die Anwesenden rufen sich immer wieder laut aufputschende Parolen
zu. Wir beide steigen aus und ich betrachte diese Ansammlung von
kriegsdurstigen Kainiten erst eine Weile. Gregori stellt sich dann zu
mir und umarmt mich plötzlich.
    „Silvester
wird scheiße ohne dich, also kneif nicht den Schwanz ein!“. Ich
klopfe
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