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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon
Autoren: Jana Sonntag
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Parfum nicht mehr nehme, also quasi absetze? Will er mich dann immer noch oder muss ich es ein Leben lang benutzen?«
    Beatrice glotzt mich an, als wäre ich geisteskrank. Wieder knufft Paul mich in die Seite. »Weiter«, fordert meine Chefin, ohne auch nur ein einziges Wort über meinen Vorschlag zu verlieren. »Ja, äh, dann habe ich noch die zehn besten Plätze, wo man Männer kennenlernen kann: im Baumarkt, im Fußballstadion, im Computergeschäft…«
    »Das hast du doch erst vor einem halben Jahr gemacht«, stellt Beatrice fest.
    »Hab ich?« Sie und alle meine Kollegen nicken. Herrje, wie sich die Zeit in diesem Laden hier zieht – hätte schwören können, das läge schon mehrere Jahre zurück. »Weiter«, meint Beatrice. Gut, ja, weiter. Das Problem ist, dass ich keine weiteren Vorschläge habe, ich war fest davon überzeugt, dass eins der beiden Themen einschlagen würde. »Äh, Hunde«, bringe ich mit dem Mut der Verzweifelten hervor. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie Paul breit und zufrieden grinst.
    »Hunde?« Jetzt guckt Beatrice noch entgeisterter. »Ja«, bekräftige ich schnell. »Der Hund als Flirthilfe, meine ich. Es ist nämlich erwiesen«, behaupte ich dreist, »dass Hundebesitzer wesentlich mehr Leute kennenlernen, weil sie beim Spaziergang angesprochen werden. Und ich dachte, na ja, ich dachte, ich leih mir mal für zwei Wochen einen Hund aus und gucke, was passiert.«
    »Hm.« Beatrice wiegt grübelnd den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht. Was halten denn die anderen davon?« »Kommt natürlich drauf an, was das für ein Hund ist«, kommentiert meine Kollegin Susanne Gabler mit ironischem Unterton. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. Sie fällt mir ständig in den Rücken, wahrscheinlich, weil sie neidisch darauf ist, dass ich im Gegensatz zu ihr eine eigene Rubrik habe. Susanne fährt fort: »Lernt man mit einem Königspudel andere Männer kennen als mit einem Schäferhund oder einem Bobtail? Und welches ist dann die beste Rasse, um von einem Klassemann angesprochen zu werden?«
    »Ich kann mir ja zehn verschiedene Hunde leihen«, zicke ich sie an. »Also, ich finde die Idee echt gut«, eilt Paul mir zur Hilfe und lächelt in die Runde. »Ich würde eine Frau bestimmt ansprechen, wenn sie einen Hund dabei hätte.«
    »Paul, du sprichst doch sowieso jede Frau an«, meint Susanne süffisant. »Du bist nun wirklich kein Maßstab.« Ein beleidigter Ausdruck tritt auf sein Gesicht, aber nur für etwa eine halbe Sekunde, dann wird er kämpferisch. »Jetzt hör mir mal zu«, fährt er Susanne an, wird aber von Beatrice unterbrochen. »Schluss mit der Streiterei«, ruft sie energisch. »Wir sind hier doch nicht im Kindergarten!« Dann wendet sie sich wieder an mich.
    »Überzeugt mich nicht so richtig, was hast du noch?« Ich gebe mich geschlagen. »Leider nichts«, gestehe ich. Beatrice zieht die Augenbrauen zusammen. »Ich müsste noch einmal darüber nachdenken«, füge ich schnell hinzu.
    »Tu das«, meint sie, »morgen hätte ich dann gern neue Vorschläge.« »In Ordnung.« »Aber«, macht Paul einen letzten Versuch, Beatrice die Geschichte doch noch schmackhaft zu machen, »ich finde das Thema wirklich gut!«
    »Paul«, erwidert Beatrice mit unheilvoll ruhiger Stimme, »zu dir wollte ich sowieso noch kommen. Es gibt da nämlich ein Problem.«
    »Ein Problem?« Ich kann ihm anhören, dass er schlagartig nervös wird, Paul hat nicht gerade Nerven aus Drahtseil. Beatrice nickt. »Wir haben die neuesten Ergebnisse der Marktforschung.« Jetzt gucken alle gespannt, mehrmals im Jahr lassen wir Leserinnen zu einem Heft befragen und versuchen, ihre Interessen noch besser zu bedienen. »Und es sieht so aus«, fährt Beatrice fort, »dass deine Kolumne ›Was Männer wollen‹ nicht mehr sonderlich angesagt ist.«
    »Nicht mehr angesagt?«, echot Paul und schiebt seine Brille zurecht. Wieder nickt Beatrice.
    »Es tut mir leid, Paul, aber die Zeit für deine Kolumne ist offensichtlich vorbei, sie stößt nicht mehr auf große Resonanz.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Dass wir sie ab der nächsten Ausgabe nicht mehr machen werden«, spricht Beatrice das aus, was vollkommen klar auf der Hand liegt.
    »Ja, aber«, stottert Paul, »was mache ich dann?«
    »Du hast ja noch die Rätselseite, die Kino-, Buch- und Musiktipps«, stellt Beatrice fest. Susanne lächelt zufrieden, sie ist wirklich eine blöde Kuh! Klar gefällt es ihr, Paul vom Kolumnen-Schreiber zum Fußvolk degradiert wird, sie
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