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Meine letzte Stunde

Meine letzte Stunde

Titel: Meine letzte Stunde
Autoren: Andreas Salcher
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anschließend fahren wir nach Hause, ein Unfall, und das kann es dann gewesen sein. Gibt es das wirklich nur im Kino? Bei manchen Menschen hört einfach das Herz zu schlagen auf und das große Rennen ist auf einmal vorbei für sie. Meist schieben wir die Frage auf, weil wir Wichtigeres zu tun haben, zumindest Dringenderes. Die Versuchung, die Frage zu verdrängen, bis es zu spät ist, ist sehr groß. Es ist wie in einer Beziehung, wo wir die vielen kleinen Signale unseres Partners erst überhaupt nicht wahrnehmen und sie selbst dann, wenn sie unübersehbar geworden sind, ignorieren, bis der Partner uns mitteilt, dass es aus ist. Dann überkommt uns Panik, wir sind bereit, alles zu tun, nur ist es dafür zu spät. Eine Chance ist vergeben. Doch in der Partnerschaft bekommen wir vielleicht eine neue Möglichkeit. Unser Leben haben wir nur einmal. Es gibt keinen Plan B. Wenn unsere Zeit abgelaufen ist, gibt es keine Chance mehr, es das nächste Mal besser zu machen, rechtzeitig hinzuhören.
    Die letzte Stunde beginnt in diesem Augenblick. Wir können den Tod nicht beeinflussen, aber jede Stunde davor. Wir sterben, wie wir leben. Wir könnten einen Bruchteil der Zeit, die wir für die vielen Belanglosigkeiten verschwenden, für das nutzen, was uns wirklich wertvoll ist. Wann ist die beste Zeit, sich die wichtigste Frage zu stellen, unabhängig davon, wie alt man ist? Die Antwort ist ganz einfach. Wir brauchen nur einmal tief ein- und auszuatmen, um uns bewusst zu werden: Alles begann mit einem Atemzug und alles wird mit einem Atemzug enden.
    Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die mit Abstand häufigste Todesursache, insbesondere im höheren Erwachsenenalter. An zweiter Stelle folgt Krebs. Krebs ist ein Tabuthema, das Wort bringt alles sofort auf den Punkt. Sie mögen beim Lesen dieses Buches den Eindruck gewinnen, dass zu viele Geschichten von Krebs handeln. Dafür gibt es zwei Gründe: Ein wichtiges Ziel ist es, Ihnen die Erfahrungen von Menschen zu vermitteln, die schlagartig mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass ihre letzte Stunde sehr nahe sein könnte und dann noch eine Chance bekommen haben, weiterzuleben. Das plötzliche Ende durch einen Unfall oder Herzschlag ermöglicht diesen Erkenntnisprozess nicht. Außerdem wird Krebs in Zukunft die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als häufigste Todesursache überholen. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir betroffen sein könnten – erfreulicherweise auch die Aussicht auf Heilung.
    Viele Menschen hoffen, ihre letzte Stunde zu Hause umsorgt von ihrer Familie und ihren Freunden erleben zu können. Die Wirklichkeit des Sterbens sieht anders aus. Nur jeder Sechste stirbt im eigenen Bett, die überwiegende Mehrheit in einem Krankenhaus oder in einem Heim. Ziemlich sicher blicken wir in unserer letzten Stunde auf eine weiße Decke über uns. Wenn das Ende naht, werden die Wünsche sehr einfach: ein Zimmer, von dem wir am Tag den Himmel mit der Sonne und in der Nacht die Sterne sehen können, ein offenes Fenster, durch das wir das Zwitschern der Vögel hören. Vertraute Gesichter, die uns besuchen und mit denen wir sprechen können. Und wenn wir großes Glück haben, hält jemand unsere Hand. Diese Hand zu fühlen, wird dann zum Wichtigsten unseres ganzen Lebens.
    Eine Vielzahl von Gedanken und Fragen geht uns durch den Kopf: Werden meine Kinder ohne mich zurechtkommen? Wie wird mein Partner damit fertig werden? War das schon mein Leben? Habe ich es so gelebt, wie ich es mir gewünscht habe? Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Was kommt jetzt?
[1]
Frei übernommen von Seneca: Von der Kürze des Lebens, München 2005, S. 13 f.
[2]
Viktor E. Frankl: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk, München – Zürich 1985, S. 245
[3]
Elisabeth Kübler-Ross: Dem Tod ins Gesicht sehen, ein Film von Stefan Haupt, Berlin 2003

Die letzte Stunde – der beste Freund für Dein Leben
    Der Tod war schon sehr nahe, als ich im November 2009 am Rande des Central Parks eine vertraute Stimme aus der vorbeidrängenden Menschenmenge hörte. „Hallo, Andreas, was machst Du in New York?“ Es war Geri, ein Freund von mir, der seit vielen Jahren erfolgreich im Investmentbereich tätig ist. Zwei Österreicher, die einander auf der Straße in New York treffen, welch ein Zufall. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Mittagessen bei einem kleinen, aber feinen Italiener. Ich erzählte ihm von diesem Buch und meinen Recherchen in den USA.
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