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Melville

Melville

Titel: Melville
Autoren: Natalie Elter
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ihm kräftig auf die Schulter und antworte
    „Einer
muss ja beim Wetttrinken tapfer sein.“. Dann löst sich unsere
Umarmung und ich gehe mit festem Schritt auf die Menge zu. Ich bin
wohl der einzige, der einen Anzug trägt, der nicht auf Tarnung und
Beweglichkeit aus ist. Und einige sehen mich erst irritiert an, doch
löst sich einer der Gruppenführer aus der Meute und kommt auf mich
zu.
    „Herr
Lancaster, gut. Die Vorbereitungen laufen auch Hochtouren und wir
können in einigen Minuten los. Die Evakuierung ist soweit
abgeschlossen und das Camarillaviertel ist hermetisch abgeriegelt.
Sind sie soweit?“. Ich stelle mich aufrecht, sehe in die Gesichter
der kleinen Armee und sage selbstbewusst
    „Ja,
gehen wir diese Hunde ausräuchern!“. Er lacht und führt mich zu
einem der beiden Reisbusse. Am Ladebereich bleibt er stehen und
greift eine Schutzweste.
    „Frau
Annikova hat angeordnet, dass Sie die tragen sollen. Sie verfügt
über einen extra verstärkten Bereich um die Herzgegend.“. Ich
nicke, reiche ihm mein Jackett und streife die Weste über. Er ist
mir mit den Klettverschlüssen behilflich und klopft auf die
Brustfläche. Es klingt metallisch wider und er wirkt zufrieden. Er
reicht mir das Jackett zurück und ich streife es wieder über. Eine
ungewohnte Kombination, aber ich fühle mich wirklich gut in der
Weste aufgehoben. Dann steigt er mit mir zusammen in den Bus und ich
soll direkt vorne im Eingangsbereich Platz nehmen.
    „Wenn
ich recht informiert bin, wird die Polizei am Sperrgebiet durch Sie
mitbeeinflusst, also sollten Sie gleich vorne sitzen, falls die hier
reinschnüffeln wollen. Und Sie sind ja eh der Erste, der am Elysium
aussteigt.“. Ich nicke nur ernst und setze mich. Dann folgen die
anderen. Einer schwerer gepanzert als der andere und einige auch in
Polizei Sondereinsatzuniform. Es ist seit Monaten geplant und
vorbereitet worden. Sie alle sind heiß auf die letzte große
Schlacht, während ich hoffe, dass es möglichst schnell und
glimpflich für uns abläuft.
    Als
die Busse sich in Bewegung setzen, sehe ich Gregori neben seinem
Wagen stehen und wie er den Bussen hinterherblickt. Er kann nicht
sehen, dass ich zum letzten Gruß die Hand erhebe, somit bleibt er
unerwidert. Dann rollen die gut motorisierten Busse Richtung
Autobahn, Richtung Innenstadt. Und das Ziel ist unabänderlich.
Entweder wir siegen oder wir sterben alle bei dem Versuch.

    Langsam
bahnen sich die Busse den Weg durch die Schaulustigen und wartenden
Fernsehteams. Wir können die Ahnungslosen sehen, aber sie uns nicht.
An der Absperrung dann machen die Busse Halt. Ich beschließe es erst
gar nicht zu einem Eintritt in den Fahrgastraum durch Polizisten
kommen zu lassen und bitte den Fahrer mir die Tür zu öffnen. Ich
steige aus und ich bin mir vollkommen bewusst, dass ich jetzt durch
mehrere Fotografen und Kameramänner abgelichtet werde. Innerlich
regt sich zwar Widerstand in mir, die Prägung durch die Traditionen
der Camarilla sitzt tief, doch dieser Schritt ist notwendig. Ich gehe
zu den wachhabenden Einsatzkräften und steuere direkt den
anscheinend hochrangigsten Polizisten an.
    „Das
Sonderkommando zur Entschärfung der Bombe ist da, lassen Sie uns
passieren!“. Er sieht mich argwöhnisch an und seine Leute um ihn
herum betrachtet das Aufgebot der Busse aufmerksam.
    „Das
ist aber ziemlich ungewöhnlich. Ihre Papiere, bitte!“. Ich tue so,
als müsste ich in meine Jackentasche greifen, um mein Portemonnaie
hervorzuholen. Ich sehe, dass er prüfend meine Schutzweste beäugt.
Doch ich lasse von meiner Bewegung ab, erfülle meine Aura mit der
nötigen Macht der fließenden Ehrfurcht und sage
    „Meine
Papiere sind wohl nicht notwendig. Lassen Sie uns durch.“. Er wirkt
verwirrt, schüttelt ein wenig den Kopf und mit einem Blick zu seinen
Kollegen sehe ich, dass noch drei weitere davon betroffen sind. Um
meinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, sage ich
    „Herr
Juncker wird sie degradieren, wenn Sie uns jetzt den Zutritt
verweigern. Die Zeit drängt.“.
    „Ja,
ja sicherlich. Es tut mir leid. Machen Sie sich an die Arbeit.“.
Ich lächle zufrieden und sage
    „Frankfurt
wird es Ihnen danken.“. Ich gehe zurück zu meinem Bus, höre wie
die Abzäunung geöffnet wird und kontrolliere noch einmal, dass sich
kein Mensch mehr in unseren Weg stellen wird. Ich steige zurück und
setze mich wieder. Die Truppen im Bus sind ruhig und warten ab, ob
auch alles glatt läuft. Sie würden sicher nicht zögern
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