Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie
Autoren: Susanne Mittag
Vom Netzwerk:
Hütte, auf Tann, Melina und Lianna, die die Krone wie einen Ball hin und her warfen. Im nächsten Augenblick fing Tann die Krone und hielt sie in die Höhe wie einen Siegerpokal. »Meins!«, jubelte er mit provozierendem Grinsen. Gleich darauf traf ihn ein Blitz mit solcher Wucht, dass er zurückstolperte und auf dem Hintern landete – während die Kyee-Krone in der Luft zerplatzte. Ein farbenprächtiger, schillernder Regen aus Tautropfen fiel auf sie nieder. Er war wunderschön, und beim Anblick seiner Farben glaubte Melina alle denkbaren Gefühle zu spüren. Kyee – die Seele!, dachte sie. Doch bevor die Tropfen den Boden berühren konnten, flogen sie in einem bunten Regenbogen zur Tür hinaus.
    Salius war wie von Sinnen. Er versuchte, sie mit den Händen einzufangen, aber es gelang ihm nicht. Verzweifelt torkelte er hinter ihnen her.
    Erel stellte sich neben die anderen und grinste. »Melina, die Magierin! Habe ich es nicht schon immer gesagt?«
    Sie begegnete dem Blick seiner funkelnden Augen und sonnte sich ein paar Sekunden in seinem Lob.
    »Wir müssen uns beeilen«, mahnte Tann. »Ob wir Morzena noch aufhalten können?«
    Erel wurde wieder ernst und nickte. »Hoffen wir es! Aber dafür werden wir ein zweites Wunder brauchen.«
    Von Weitem sahen sie Salius auf Morzena zulaufen. Er wedelte mit den Armen und rief etwas. Die Zauberin hörte ihn allerdings nicht, sie beugte sich über den Tiegel, aus dem ein Licht in ihr Gesicht leuchtete – so hell, als käme es aus einer anderen Welt. Erst als Salius fast vor ihr stand, bemerkte sie ihn und starrte ihn wütend an.
    Erel drängte sich durch die Menge nach links, wo die meisten Eiszauberer standen. Er flüsterte ihnen im Vorbeigehen etwas zu, bis er seinen Vater und König Yanobis erreichte. Melina näherte sich inzwischen mit Tann und Lianna dem Podest und konnte nun auch die Stimmen der beiden Magier hören.
    »Die Krone?«, fauchte Morzena gerade. Verwundert stellte Melina fest, dass sie nicht sehr überrascht wirkte. Ihre Wut war gespielt. Hatte sie wirklich mit Melinas Sieg gerechnet?
    »Du hast versagt!«, verkündete Morzena mit klarer Stimme. »Von Anfang an warst du immer weniger als ich.« Mit eisigem Blick zog sie die Mundwinkel nach oben. »Sag mir ganz ehrlich … Wozu sollte ich dich jetzt noch brauchen?«
    Der Blitz kam völlig unvermutet aus der Hand der Magierin. Er war heller und zerstörerischer als alles, was Melina bisher von Salius kannte. Und als sie wieder sehen konnte, war von Salius nichts mehr übrig. An der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, war das Gras verbrannt und eine kleine Rauchsäule stieg zum Himmel.
    »Melina!«, rief Morzena laut. »Wo bist du?«
    Zum Glück stand Melina mitten unter den Zauberern und sie duckte sich erschrocken. Gegen Morzenas Magie war sie nicht immun! Und die Zauberin hatte vermutlich gerade festgestellt, dass sie nun auch für Melina keine Verwendung mehr hatte. Warum sollte sie ihre Konkurrentin am Leben lassen?
    Absolute Stille lag über dem Versammlungsplatz. Und in diese Stille hinein fragte Morzena noch einmal, diesmal ganz leise:
»Wo?«
    Melina spürte, dass die Feuerzauberer um sie herum sich umdrehten und nach ihr greifen wollten. Bewegungsunfähig schloss sie die Augen und erwartete, hochgerissen zu werden. Stattdessen hörte sie, wie die Stille von Schreien zerrissen wurde. Dann eine Stimme, die sie kannte: »Eiszauberer und Feuerzauberer müssen nicht auf ewig Feinde sein – nur weil eine Person das so will!«
    Das war Erel! Melina keuchte erleichtert auf, als alle sich ihm zuwandten.
    »Salius hatte euer Kyee. Allein deshalb steht ihr hier. Aber jetzt seid ihr frei! Fragt euch tief in euren Herzen, ob ihr wirklich eine Welt aus Feuer wollt.«
    Melina wagte es, den Kopf zu recken und sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Die Aufstellung auf dem Platz hatte sich völlig verändert. Die Eiszauberer bildeten einen Halbkreis um die Feuerzauberer herum, und in der ersten Reihe standen Erel, sein Vater und König Yanobis. Der König nickte und erhob nun ebenfalls das Wort. »Trefft eure Entscheidung. Niemand wird euch übel nehmen, was ihr unter Salius’ Bann getan habt. Wir wollen keinen Kampf – aber wir sind bereit.«
    Melina warf einen Blick zu Morzena, der nun niemand mehr Beachtung schenkte. Erschrocken zog sie an Tanns Ärmel und berührte Liannas Arm. Die Zauberin hatte die Unruhe für sich genutzt und die Zeremonie leise weitergeführt! Ihre Hände hielt sie hoch erhoben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher