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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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eine außerordentliche Freude sein, Euch mit einer solch bezaubernden und gleichzeitig so praktisch veranlagten Frau zu verehelichen. Und so werde ich nicht zögern, genau das zu tun, sobald – und wenn – Lord Meleon, Ihr die Schlacht geschlagen, Noshar besiegt habt und in dieses Haus zurückgekehrt seid.“
    Meleon hob den Kopf.
    „Das ist nicht Euer Ernst!“
    Finyons Mundwinkel zogen sich noch ein wenig weiter nach hinten und aus dem Lächeln wurde ein höhnisches Grinsen.
    „Nicht mein Ernst, Lord Meleon? Und ob es das ist! Kämpft und siegt, und dann heiratet! Oder sterbt ohne Anhang und Kinder, wie es passend ist, wenn ein Mann nicht zu erfüllen vermag, was ihm aufgetragen wurde. Ihr habt ein bedeutsames Amt. Man schenkte Euch Vertrauen. Und doch konntet Ihr weder den Umsturz verhindern, noch dass uns der Feind bis hierher folgte. Nun liegt mein königlicher Vater niedergestreckt…“
    Meleon stand auf.
    „Rachmasz!“, sagte er leise und dem Prinzen ging mitten im Satz die Luft aus.
    Meleon drehte sich zu Rochas um.
    „Ich verkünde hiermit in meiner Eigenschaft als Hofmagier und Lordkanzler Seiner Majestät, dass ich für den Fall meiner Abwesenheit die Amtsgeschäfte Dame Isabell anvertraue. Ihr soll außerdem diese Stadt unterstehen, die von nun an Alyegad heißen wird, also: „die nicht wankt“. Statthalterin und Kanzlerin wird sie sein, bis ich, oder der König selbst, es anders anordnet.“
    Isabell hielt sich am Küchentisch, während Rochas sich vor ihr und Meleon verneigte.
    „Ein weiser Entschluss, den ihr sofort verkünden solltet!“
    Meleon nickte, schnippte mit den Fingern, fing das Pergament, dass sich vor ihm materialisierte, aus der Luft, ebenso die gesprenkelte Feder, die von der Decke herab schwebte, stach sich mit einem der kleinen Küchenmesser in die Fingerkuppe, tauchte die Federspitze in den Blutstropfen, der ausgetreten war, und schrieb die Bekanntmachung in großen, glänzenden Buchstaben, die sich noch im Schreiben golden verfärbten.
    Das Pergament reichte er Rochas.
    „Lasst es anschlagen, Lord Rochas! Es wird sich von alleine vervielfältigen und dann an jeder Ecke zu lesen sein.“
    Isabell wollte widersprechen, wollte Rochas nachrufen, dass er solchen Unsinn auf keinen Fall öffentlich verkünden durfte, doch sie bekam kein Wort heraus. Prinz Finyon erging es offenbar nicht besser. Er war rot angelaufen und seine Lippen zitterten. In seiner Hand tanzte die Tasse einen wütenden Tanz auf ihrer Untertasse. Es klang wie das Zähneklappern eine Tollwütigen.
    „Habt die Güte Hoheit, das nachher auch Prinz Florindel mitzuteilen“, sagte Meleon. „Im Übrigen möchtet Ihr Euch vielleicht zurückziehen, während wir die letzten Vorbereitungen für die Schlacht treffen, von der Ihr Euch so viel zu erhoffen scheint.“
    Als der Prinz die Tasse abstellen wollte, rutschte sie von ihrem Tellerchen und zerschellte auf dem Boden. Die Scherben knirschten unter Finyons Schritten, als er zur Treppe ging.
    „Wo ist Florindel eigentlich?“, fragte Meleon.
    Aber das konnte ihm niemand sagen.
    Der jüngere Sohn des Königs war verschwunden und ließ sich auch nach Einbruch der Dunkelheit nirgendswo auftreiben.
    „Abgehauen wahrscheinlich“, sagte Rochas achselzuckend, nachdem er vom Marktplatz zurückgekommen war. „Wir wissen ja, wie wenig er es schätzt, in Händel verwickelt zu werden. Eine Schlacht wird ihm noch weit unangenehmer sein.“
    Meleon seufzte nur und ließ die Stirn auf Isabells Schulter sinken. Daraufhin beeilte sich Rochas, sie allein zu lassen.
    Sie standen lange so, aneinander gelehnt und ohne ein Wort. Wie immer fand Isabell Meleons Nähe tröstlich, doch hinter dem Trost lauerte Angst.
    „Meleon“, flüsterte sie. „Werden die Fisary die Schlacht gewinnen?“
    Er hob den Kopf und schob Isabell so weit von sich, dass sie einander ansehen konnten.
    „Nein“, sagte er. „Das musst du weder befürchten, noch darfst du es glauben.“
    „Aber warum diese Ernennung? Weshalb bist du so ernst, innerlich so weit fort…“
    Er küsste sie sacht auf den Mund.
    „Keine Fragen“, sagte er. „Keine Sorgen. Nur beieinander sein und den Augenblick spüren und auskosten und nicht davon ziehen lassen.“
    „Aber das bedeutet doch, dass es Anlass zu dieser Sorge gibt.“
    Er schnalzte leise.
    „Wann hätte jemals Sorge verhindert, dass eintrat, was man befürchtete? Sorge ist eine Beschützerin ohne Waffen und ohne Mut. Sie steht im Dienste deiner Feinde und soll
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