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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung
Autoren: Sheryn George
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Anfall von Reue.
    Sie schüttelte nur den Kopf und sandte ihm im Geiste die Botschaft, ihr bloß nicht in die Nähe zu kommen.
    »Ich war dir vorher noch nie untreu.« Auch sie war ihm nie untreu gewesen. Seltsamerweise erwähnte er das gerade nicht.
    »Es war einfach einer von diesen Riesenschlamasseln. Diese Dummheiten, die die Leute machen.«
    »Wann?«, zwang sie sich zu fragen. Ihre Stimme klang rau.
    »Es hat vor einiger Zeit angefangen. Es war nichts Ernstes.«
    Sie lachte hart. »Für dich nicht. Für Kennedy sah es ernst aus.«
    »Es sollte eigentlich vorbei sein«, sagte er.
    Sie drehte sich zu ihm. »Es ist nicht vorbei?«, fragte sie und spürte Tränen nahen. War er in sie verliebt?
    »Es war vorbei, Cait. Ich habe es beendet. Ich habe versucht zu verhindern, dass das passiert.«
    »Versucht?«, wiederholte sie und kam sich töricht vor.
    »Es ist kompliziert, Cait«, erwiderte er angespannt und wütend.
    Nun, fick dich, dachte Caitlin, öffnete die geballten Hände und wandte den Blick ab. Ich werde dich nie wieder ansehen, schwor sie sich.
    »Es ist kompliziert«, wiederholte er, ein wenig ruhiger inzwischen. »Das ist der Grund, warum sie mit mir reden wollte. Und sie hatte jedes Recht dazu. Ich habe ihre Anrufe nicht mehr beantwortet, nachdem die Affäre beendet war. Ich sah keinen Sinn darin zu reden. Also hat sie mich heute Abend in die Enge getrieben.«
    Caitlin wappnete sich. Vielleicht ist dies der Punkt, an dem mein Mann mir sagt, dass er eine andere liebt, dachte sie und bereitete sich auf den Schlag vor. (Aber für diesen speziellen Schlag gab es keine Vorbereitung.)
    »Cait«, sagte Max, und seine Stimme war dunkel und traurig und verängstigt. »Es tut mir wirklich leid. Aber es ist schlimm. Kennedy ist schwanger.«

4
    Zuerst hörte Caitlin die Worte, als seien sie einfach nur Worte, statt sie als das wahrzunehmen, was sie waren – winzige Messer, die sich tief in ihre Liebe und ihr Herz bohrten und das Leben ihrer Familie in kleine, schmerzhafte Stücke schnitten. Dann spürte sie die Worte wie scharfe, vergiftete Pfeile, und während sie sie spürte, würgte sie und presste sich eine zitternde Hand auf den Mund, um sich nicht zu übergeben. (Ihr Körper wusste genau, was los war, auch wenn ihr Verstand es nicht sofort begreifen konnte.) Genau zur selben Zeit gab sich ihr Geist einer verblüffend lebendigen visuellen Fantasie hin: Plötzlich wurde sie zum Actionstar und hatte es irgendwie geschafft, ihm einen so harten Boxhieb zu versetzen, dass er zusammenbrach, während sie gleichzeitig ihre andere Hand auf seinen Mund drückte, damit die Kinder von seinem Schmerzensgebrüll nicht aufgeweckt wurden.
    Selbst den Zusammenbruch meiner Ehe manage ich mit Multitasking, dachte sie bei sich und unterdrückte ihre Hysterie. Und ich habe den Verstand verloren.
    Sie schaute zu ihm hinüber. Statt in sich zusammengesunken und stöhnend auf dem Pflaster zu liegen, stand ihr Mann noch immer da, sah groß und attraktiv aus und starrte intensiv auf seine Füße; sein ganzes Verhalten spiegelte gefällige Reue wider und herzzerreißenden Schmerz.
    Mistkerl, dachte sie und kam sich kalt und dumm vor, weil sie versuchte, ein so törichtes Wort zu benutzen, um ihren Schmerz zu lindern. Dann blickte er zu ihr auf, und sie sah sein Gesicht. Verzerrt von Bedauern. Wahrscheinlich sogar aufrichtig, dachte sie voller Bitterkeit. Er tat ihr leid, und im selben Augenblick strömte eine frische Woge warmen Zorns durch ihre Adern und ihren ganzen Körper und verlieh ihr Kraft.
    Es ist hart, wenn jemand, den wir lieben, leidet. Als Caitlin also den Kummer ihres Mannes, ihres Geliebten sah und ihr eigenes Mitleid mit ihm wahrnahm, hatte sie das Gefühl, ein weiterer massiver Boxhieb sei in ihrem Magen gelandet. Nur dass diesmal sie diejenige war, die den Schlag führte. Er tut dir leid, kreischte sie innerlich. Er hat diese Situation herbeigeführt, und du willst ihn trösten? Überleg dir das mal! Wenn sie Zeit gehabt hätte, um darüber nachzudenken, was eindeutig nicht der Fall war – noch nicht –, hätte sie begriffen, dass der Wunsch, alles wieder in Ordnung zu bringen, vollkommen natürlich war. Wann immer er während der letzten soundso viel Jahre diesen verletzten Gesichtsausdruck gezeigt hatte, hatte sie ihn sofort in die Arme genommen und ihn getröstet. Helfen, nähren, das ganze verdammte Programm. Jetzt wollte sie immer noch dafür sorgen, dass es ihm gut ging, obwohl sie ihn gleichzeitig umbringen
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