Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melodie der Leidenschaft

Melodie der Leidenschaft

Titel: Melodie der Leidenschaft
Autoren: Chantelle Shaw
Vom Netzwerk:
Ella. Doch die Musik nahm sie seit jeher so vollständig in Anspruch, dass sie in Bezug auf Männer nie mehr als eine schwache Neugier verspürt hatte. Und bei den sehr seltenen Verabredungen, in die sie eingewilligt hatte, war sie von dem obligatorischen unbeholfenen Geknutsche im Auto, den Schalthebel im Rücken, nicht gerade begeistert gewesen.
    Von Nicolaj geküsst zu werden war allerdings etwas völlig anderes. Er war ein Meister der Verführungskunst – und Ella völlig überfordert. Sie konnte nicht mehr klar denken. Und endlich gab sie es auf, ihre Empfindungen zu verleugnen. Schüchtern begann sie, seinen Kuss zu erwidern. Nicolaj stöhnte auf, und damit war es vollends um sie geschehen. Als er schließlich den Mund von ihrem löste, war sie atemlos und ihr Gesicht gerötet.
    „Siehst du, du hast es überlebt“, zog er sie sanft auf.
    Ella wünschte, sie könnte eine schlagfertige Antwort geben, doch sie brachte kein Wort heraus. Stattdessen fuhr sie mit der Zungenspitze über die vom Küssen geschwollenen Lippen.
    Bei diesem Anblick wurden Nicolajs Augen dunkel. Leise und rau raunte er etwas in seiner Muttersprache und wollte sie erneut an sich ziehen. Doch plötzlich kam jemand herein und betätigte einen Schalter, sodass die Orangerie von grellem Licht durchflutet wurde.
    „Oh … Entschuldigung.“ Mit unverhohlener Neugier sah Jenny ihre Freundin an. „Ella, es gab ein Missverständnis mit den Taxis. Man hat uns nur eins geschickt, und Claires Cello nimmt fast die gesamte Rückbank ein. Der Fahrer kommt noch einmal wieder, um dich abzuholen, weil du ja in der entgegengesetzten Richtung wohnst. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass du warten musst?“
    „Nein, kein Problem.“ Ella versuchte zu lächeln, doch sie hatte das Gefühl, ihr Kopf könne jeden Moment explodieren. Die leichten Kopfschmerzen hatten sich zu einer ausgewachsenen Migräne entwickelt, und der Schmerz wurde mit jedem Moment stärker. Die Vorstellung, noch länger warten zu müssen, war unerträglich. Theoretisch hätte sie einfach ein anderes Taxiunternehmen anrufen können, doch schon bei der kleinsten Bewegung war der Schmerz kaum auszuhalten. Hinzu kam eine immer stärker werdende Übelkeit.
    „Ist alles in Ordnung?“ Jennys Stimme klang in Ellas überempfindlichen Ohren wie ein Presslufthammer. „Du siehst ein bisschen blass aus.“
    Irgendwie brachte Ella ein weiteres schwaches Lächeln zustande. „Ich habe bloß Kopfschmerzen, sonst nichts. Geh jetzt lieber, sonst fährt das Taxi noch ohne dich.“
    „Ich werde Ella nach Hause bringen“, sagte Nicolaj entschlossen, als Jenny zögerte. Unter anderen Umständen hätte Ella sich gegen ihn aufgelehnt. Doch jetzt musste sie unbedingt so schnell wie möglich nach Hause. Also nickte sie nur ganz leicht und zuckte vor Schmerz zusammen, als Sterne vor ihren Augen zu tanzen begannen.
    „Danke“, sagte sie und spürte, wie überrascht er angesichts ihrer plötzlichen Fügsamkeit war. Vor Schmerz fast blind, stolperte sie hinter ihm her ins Foyer, wo sie ihre für sie verwahrte Geige entgegennahm. Dann trat sie mit Nicolaj hinaus auf die Straße.
    Ella hatte gehofft, die frische Luft würde ihre Übelkeit mildern, doch sie fühlte sich eher noch schlechter. Nachdem sie vorsichtig in den schnittigen Sportwagen gestiegen war und eine Wegbeschreibung geflüstert hatte, schloss sie die Augen und betete inständig, dass sie sich nicht auf die teuren Lederpolster übergeben würde.
    Wenn Nicolaj eines nicht leiden konnte, dann waren es schmollende Frauen. Warum gebe ich mich überhaupt mit ihr ab? fragte er sich gereizt, als er auf seine Fragen immer nur einsilbige Antworten bekam. Er warf Ella einen ungeduldigen Blick zu. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und blickte starr aus dem Fenster. Es gab mindestens ein halbes Dutzend sehr attraktiver Frauen, die ihm nur zu gern ein paar Stunden lang unkomplizierte Gesellschaft gewesen und mit ihm ins Bett gegangen wären. Warum also konnte er nicht von dieser blassen, untergewichtigen jungen Frau ablassen, die schneller von Heiß auf Kalt wechselte als eine Mischbatterie und ihm jetzt die kalte Schulter zeigte – weil er ihr bewiesen hatte, dass sie sich sexuell von ihm angezogen fühlte?
    Nicolaj musste sich allerdings eingestehen, dass ihre kühle Distanziertheit ihn faszinierte. Denn er hatte hautnah erlebt, welche heiße Leidenschaft sich hinter der Fassade der Eisprinzessin verbarg. Doch bisher hatten seine Versuche, Ella zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher