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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie
Autoren: Susanne Mittag
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Sonst wärst du jetzt … ich weiß nicht wo.« Seine Hände fuhren erregt durch die Luft, als könnte er dadurch die Worte greifen, die ihm fehlten. »Man kann Weltentore nur in einer Richtung benutzen. Wenn du versucht hättest zurückzuspringen, wärst für immer zwischen den Toren geblieben. Kein schöner Ort, soweit ich weiß.«
    Bei dem Gedanken schauderte Melina. Weltentore? Wo war sie nur gelandet? In einem fremden Land auf der anderen Seite der Erde? In irgendeinem entlegenen Dorf in China oder Papua-Neuguinea?
    »Wo bin ich?«, flüsterte sie.
    Tann zog wieder die Nase kraus. Offenbar ein Zeichen tiefster Verwunderung. »In einem Wald zwischen Koruma und Modora. Im Haus des Zauberers Salius auf der Seufzergraswiese.«
    »Zauberer?« Melina erinnerte sich an ein Buch über Urvölker, die ihre Medizinmänner für Zauberer hielten. Sie stöhnte auf. War sie im tiefsten Afrika? Oder Australien?
    »In welchem Land?«
    Tanns Nase kräuselte sich nun so stark, dass sie schief im Gesicht zu hängen schien. »Im Land Lamunee.«
    Melina war sicher, den Namen noch nie gehört zu haben.
    »Kommst du denn von weit her?«, fragte Tann.
    Melina seufzte. »Vielleicht sollten wir einfach mal raus auf die Straße gehen und jemanden fragen. Es muss doch irgendeinen Menschen geben, der mir sagen kann …«
    Tann riss die Augen auf und starrte sie an.
»Menschen?«
Er griff nach ihrem Arm. »Sag bitte nicht, dass du ein
Mensch
bist!«
    Melina fand die Berührung bedrohlich und sie versuchte Tann auszuweichen. »Was ist so schlimm daran?«
    Er schwieg eine Weile, dann fuhr er sich mit den Händen durch die Haare, die nun noch stärker abstanden als vorher.
    »Menschen dürfen nicht in diese Welt. Das gibt Ärger! Das gibt den größten Ärger, den ich je hatte«, flüsterte er.
    Melina hoffte, dass das ihre Chance war. »Kein Problem. Öffne mir ein Tor. Ich gehe gern zurück, sofort!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Bitte«, versuchte Melina es eindringlicher.
    Tann seufzte. »Wenn du noch mal in das Tor springst, wird es dich nur in die Zwischenwelt führen. Niemand kann zweimal durch das gleiche Tor gehen. Es gibt keinen Weg zurück.«

Im Käfig

    Melina spürte die Verzweiflung in sich aufsteigen. »Heißt das, ich kann nie wieder nach Hause?«
    Tann wirkte unsicher. »Zumindest nicht durch dieses Tor. Leider kann ich kein neues öffnen. Ich bin nur ein unbedeutender Zauberlehrling.«
    Zauberlehrling? Melina verstand nicht,
wie
es geschehen war, aber sie musste in einem Land gelandet sein, das noch von tiefstem Aberglauben beherrscht wurde.
    »Was ist mit diesem Zauberer, der hier wohnt? Kriegt er das mit den Toren vielleicht hin?«
    »Mein Meister ist auf Reisen«, erwiderte Tann. »Außerdem … Heiliges Eis! Er wird durchdrehen, wenn er von meinem Fehler erfährt.« Er seufzte und deutete auf die Käfige. »Ich bin für diese Tierwesen verantwortlich. Ich muss sie füttern und pflegen, und das hält mich ganz schön in Atem. Gerade heute sind mir ein paar Nachtelfen entwischt. Die Biester haben mich einfach ausgetrickst – haben sich tot gestellt. Kaum hatte ich den Käfig geöffnet, sind sie an mir vorbeigeflattert, durch die geöffnete Tür und durch den Kamin nach draußen. Wenn Salius das merkt, schickt er mich zurück in mein Heimatdorf.«
    Melina wand ungeduldig die Finger ineinander. Was interessierte sie die Pflege von Nachtelfen?
    »Dann fielen mir die Weltentore ein. Mein Meister benutzt sie, um in andere Welten zu reisen, und ich habe schon ein paar Male zugesehen, wie er sie öffnet. Also dachte ich, das kann ich auch. In Kassan gibt es die schönsten Nachtelfen, schließlich ist es dort fast den ganzen Tag dunkel. Ich hätte sie nur mit Licht anlocken müssen.« Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf. »Aber statt der Nachtelfen hocktest
du
vor mir. Keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe!« Er begann wieder leise zu fluchen.
    »Und wie komme ich nun nach Hause?«, unterbrach ihn Melina.
    Tann sah sie irritiert an. »Keine Ahnung.«
    Seine Unsicherheit und seine hängenden Arme machten Melina wütend. »Wer ist denn schuld daran, dass ich hier in einer fremden Welt festsitze – und mit einem Monster darüber diskutiere?
Du
bist für mich verantwortlich, also bring mich gefälligst zurück!«
    Tann blinzelte. »Monster?«
    Melina zuckte zusammen.
    »Sagtest du …
Monster?
«
    »War nicht so gemeint«, hauchte sie und wich seinem funkelnden Blick aus.
    Abrupt wandte er sich um und ging zur Wand. Mit der
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