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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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und tiefem Rot.
    Als sie sich damit im Spiegel betrachtete, war es ihr unangenehm, so jedermann ihre Beine zu zeigen. Das gehörte sich einfach nicht. Anderseits war es wundervoll leicht, sich in diesen Kleidern zu bewegen. Niklas betrachtete sie mit schief geneigtem Kopf und gab das metallisch klingende Tschäck von sich, das alles heißen mochte: Zustimmung oder Ablehnung. Nun, vielleicht würde sie sich daran gewöhnen müssen, auf ihr eigenes Urteil zu vertrauen.
    Ihr gefiel das Bild im Spiegel, obwohl es ihr geradezu verrucht erschien. Gleichzeitig schämte sie sich, am Vorabend einer Schlacht überhaupt etwas auf solche Äußerlichkeiten zu geben. Meleon hatte Recht: so würde sie schneller laufen, sich bücken oder notfalls irgendetwas überklettern können.
    Und das zählte.
    Sie bedankte sich beim Schneider, der daraufhin eine kleine, zufriedene Verbeugung machte und fragte: „Wäre es Ihnen recht, Dame Isabell, wenn ich solche Kreationen auch anderen Damen von Stande zugänglich machen würde? Ich bin sicher, wir können eine ganz neue Mode schaffen, die das Bild unserer Stadt erheblich verändern würde.“
    Isabell nickte befangen.
    Das würde es ohne Zweifel. Aber warum nicht? Hier änderte sich ohnehin alles, und das im Handumdrehen. Plötzlich musste sie grinsen. Die lästige und letztlich alberne Tournüre jedenfalls, würde mit Sicherheit kaum eine Frau wirklich vermissen.
    In ihren neuen Kleidern ging sie wieder nach unten und Rochas war der Erste, der sich zustimmend verneigte und sagte, sie sehe fabelhaft aus.
    Sie bedankte sich und machte sich in der Küche auf die Suche nach einer Waffe, die sie zur Not auch ohne Übung handhaben konnte. Was blieb da, außer vielleicht einem Messer? Sie starrte auf die Schubladeneinsätze, die vollgeräumt waren mit Quirlen, Kochlöffeln, Pralinengabeln… Sie seufzte und die Schubladen glitten zu. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, auf jemanden einzustechen, ja überhaupt jemanden zu verletzen. Sie dachte an das Blut, das Meleon nach ihrem Tatzenschlag auf den Kragen getropft war.
    Vielleicht als Sekoy.
    Aber daran wollte sie erst recht nicht denken. Nicht nach den toten Panthern.
    Sie würde sich also auf den Schutz der Sphären verlassen müssen.
    Isabell erschrak, als ihr Vater in die Küche kam, den Säbel an der Seite und in seiner Reservistenuniform.
    „Es geht los!“, sagte er und sah so gut gelaunt aus, wie lange nicht mehr. „Lord Meleons Späher melden, dass der Feind heranzieht. Nun dürfen wir also unser Blut geben und unsere Treue bezeugen!“
    Isabell nickte und es schnürte ihr die Kehle zu.
    „Pass auf dich auf! Meleon ist nicht umsonst so angespannt. Der Feind ist entschlossen und rücksichtlos. Und er hat einen magischen Stein in seinen Besitz gebracht, von dem wir nicht wissen, was er anrichten wird.“
    Dr. Fechter tätschelte den Griff seiner Waffe.
    „Die Hunde werden schon sehen, dass wir nicht klein beigeben! Und von einem Stein lassen wir uns schon gar nicht einschüchtern. So, nun wollen wir aufbrechen!“

Straßenkampf

    Kurz nach Sonnenaufgang kletterte Isabell hundemüde die schmalen Stufen bis zum alten Wehrgang hinauf. Natürlich hatte sie nicht schlafen können. Dabei würde sie jetzt alle ihre Kraft und Aufmerksamkeit benötigen. Sie hätte gerne Niklas an ihrer Seite gehabt, aber sie hatte ihm befohlen, im Laden zu bleiben, um dort aufzupassen.
    Als sie ins Morgenlicht hinaustrat, stand über ihr auf der Zinne Meleon und sah mit einem Fernrohr zu den Hügeln im Norden.
    Bewaffnete machten ihr respektvoll Platz, als sie bis zur Brustwehr ging. Meleon streckte eine Hand aus und zog sie zu sich empor. Dann stand sie dort oben im kühlen Nebel neben ihm und sah auf eine Welt der Wiesen und Wolkenbänke hinab, die idyllisch und friedlich wirkte. Meleon reichte ihr das Fernrohr und wies nach Nordosten. Seine behandschuhte Hand hielt sie, während sie zu den Hügeln blickte und das Fernglas noch ein wenig weiter auseinanderschob.
    Wie Wellenkräuseln auf der Oberfläche eines Gewässers bewegte sich etwas im Dunst, der über Wald und Feldern lag. Isabell justierte noch einmal den Ring und begriff mit einem plötzlichen Zusammenziehen ihres Magens, was sie sah: Speerspitzen, die über den Dunst hinaus ragten.
    Eine Armee zog heran, die im Nebel weitgehend unsichtbar blieb. Nur gelegentlich blitzte etwas metallisch im rötlichen Morgenlicht. Die Speerspitzen hingegen waren schwarz, als seien sie in Gift getaucht.
    Der
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