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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie
Autoren: Susanne Mittag
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da Melinas Füße wehtaten, fiel sie etwas zurück. Plötzlich lief sie gegen Tanns breiten Rücken.
    »Wir sind da!«, erklärte er.
    Die Bäume ragten hoch in den Himmel, standen aber weit genug voneinander entfernt, um das letzte rotgoldene Licht des Sonnenuntergangs durchzulassen. Gleich würde es dunkel sein. Aber weit und breit war keine Hütte zu sehen.
    »Sagtest du nicht, wir wollen in ein Dorf?«, fragte Melina misstrauisch. Da stand sie nun mit einem Riesenkobold mitten im Wald – mitten im Nichts. Was sollte das?
    Tann grinste und deutete nach oben. »
Über
dir liegt Modora. Die Bewohner sind Pflücker und erstaunlich gute Kletterer. Sie haben ihr Dorf den Bäumen anvertraut.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Tatsächlich! In luftiger Höhe über ihr schwangen Holzstege und Seile, die etwa zwanzig Baumhäuser miteinander verbanden.
    »Das ist ja irre«, lachte Melina.
    »Aber sehr sicher«, bemerkte Tann. »Manchmal kommen wilde Tiere in die Dörfer, wenn sie in den Wäldern nicht genug zu fressen finden. Dort oben sind die Bewohner in Sicherheit.«
    »Wilde Tiere?« Melina sah sich nervös um.
    »Sie kommen meist nur nachts«, wehrte Tann ab, während er einen Baumstamm betastete, als suchte er etwas.
    »Es ist fast Nacht«, gab Melina zurück. Beunruhigt beobachtete sie die Lichtstrahlen, die ihr goldenes Leuchten schon verloren und sich immer weiter in die Wipfel der Bäume zurückzogen.
    Tann ging zum nächsten Stamm und strich über die Rinde.
    »Gleich sind wir oben. Vorausgesetzt, ich finde den geheimen Aufgang zur Hütte von Meister Terkian.«
    »Können wir nicht irgendeinen nehmen?«
    »Kannst du klettern wie ein Pflücker?«, lachte Tann auf. »Wenn nicht, brauchen wir das Seil des Zauberers. Er ist nämlich genauso unbegabt im Klettern wie wir beide.«
    In diesem Moment raschelte etwas zwischen den Bäumen.
    »Tann! Was ist das?«, fragte Melina erschrocken, aber Tann schien viel zu konzentriert auf seine Suche, um sie zu beachten.
    »Hey, ich glaube, ich habe es gefunden!«
    Er griff in die Rinde eines Baumes und öffnete eine kleine Tür, hinter der etwas versteckt lag. Melina erkannte ein Seil, etwa eineinhalb Meter lang, an dessen Ende eine kleine Holzplattform befestigt war.
    »Aber da war ein Schalten!«
    »Wenn das Licht sich verabschiedet, sieht man überall Schatten. Und jetzt steig auf! Es trägt nur eine Person.«
    »Findest du nicht, dass es sehr still da oben ist? Ich dachte, hier gibt es ein Dorf?«
    Tann straffte das Seil bis auf ihre Kopfhöhe und drückte es ihr dann in die Hand. In seinen violetten Augen konnte Melina lesen, dass auch er beunruhigt war. Plötzlich zuckte er zusammen.
    »Da ist wirklich irgendetwas«, flüsterte er. »Schnell! Oben sind wir sicher!«
    Er ließ sie auf das Holzstück treten. Kaum hatte sie darüber nachgedacht, wie eigenartig sie wohl aussah mit dem abgeschnittenen Seil in der Hand, da stieß Tann auch schon einen rauen Befehl aus. Melina musste sich gut festhalten, um nicht herunterzufallen. Das Seil spannte sich, als würde es gezogen, und riss sie in wenigen Sekunden nach oben, auf einen Steg in den Wipfeln von Modora. Ihre Beine wackelten, und sie war sehr dankbar für das Geländer, an dem sie sich festklammern konnte. Hätte Tann sie nicht warnen können, dass das eine Art magischer Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl war?
    »Wirf es runter«, zischte Tann mit einem nervösen Seitenblick durch die Bäume.
    Melina tat es und sah sich um. Hier sollte ihr jemand helfen können, in ihre Welt zurückzugelangen? Die Stege um sie herum waren verlassen und knarrten im Wind. Schwermut lag wie ein Trauerschleier über dem Dorf. Schaudernd wandte sie sich wieder Tann zu und starrte mit angehaltenem Atem in das Dämmerlicht des Waldes. Dann sah sie sie! Vier hundeähnliche Tiere schlichen in einem immer engeren Kreis auf den Kobold zu. Ihr Fell schimmerte wie flüssiges Silber. Tann hatte sie auch bemerkt, hastig nahm er das Seil auf und klammerte sich daran fest. Gleich darauf stand er neben Melina.
    »Sind sie gefährlich?«, flüsterte sie.
    »Keine Ahnung«, flüsterte er zurück. »Ich konnte nicht erkennen, was das für Biester sind. Für Wildlinge sind sie zu leise. Und für Nebelwölfe zu groß.«
    »Gut beobachtet«, raunte eine Stimme hinter ihnen.
    Tann und Melina wirbelten herum. Sie konnten niemanden sehen, aber eine Hüttentür stand offen, die nach Melinas Meinung vorher noch geschlossen gewesen war. Tann ging mit erhobenen Fäusten
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