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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen
Autoren: Ann-Merit Blum
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einzudringen. Zwischen den Trümmern wurde der Angriff zu einem Kampf Mann gegen Mann, in dem die vom langen Frieden verwöhnten Verteidiger wenig mehr aufzubieten hatten, als ihren Mut. Isabell stolperte über Leichen, schrie Meleons Namen und fühlte sich im Schutzkreis der Sphären wie in einem Alptraum, in dem sie hilflos alles mit ansehen musste.
    Eine weiße Taube flatterte zu ihr herab, doch ehe sie auf ihrer Schulter landen konnte, riss ihr eine Kugel den Kopf weg und sie fiel Isabell zu Füßen. Isabell sank in die Knie und streichelte das Federbündel, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Mehrere Schüsse wurden auf sie abgefeuert, doch verglühten die Kugeln im Flug und eine der Lichtkugeln tötete den Schützen.
    Isabell verspürte nicht die geringste Genugtuung. Sie wollte nur, dass es aufhörte, dass dieses Gemetzel endlich aufhörte!
    Doch der Kampf hatte erst begonnen.

    Isabell sah Dunstschwaden über dem westlichen Tor aufsteigen und wusste, dass auch dort die Mauer gefallen war. Sie erschrak trotzdem, als plötzlich auch der Turm in sich zusammensackte.
    Jetzt drangen die Fisary von zwei Seiten her in die Stadt ein.
    Isabell wurde vom Ansturm förmlich mit geschwemmt, fand sich plötzlich in der kleinen Gasse am Brunnenplätzchen und musste zusehen, wie Männer die Türen der Häuser mit ihren Gewehrkolben aufzubrechen begannen. Sie drängte sich dazwischen, einer der Fisary wollte sie mit dem Bajonett niederstechen und bekam eine der Lichtkugeln mitten ins Gesicht. Sein gellender Schrei brach sofort wieder ab und der Gestank nach verbranntem Fleisch ließ die anderen Angreifer zurückweichen. Isabell begriff jetzt erst richtig, dass sie sich gewissermaßen selbst als Ziel eines Angriffs anbieten musste, um die Sphären zu aktivieren.
    Von diesem Augenblick an war sie immer mitten im dichtesten Getümmel, stieß bewaffnete Gegner einfach vor die Brust, oder warf sich vor Soldaten der Stadt. Kugeln verglühten, Speerspitzen schmolzen und Fisary sackten in sich zusammen, wo immer Isabell die Konfrontation suchte.
    Doch es waren zu viele.
    Viel zu viele.
    Isabell stolperte über Leichen und ihre Kleider waren getränkt mit fremdem Blut. Kalt und klebrig lag der Stoff auf ihrer Haut und sie fühlte sich immer elender. Aber sie musste sich jedes Mal, wenn sie fiel, wieder aufrichten, sich dem Feind entgegen stellen…
    Nur hatte sei keine Kraft mehr.
    Keine Kraft mehr, um wild kreischende Frauen zu erreichen, die von maskierten Fisary auf die Straße gezerrt und zu Boden geworfen wurden… denen man die Kleider aufgeschlitzte… Kinder, die wie Lumpenpuppen auf Kopfsteinpflaster lagen und die man nur noch aufheben würde, um sie in Särge zu betten.
    Isabell atmete wild und heftig und widersetzte sich der Wut, die sie dazu bringen wollte, einfach irgendeine Waffe an sich zu reißen und sie in Bäuche zu stoßen, damit diese elenden, widerwärtigen Menschen endlich aufhörten!
    Endlich, endlich aufhörten!
    Sie wischte Tränen weg und taumelte gegen eine Schulter. Eine Hand stützte sie.
    Phineas.
    Sie schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Er stolperte rückwärts, fing sich und fasste nach Isabells Handgelenk.
    Merkwürdig. Die Sphären griffen ihn nicht an.
    „Was machen Sie bloß hier?“, brüllte er. „Sind Sie wahnsinnig?“
    „Wo sonst sollte ich sein?“, schrie sie zurück und versetzte ihm einen zweiten Schlag.
    Er drängte sie zur Seite und noch immer griffen die Lichtkugeln ihn nicht an.
    „Sie müssen sich in Sicherheit bringen“, zischte Phineas. „Das hier ist kein Ort für Sie!“
    „Es ist genau der Ort für mich – mein Geburtsort. Hier lebe ich. Und hier leben all diese Menschen. Und Sie und Ihre widerwärtigen Kumpane haben nichts Besseres im Sinn, als das alles zu zerstören, uns alle umzubringen…“
    Wieder schlug sie nach ihm und er duckte sich.
    „Ich will doch nur…“, begann er, doch dann traf ihn der Schaft einer Pike und er taumelte gegen die Hausmauer.
    Isabell sprang über die Leiche eines Angreifers hinweg und rannte in die nächste Gasse hinein. Sie wollte Phineas nicht noch einmal begegnen, sie verabscheute ihn und verspürte den Wunsch, ihm weh zu tun, damit er begriff, was Schmerz war. Was er und seine widerwärtigen Fisary anrichteten.
    Ihr graute aber auch bei der Vorstellung, wie das Licht der Sphären sein Gesicht verbrennen würde.
    Stechen in der Seite zwang sie, stehen zu bleiben und Luft zu holen. Im Osten sah sie über den Dächern
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