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Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft
Autoren: Chantelle Shaw
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Geliebten, nicht wahr? Ganz London weiß doch, dass du deine Nächte bei deinem Flittchen verbringst statt mit mir! Um Himmels willen, Lionel …“
    Verzweifelt streckte Judith Stafford die Hände nach ihrem Mann aus. Doch die mitleidlose Miene des Earls zeigte nur kalte Gleichgültigkeit. „Warum sollte ich mehr Zeit mit dir verbringen, als ich muss? Du bist neurotisch und erbärmlich.“ Mit angewidertem Blick stieß Lionel Stafford seine Frau so heftig fort, dass sie stolperte. „Reiß dich zusammen, Judith. Du solltest dankbar sein, dass ich mich anderswo vergnüge, nachdem du mir meine Ansprüche im Ehebett so konsequent verweigert hast.“
    „Du weißt doch, dass ich wegen meiner Herzschwäche vorsichtig sein muss, Lionel …“
    „Deine Krankheit langweilt mich“, fiel der Earl ihr ins Wort, öffnete die Tür und warf seiner Frau, die auf dem kalten Marmorboden kniete, einen letzten verächtlichen Blick zu. „Du brauchst nicht wach zu bleiben und auf mich zu warten. Ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme.“
    Ella wusste noch genau, wie wütend sie gewesen war, als ihr Vater die Tür hinter sich zugeknallt hatte. Hilflos und voller Mitleid hatte sie gesehen, wie ihre Mutter mühsam aufgestanden war und sich zur Treppe geschleppt hatte. Mit ihren zwölf Jahren war Ella nicht in der Lage gewesen, den Hass auf ihren Vater auszudrücken. Ein knappes Jahr später, nachdem ihre Mutter an Herzversagen gestorben war, hatte man sie aufs Internat geschickt. In den Ferien war sie in der Obhut eines Kindermädchens gewesen, während der Earl sich ins Ausland verabschiedet hatte.
    Ellas Groll war immer stärker geworden, doch sie hatte ihrem Vater bis zu seinem Tod nicht mitteilen können, wie sehr sie ihn hasste. Aber als sie jetzt Nicolajs arrogante Miene sah, wurde all die Bitterkeit wieder in ihr wach.
    „Meiner Meinung nach bist du ein Mann, der sich selbstsüchtig nimmt, was er will – und der nichts zurückgibt. Du hast den Ruf, ein Casanova zu sein, aber du respektierst Frauen nicht.“ Sie hob das Kinn und sah ihn aufgebracht an, entschlossen, sich nicht von seinem spöttischen Blick verunsichern zu lassen. Doch seine stahlblauen Augen wirkten nicht amüsiert, sondern glühten heiß. Ella erschauerte und hatte das ungute Gefühl, dass Nicolaj genau wusste, was in ihr vorging. Sie war so wütend. Wie konnte er es wagen, ihr vorzuschlagen, sie sollten ein Liebespaar werden? Und wie konnte er es wagen, sie so voller Verlangen zu küssen, dass sie wider Willen darauf reagieren musste?
    Es gelang ihr nicht, den Blick von seinem Mund abzuwenden und zu vergessen, wie sich seine Lippen auf ihren angefühlt hatten. Auf keinen Fall werde ich mich noch einmal von ihm küssen lassen, dachte sie entschlossen. „Ich sterbe lieber, als mich noch einmal von dir anfassen zu lassen.“ Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte sie, wie kindisch und übertrieben diese klangen.
    „Wäre ich der Meinung, du würdest das wirklich ernst meinen, dann würde ich jetzt gehen und dich für immer in Ruhe lassen“, erwiderte Nicolaj amüsiert. „Aber wir wissen ja beide, dass du mich ebenso begehrst wie ich dich, schon seit unserer ersten Begegnung in Paris. Die Anziehung zwischen uns war sofort da und ist so heftig wie ein Lauffeuer. Du bist nur nicht mutig genug, das zuzugeben.“
    Aufgebracht erwiderte Ella seinen Blick. Noch immer zitterte sie vor Wut, doch gleichzeitig verspürte sie den Drang, Nicolaj zu provozieren, damit er … ja, damit er was täte?
    „Du glaubst wohl, du würdest meine Gedanken besser kennen als ich selbst!“
    „Ich weiß, dass du mich noch einmal küssen möchtest.“ Plötzlich wirkte Nicolaj nicht mehr amüsiert, und in seinen Augen glomm es heiß. „Machen wir doch mal ein kleines Experiment.“ Plötzlich zog er sie an sich, vollkommen mühelos, obwohl Ella sich heftig wehrte. Dann presste er erneut den Mund auf ihrem.
    Diesmal küsste er sie nicht sanft, sondern voller ungezügelter Leidenschaft. Erbarmungslos zwang er ihre Lippen auseinander und erforschte mit seiner Zunge das weiche, warme Innere ihres Mundes. Ella konnte sich nicht wehren, denn er hielt sie mit seinen starken Armen fest. Sie konnte nur passiv abwarten, bis er mit ihr fertig wäre. Doch sie hatte auch gar nicht den Wunsch, ihn abzuwehren. Dafür waren Nicolajs Küsse viel zu verführerisch.
    Es ist wirklich lächerlich, dass ich mit vierundzwanzig Jahren nicht weiß, wie man einen Mann richtig küsst, dachte
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