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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie
Autoren: Susanne Mittag
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hatte Melina ihre Geschichten erfolgreich geheim gehalten, das musste doch nicht jeder wissen! Den Stempel »Streber« trug sie jetzt jedenfalls dick und in Neongrün auf der Stirn, vermutlich für den Rest ihrer Schulzeit.
    Als es zur Pause klingelte und Herr Geller gegangen war, warfen ihr die anderen Schüler Blicke zu, die sie nicht deuten konnte. Ihre Sitznachbarin stand auf und nickte ihr zu.
    »Ich bin übrigens Jenny. Wenn du irgendwas wissen willst, sag Bescheid, ja?«
    »Danke«, brachte Melina etwas zögernd hervor.
    Eine peinliche Stille entstand zwischen ihnen, dann drehte Jenny sich um und ging hinaus. Melina stand ebenfalls auf, schnappte sich ihre Jacke und verließ den Raum, ohne jemanden anzusehen.
    Im Schulhof entdeckte sie Jenny mit einem anderen Mädchen und überlegte, ob sie sich zu ihnen stellen sollte. Aber sie wollte sich nicht aufdrängen und blieb am Rand des Hofs, neben einem Baum.
    »Hey, Frankfurter Würstchen!«, rief plötzlich eine Stimme, die Melina sofort wiedererkannte. Sie drehte sich um. Ein großes, kräftiges Mädchen mit kurzen hellbraunen Haaren kam auf sie zu, zwei andere Mädchen im Schlepptau. Alle drei trugen die gleichen Markenjeans mit dem gleichen Strassmuster an den Taschen, und auch die Jacken sahen ähnlich aus. Sogar ihr schräges Grinsen wirkte wie eine dreifache Kopie.
    »Wow, du hattest ja einen super Einstand heute! Als Gellers Liebling wirst du es sicher weit bringen. Ich hör da schon die Hochzeitsglocken klingen.«
    Melina wandte sich ab und wollte weggehen. Das musste sie sich ja wohl nicht geben! Aber die drei gruppierten sich so um sie herum, dass sie kaum ausweichen konnte.
    »Wo willst du hin?«, fragte das Mädchen, das rechts stand, provozierend.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Melina, dass Jenny und ihre Freundin auf sie zuschlenderten.
    »Was gibt’s, Lisa?«, fragte Jenny das kräftige Mädchen. Dann wandte sie sich an Melina. »Sollen wir dir mal den Schulhof und die Pausenräume zeigen?«
    Nun kamen noch ein paar andere aus ihrer Klasse dazu, und alle sahen Melina interessiert an. Ein erdrückendes Gefühl, und sie wäre gern geflüchtet!
    »Was’n hier los?«, fragte ein Junge, der nach Melinas Meinung Jonas hieß.
    »Melina wollte gerade noch mehr aus ihrem perfekten Leben erzählen«, erwiderte Lisa mit kaltem Lächeln. »Was kann man denn noch erreichen außer einem Meerschwein und einer Karriere als Schreiberling?«
    Ein paar Jungs und Mädchen kicherten.
    »Lass mich raten«, sagte Jenny mit schiefgelegtem Kopf. »Du bist neidisch, weil sie mal ein Pferd hatte.«
    Lisa schnaubte. »Neidisch? Auf die?«
    Sie ging um Jenny herum auf Melina zu und durchbohrte sie mit ihren Blicken. »Wie lange bist du denn geritten, bevor Mama und Papa dir das Hottehü gekauft haben? Kannst du überhaupt richtig reiten? Hast du schon mal ein halbwildes Pferd auf der Koppel geritten – ohne Sattel?«
    Melina schüttelte den Kopf. »Du vielleicht?«
    Das Mädchen neben Lisa grinste und flüsterte: »Das soll sie dir mal nachmachen! Fordere sie doch heraus!«
    Lisa zögerte. »Nicht damit. Wenn die mich noch mal erwischen, streichen sie mir die Reitstunden.«
    »Beruhige dich«, wehrte Melina ab und versuchte zu lächeln. »Ich will dir nichts streitig machen. Bestimmt reitest du super, und ich hab gerade aufgehört. Samara war ein tolles, liebes Pferd, aber mit einem anderen …«
    Sie verfluchte sich selbst, als sie die Tränen schon wieder aufsteigen spürte, wandte den Kopf ab und blinzelte sie weg.
    Lisa legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ist schon in Ordnung, es muss dir nicht peinlich sein, wenn du feige bist. Die einen riskieren eben gern mal was – und die anderen sind einfach Langweiler.«
    Sie wandte sich ab und grinste die anderen an. »Es sei denn …«
    Sie füllte die gespannte Pause mit Schweigen.
    »Es sei denn, was?«, fragte ein blondes Mädchen.
    »Nee, lasst mal! Das traut sie sich eh nicht.« Lisa stand wieder dicht vor Melina und funkelte sie an. »Stimmt’s?«
    »Was denn?«, erwiderte Melina und biss sich gleich darauf auf die Zunge. War das jetzt ein Ja? Was auch immer Lisa sagen würde, sie würde sich kaum noch aus dieser Sache herauswinden können, ohne blöd dazustehen.
    »Für Erdkunde beim Geller muss ich eine Europakarte aus dem Keller holen. Neben dem Getränkeautomaten durch die Tür, Treppe runter und zweite Tür rechts. Da unten ist es ein bisschen unheimlich, und manchmal flackert das Licht oder es geht gar nicht. Wenn
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