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Meine erste Luege

Meine erste Luege

Titel: Meine erste Luege
Autoren: Marina Mander
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Gemüse essen, diejenigen, die nie essen, und diejenigen, die sich immer überfressen, die Fettröllchen an den Knöcheln haben und auf X -Beinen stolpern wie mein Schulkamerad Ciccio Broccolo aus Brindisi. Ich bin einverstanden, ist klar. Aber trotzdem, ich will keinen komischen Papa. Im Fernsehen gibt es nie Papas mit schwarzen Barthaaren, die wie Nägel ins Gesicht geschlagen sind, und auch keine, die als Beruf an den Ampeln Autoscheiben putzen, auch im Sommer in einer Windjacke mit schmierigem Kragen. Warum sollten ausgerechnet wir uns so einen ins Haus holen? Beim letzten hat Mama mir recht gegeben, auch wenn sie oft traurig ist. Mama ist zu schön für so einen, wenn der sie mehr als normal küsste, kriegte sie Ausschlag.
    Â»Es geht nicht um reich, arm, schön, hässlich. Gefühle sind eine komplizierte Sache.«
    Aber im Grunde weiß ich, dass wir einer Meinung sind. Die letzten Male, als sie sich ins Schlafzimmer eingeschlossen haben, um zu reden, hat sie nicht mehr gewimmert.
    Â»Warum schaffen wir uns statt einem Papa nicht einen Hund an?«
    Â»Ich bin zu müde für einen Hund.«
    Â»Mama, stell dir mal vor, wie schön, ein Schweinehund, der einen Schweinsdreck macht!«
    Ich habe das so gesagt, weil ich wütend war, und sie hat mich komischerweise nicht ausgeschimpft, sondern sogar ein bisschen gelächelt und dabei die rechte Augenbraue hochgezogen, als komme ihr eine Idee.
    Â»Wenn du willst, kannst du zum Geburtstag eine Katze kriegen.«
    So haben wir jetzt Blu, einen Kater, der aussieht wie aus einem Comic.
    Wir haben ihn Blu genannt wegen seiner Rasse und auch weil Mama Blues mag, ach, der Blues!
    Â»Hör mal zu: Der Blues ist wie Meeresrauschen, mach die Augen zu und lass dich wiegen.«
    Blu ist vielleicht kein Hund, aber er ist ein schöner Kater, und auch ihm gefällt Muddy Waters.
    Â»Weißt du, warum sie ihn so genannt haben?«
    Â»Wen?«
    Â»Muddy Waters.«
    Â»Nee.«
    Â»Weil er als Junge immer im Fluss im Schlamm gespielt hat und immer ganz eingesaut nach Hause kam.«
    Â»Der hatte es gut.«
    Weil wir im siebten Stock wohnen und keine Flüsse und Bäume und andere Naturschönheiten um uns herum haben, schärft sich Blu die Krallen an unserer gelben Couch. Aus den Kissen kommen manchmal Federn, und er hält sie für kleine Vögel. Wenn ich ihm Papierkügelchen werfe, bringt Blu sie zurück wie ein Hund, er nimmt Anlauf, rutscht auf dem Fußboden aus – rutscht aus und ist beleidigt, tut so, als wäre nichts, legt dir das Kügelchen auf die Schuhe, das ist lustig. Es ist nur schade, dass ich ihn nicht mit nach draußen nehmen kann, wenn ich ihn an die Leine nehme, wird er ohnmächtig, das ist Narkolepsie, hat der Tierarzt gesagt, wie bei denen, die plötzlich einschlafen, weil plötzlich irgendwas in ihrem Gehirn passiert, aber nichts Schlimmes.
    Der Tierarzt ist nett, total freundlich. Er hat große Augen hinter seiner Brille und in den schwarzen Haaren eine weiße Strähne, wie ein Honigdachs, und außerdem mag er Tiere, und aus den Ärmeln von seinem Hemd, die zu kurz sind, schauen lange Haare raus, fein und zart wie bei einem Wolfsjungen.
    Â»Mama, wie findest du den Tierarzt?«
    Â»Was für ein Tierarzt denn, rede kein dummes Zeug, sonst muss ich nachher nicht nur den Gynäkologen wechseln, sondern auch noch den Katzendoktor.«
    Ich versuche, mich nicht festzubeißen, sonst ist Mama genervt. Als wir aus der Praxis gehen und nach Fell und Desinfektionsmittel riechen, fühlen wir uns strahlend sauber, alle drei gesund und schön, da bin ich mir sicher. Das letzte Mal war eine Frau im Pelz da, die hatte ein schwarz-gelbes Leopardenmuster in den Haaren. Im Fernsehen habe ich in den Nachrichten gehört, es gibt einen Virus, der breitet sich so aus, hier ein Fleck und da ein Fleck, wie ein Leopardenmuster. Die Frau hat uns ganz böse angeschaut, weil ihr Hund starb, und vielleicht hatte der Virus mit dem Leopardenmuster ihren Ugo befallen, das arme Tier. Die Frau hat mir stumme Vorwürfe gemacht, weil ich habe von dem wackligen Drahtständer mit den Broschüren über das Halten von Tierjungen eine geklaut, Kätzchenleben , aber es ist nicht meine Schuld, wenn ich einen wunderschönen kleinen Kater habe und keinen Hund, der bald stirbt. Es tut mir leid, Frau Leopardenmuster, es tut mir so leid für Sie, und besonders für den Hund, und
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