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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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College-Abschluss bezogen hatte, ein weiterer Punkt auf der Loser-Skala. Damals war die Wohnung meinen Freunden, die sich ein Zimmer teilen oder in einer alles andere als keimfreien WG hausen mussten, schick und nobel erschienen. Jetzt, wo die große Dreißig bedrohlich über unseren Köpfen schwebte, waren die anderen längst in richtige Erwachsenenwohnungen umgezogen und rümpften über meine Bude beinahe die Nase. Ich hätte mir auch gern etwas anderes gesucht, aber der Gedanke an eine Hypothek schreckte mich ab. Na ja, es wurde eben niemand wegen des Geldes Bibliothekarin (das sagte ich mir selbst ungefähr siebzigmal am Tag).
    Und außerdem hatte ich meinen Hund und meine Bücher, was wollte ich mehr?
    Als ich mich in die Wohnung schob, vollführte mein alberner Köter ein Freudentänzchen. Linus machte wilde Luftsprünge und zappelte um mich herum, bis ich endlich alles andere stehen ließ und ihn ausgiebig begrüßte.
    Die Post landete in meiner winzigen Küche - Nebenkostenabrechnungen und Kreditkartenbilanzen, dazu zwei große bunte Umschläge, die vermutlich wieder Einladungen enthielten. Amy Lee hatte angedeutet, mich in der anstehenden Vorweihnachtszeit in Klausur zu begeben, sei ungefähr so spaßig, wie mir selbst in den Fuß zu schießen, und sie hatte ja Recht. Wir hatten viele Freunde, und alle liebten es, Partys zu organisieren. Leute, die kaum ihre Miete zahlen konnten, ließen edle Einladungskarten drucken. Mit jedem Fest wurde versucht, das vorherige zu übertrumpfen, und wir waren ein ehrgeiziger Haufen. Es war also kaum anzunehmen, dass Nate und Helen sich in nächster Zeit ein wenig zurückhalten würden, um meine Gefühle zu schonen. Warum sollte ich mich also vor der Welt verstecken, als wäre ich es, die etwas falsch gemacht hatte?
    Anstatt mich weiter in deprimierenden Gedanken an Nate und Helen zu ergehen, betrachtete ich lieber, wie mein törichter Hund unbekümmert wilde Runden drehte - von seinem braunschwarzen Kopf bis hin zu den riesigen Pfoten war er ein fröhlicher Chaot. Ich griff nach seinem Wuschelkopf und küsste seine Hundestirn, bis er sich endlich beruhigt hatte und ich lächeln musste.
    Hunde - Seelentröster für alle Fälle, wirksamer als jedes Medikament.
    Als schließlich das Telefon klingelte, ging es mir schon viel besser. Sogar so viel besser, dass ich die Nummer auf dem Display nicht überprüfte, bevor ich abhob.
    Ich Trottel.
    »Gus«, säuselte eine mir gut bekannte Stimme. Ich erstarrte. Einen Moment lang schwieg der Anrufer, und ich konnte beinahe hören, wie er schmierig grinste. »Hier ist Henry. Lange nichts voneinander gehört.«
    Mehrfach lebenslänglich wäre noch nicht lange genug gewesen, dachte ich. Nicht einmal, wenn man dabei bei lebendigem Leib verbrannt wurde.
    Und außerdem war »lange« in diesem Fall zirka eine Woche. Ein nicht wirklich passender Spruch.
    Wenn es um Henry ging, setzte bei mir sämtliche Logik aus. Das gab ich gerne zu. Allein beim Gedanken an ihn zog sich mir in der Magengegend alles zusammen. Wenn ich seine Stimme hörte, brach mir der kalte Schweiß aus. Er war wie die Grippe.
    »Henry«, fauchte ich als Begrüßung. Das war doch nicht unhöflich, oder? So hieß er schließlich.
    Zu behaupten, dass ich Henry Benedict Farland IV., auch bekannt als Henry und/oder Beelzebub, nicht mochte, wäre eine so gehörige Untertreibung gewesen, dass es fast schon wieder witzig war. Er war unter anderem Nates Mitbewohner und einer der Menschen in meinem weitläufigen Freundeskreis, den ich seit Jahren kannte, ohne ihn je wirklich zu kennen.
    Nate bewunderte Henry natürlich. Ich hatte immer vermutet, es läge daran, dass Henry groß war und eine tolle Figur hatte, während der etwas kleinere Nate gedrungener wirkte. Er war beinahe davon besessen, seinen Bizeps mit Henrys zu vergleichen. Das war so ein Männer-Ding.
    Entscheidend war allerdings, dass es Henry gewesen war, der mich achtzehn Tage zuvor in die Wohnung gelassen hatte. Hätte er mir nicht die Tür geöffnet, dann hätte ich Nate und Helen nie zusammen in der Küche gesehen. Wenn Henry nicht gewesen wäre, würde Nate immer noch mir gehören.
    Und das konnte ich ihm nicht verzeihen.
    »Also, die Sache ist die«, sagte Henry mit dieser überselbstbewussten, trägen Stimme, die man sich vermutlich an den Stränden von Cape Cod aneignet. »Nate ist überzeugt, du würdest eher tot umfallen, als dich im selben Raum wie er aufzuhalten. Sag mir doch bitte, dass er da ein wenig
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