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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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richtig gemein zu ihr waren, hey! Dann zappelte sie schon am Haken.
    »Ich kann ja die Dates, die ich habe, kaum verkraften«, murmelte sie. »Ich muss los - wir sehen uns später!«
    Ich sah zu, als sie die schwere Eingangstür aufstemmte und in die Kälte stürmte, und beglückwünschte mich dazu, wie ich vom Thema der Halloween-Party abgelenkt hatte. Und auch dazu, keine Mutter zu haben, die mich mehrmals am Tag anrief, um zu fragen, wann ich endlich heiraten würde, so wie Georgias Mutter es tat.
    Die war Griechin und hatte eine sehr genaue Vorstellung von dem Mann, den sie sich für ihr einziges Kind wünschte: einen Griechen. Alles andere war verhandelbar, aber von dieser Voraussetzung wich sie keinen Millimeter ab. Es war Georgia nicht erlaubt, sich zum Beispiel einen dicken und hirnlosen Amerikaner unbestimmter Abstammung wie ihren Vater anzulachen. Georgia hatte ihrer Zukunft voller Begeisterung entgegengeblickt, bis sie sich eines Tages über George Michaels sexuelle Identität klar wurde - irgendwie hatte sie die ganzen 80er durch geglaubt, er sei hetero.
    In letzter Zeit war Georgias Mutter in eine Art dumpfe Hysterie verfallen, der sie mit dramatischen Nachrichten auf der Mobilbox Ausdruck verlieh. Man musste des Griechischen nicht mächtig sein, um den Kern der Aussage zu verstehen: Komm in die Gänge und bring ein paar Enkelkinder zur Welt, solange ich noch lebe.
    Glücklicherweise war meine Mutter nicht anfällig, was die Meine-Tochter-ist-fast-dreißig-und-wird-langsam-zuralten-Jungfer-Panik betraf. Ich will nicht behaupten, dass sie mich wirklich verstand, aber sie mischte sich wenigstens nicht in mein Leben ein. Und Georgias Mutter konnte einem wirklich Angst machen.
    Seit einem Zwischenfall aus unseren College-Tagen wurde ich die Furcht vor dieser Frau nicht mehr los. Wir waren alle mit Georgias Eltern essen gewesen und saßen noch eine Weile zusammen im Auto, das vor unserem Wohnheim geparkt war. Ich zerfloss damals in Selbstzweifeln und erging mich im Gejammer darüber, dass ich mit meinen zwanzig oder was weiß ich wie vielen Jahren keinen mehr abbekommen würde, denn so unglaublich jung ich damals auch war, so wahnsinnig alt kam ich mir natürlich vor, blablabla. All dies führte unausweichlich zu einer vernichtenden Selbstkritik, deren Essenz darin bestand, dass ich in Wirklichkeit sowieso keinen Mann verdiente, weil ich so breite Hüften hatte. Georgias Mutter lehnte sich zu mir herüber und packte mich am Oberschenkel. Der Griff kam so unerwartet, dass ich vor Schreck zusammenfuhr.
    »Hör mir gut zu, Augusta«, sagte sie, und sowohl die Verwendung des Namens als auch ihre sonderbar unheimliche Stimme schickten mir kalte Schauer den Rücken hinunter. »Mit diesen Hüften wirst du kräftige Kinder gebären.«
    Ich muss wohl kaum erwähnen, dass die Unterhaltung an diesem Punkt beendet war. Ich schlich ins Wohnheim zurück, um meine Wunden zu lecken, und hatte zu meiner Körpermitte seitdem ein noch gespalteneres Verhältnis. Nicht genug also, dass meine Hüftgegend der Teil meines Körpers war, der jeglichen Schokoladengenuss als Erster registrierte. Nicht genug, dass mein Hintern inzwischen einen größeren Teil meiner oberen Hüftgegend bedeckte, als ich mir mit sechzehn je hätte vorstellen können. Nein, ich hatte auch noch gebärfreudige Hüften. Wie entzückend. Wie verlockend und sexy. Vielleicht sollte ich das mal bei meinem nächsten Date zum Besten geben. Falls ich jemals wieder ein Date haben sollte, was unwahrscheinlich erschien, außer natürlich, der entsprechende Gentleman hätte eine Vorliebe für ausdrucksstarke Interpretationen klassischer Rock-Themen.
    »Hast du eigentlich meine Hüften bemerkt«, würde ich zwischen der Vorspeise und der musikalischen Darbietung fröhlich einwerfen. »Nur zu deiner Information, eine Griechin hat mir prophezeit, dass ich damit kräftige Kinder gebären werde. Ja, ja, sehr orakelmäßig, da braucht man Delphi gar nicht.«
     
    Als ich an diesem Abend von der Arbeit nach Hause kam, war ich fix und fertig. Ich hatte den Tag damit verbracht, sämtlichen Menschen in meinem weitläufigen Freundeskreis zur Schadensbegrenzung fröhliche E-Mails zu schicken. Während die falsche Heiterkeit der Nachrichten natürlich niemanden zu täuschen vermochte, versicherte ich meinen engsten Vertrauten unzählige Male, dass ich meine kleine Einzimmerwohnung nie wieder verlassen würde.
    Ich wohnte noch immer in dem Apartment, das ich nach meinem
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