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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe
Autoren: Susan Sloan
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Tür.
    »Kommen Sie rein, Robert«, rief Bendali. »Wir
    sind bereit, Euer Ehren«, sagte der Gerichtsdie-
    ner. »Alle sind anwesend?«
    »Ja, Sir.«
    Der Richter hievte sich aus seinem Sessel hoch.
    »Dann wollen wir sie nicht länger warten lassen.«
    »Nein, Sir«, erwiderte Robert mit einem Grinsen,
    denn er wusste, dass es zu Bendalis Lieblingsbe-
    schäftigungen gehörte, Anwälte warten zu lassen.
    Drei Minuten später bat er um Ruhe im Saal. Im
    Zuschauerbereich war kein Zentimeter Platz
    mehr. In dem Teil, der für die Hill-House-Leute
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    reserviert war, herrschte Gedränge. Sechzig Re-
    porter quetschten sich auf die Plätze, die für vierzig gedacht waren. Für Corey waren über zwölf
    Leute gekommen, unter anderem sein Vater, der
    am Samstag eingetroffen war. Zach Miller hatte
    Urlaub bekommen. Elise Latham hatte freige-
    nommen. Es gab nirgendwo mehr Sitzplätze.
    »Herr Sprecher, trifft es zu, dass die Geschwore-
    nen zu einem einstimmigen Urteil gekommen
    sind?«, fragte der Richter. »Ja, Euer Ehren«,
    antwortete Stuart, der sich erhoben hatte. Auf
    ein Nicken von Bendali hin ging Robert zur Ge-
    schworenenbank, holte die Akte ab und reichte
    sie an den Richter weiter.
    Nichts im Gesicht des Richters verriet seine Ge-
    fühle, als er die Akte durchsah. Dann gab er sie
    Robert zurück, der sie wieder zu Aaron trug.
    »Der Sprecher wird gebeten, das Urteil zu verle-
    sen«, wies Bendali an.
    Brian Ayres saß kerzengerade auf seinem Stuhl.
    Dana ergriff die Hand ihres Mandanten, als sie
    sich erhob. Sie war eiskalt. »Im ersten Punkt der Anklage, dem Tod von Susan Marie Abbott«, las
    Stuart vor, »befinden die Geschworenen den An-
    geklagten Corey Dean Latham für – nicht schul-
    dig.« Weitere einhundertfünfsiebzig Anklagepunk-
    te mussten mit Namen der Toten verlesen wer-
    den, sowie diverse geringfügigere Vergehen, doch
    das spielte keine Rolle. Der erste war entschei-
    dend. Im Gerichtssaal brach die Hölle los. Joan
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    Wills grinste wie ein Honigkuchenpferd. Dana lä-
    chelte ein wenig, hob kurz den rechten Arm und
    fragte sich, warum sie kein größeres Triumpfge-
    fühl empfand, da sie soeben den größten Prozess
    ihrer Karriere gewonnen hatte.
    Corey Latham, der beinahe acht Monate in Unge-
    wissheit verbracht hatte, sank auf seinen Stuhl,
    hielt sich den Kopf und ließ seinen Tränen freien Lauf.
    Brian lehnte sich langsam zurück und fragte sich, warum er nicht erstaunter war.
    Mark Hoffman schüttelte ungläubig den Kopf. Ma-
    rilyn Korba keuchte erschrocken auf, Frances
    Stocker zuckte die Achseln, Joseph Heradia nick-
    te, Betsy Toth Umanski seufzte, und Joe Romani-
    dis stöhnte. »Wie konnten sie das nur tun?«,
    fragte Ruth Zelkin. »Was ist passiert?«, fragte
    Helen Gamble. »Es ist vorbei«, sagte Raymond
    Kiley und schüttelte angewidert den Kopf. »Ge-
    hen wir.«
    Coreys Familie und seine Freunde brachen in Ju-
    bel aus, Zuschauer buhten oder johlten vor Freu-
    de. Reporter rannten aus dem Gerichtssaal. Ab-
    raham Bendali beobachtete das Geschehen mit
    unbewegter Miene.
    Erst am späten Nachmittag würden die Formalitä-
    ten und der Papierkram erledigt sein, und Corey
    würde als freier Mann nach Hause gehen können,
    doch das machte ihm nichts aus. Was waren
    schon ein paar Stunden, wenn er heute Nacht
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    neben seiner Frau schlafen konnte?
    Elise umarmte ihn vor laufenden Kameras kurz
    im Gerichtssaal und verabschiedete sich dann.
    »Ich muss bei der Arbeit unbedingt noch was fer-
    tig machen, wir sehen uns dann zu Hause«,
    murmelte sie und war verschwunden. Falls Dean
    und Barbara Latham das sonderbar fanden, lie-
    ßen sie es sich nicht anmerken. Um drei Uhr führ-
    ten sie ihren Sohn zum Essen aus und bestanden
    darauf, dass Dana und Joan mitkamen. Es gab
    Dinge zu essen, die Corey seit acht Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, und Sekt. Alle
    waren fröhlich, und Corey grinste entweder über
    das ganze Gesicht oder aß wie ein hungriger
    Wolf. Dean und Barbara dagegen waren so außer
    sich vor Freude, dass sie kaum einen Bissen hi-
    nunterbrachten.
    »Das verdanken wir nur Ihnen«, sagte Dean zu
    Dana und auch zu Joan. »Trotz aller Schwierig-
    keiten haben Sie unermüdlich durchgehalten, und
    Sie haben uns unseren Sohn wiedergegeben. Wir
    wissen gar nicht, wie wir Ihnen danken sollen.«
    Die Reaktion auf das Urteil ließ nicht lange auf
    sich warten. Roger Roark zerriss in seinem Büro
    seinen letzten Scheck an die Kanzlei Cotter, Bo-
    land und
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