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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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Hauptmann der Stadtwache gab seinen Soldaten ein Handzeichen und die sechs alten Kanonen wurden auf ihren Lafetten nach vorne gestoßen. Schwer rollten die Kugeln in die schwarzen Rohre.
    Isabell atmete heftig ein und die Luft war so kalt, dass sie husten musste.
    „Wo ist Rochas? Wo sind die anderen?“, fragte sie atemlos.
    „Rochas hält das Südtor. Finyon hat im Rathaus Stellung bezogen. Und Florindel ist bisher nicht wieder aufgetaucht. Deinem Vater habe ich das Osttor anvertraut.“
    „Und das vierte Tor? Wer verteidigt die Stadt gegen Westen hin?“
    „Der Sohn des Bürgermeisters. Eblon mag wissen, ob er dem Kampf gewachsen ist! Aber er besitzt Mut und Entschlossenheit.“
    Eine weiße Taube flatterte über Isabell hinweg, landete zu Meleons Füßen und sagte mit melodischer Stimme: „Lord Rochas lässt Euch ausrichten, dass der Feind über die Hügel heranzieht und es 300 Mann sein mögen.“
    „Sag ihm, so viele dürften es auch auf unserem Abschnitt sein! Segen und Kuss seiner Klinge! Sag ihm das!“
    Die Taube flog auf.
    Meleon löste seinen Stab aus der Gürtelschlaufe, drückte die Lippen auf den Edelstein an der Spitze, und violette Funken spritzten in alle Richtungen.
    „Marach Meleon, maristan ma Meleonda, gâ!“, rief er und seine Stimme hallte wie Donnergrollen bis zu den Hügeln.
    Der Nebel geriet in Bewegung, Sonnenlicht brach zwischen den Wolken hervor und spiegelte sich auf den Helmen und Klingen der heranziehenden Feinde.
    Einen Augenblick lang war es vollkommen still.
    Dann sprach eine dunkle Stimme aus dem Nebel: „Nekmarach, naî Meleon! Starush! Fisary kohorá!“
    Plötzlich brüllte es von allen Seiten rings um die Stadt: „Fisary, kohorá!“
    „Ah, schluckt den Staub alter Gräber!“, sagte Meleon ganz ruhig und schob seinen Stab wieder zurück in die Lederschlaufe. Er sprang mit Isabell auf den Wehrgang hinunter.
    „Hauptmann! Feuert mitten hinein in das elende Pack!“
    Die Soldaten hatten nur darauf gewartet, die Lunten entzünden zu können. Die Kanonen waren seit 80 Jahren nur noch für Böllerschüsse verwendet worden und nun…
    Isabell presste die Hände auf die Ohren. Das Krachen war entsetzlich. Pulverdampf mischte sich mit Nebelschwaden. Die Kanonen rollten auf ihren Lafetten zurück und die äußerste, rechte, hätte Isabell fast umgerissen. Sie hielt sich am Mauerwerk und starrte hinab in den brodelnden Dunst. In die anrückende Linie des Feindes war eine breite Bresche geschlagen.
    Doch die Angreifer rückten unbeirrt vor.
    Der Hauptmann ließ nachladen. Meleon zog sich wieder auf die Zinnen und sah zu den Hügeln, als erwarte er etwas, das sich dort zeigen würde.
    Dann sirrte von unten ein Pfeil heran. Bis Isabell es recht begriff, hatte Meleon eine wischende Bewegung gemacht und das Geschoss drehte im Flug, entzündete sich und flog dorthin zurück, wo es abgeschossen worden war.
    Kurz hintereinander landeten drei weiße Tauben vor Isabell und berichteten von heranziehenden Truppen. Meleon schickte sie mit Angriffsbefehlen zurück und behielt die Hügel im Auge.
    Von der vordersten Linie des Feindes lösten sich plötzlich merkwürdige Gestalten und bewegten sich zielstrebig auf die Mauern der Stadt zu. Isabell hob das Fernrohr ans Auge.
    Wie viel zu große, stumpfnasige Eidechsen eilten die Wesen durchs Gras. Ein jedes besaß deutlich mehr als Manneslänge und schien eine Panzerung zu tragen. Isabell erkannte metallische Spitzen auf den Echsenrücken.
    „Sind das Sekoy?“, fragte sie Meleon.
    Er schüttelte den Kopf. Kühl sah er auf die Wesen herab, die bedenklich schnell die Stadtmauer erreicht hatten.
    „Das sind Kampfechsen, wie man sie auf den Inseln von Arush züchtet. Einmal nach vorne geschickt, töten sie alles, was ihren Weg kreuzt. Sie können nicht zwischen Freund und Feind entscheiden. Nichts flößt ihnen Furcht ein. Und sie können Mauern erklettern.“
    Er hatte seinen Stab gezogen, schwang ihn einmal über dem Kopf und drehte aus dem Handgelenk die Spitze nach unten. Feuer strich außen an der Mauer entlang. Über den Zinnen waberte die Luft in der plötzlich aufsteigenden Hitze. Echsen verloren den Halt, stürzten. Andere eilten weiter aufwärts, manche schon in Flammen und doch immer noch zielstrebig.
    „Sie sind nur am Bauch verletzlich“, schrie Meleon. „Oder zielt auf die Augen!“
    Kurz darauf huschten die ersten Echsen über die Mauerkrone. Soldaten schrien und wichen vor den Tieren zurück, die scharf nach angesengtem
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