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Mein Wahlkampf (German Edition)

Mein Wahlkampf (German Edition)

Titel: Mein Wahlkampf (German Edition)
Autoren: Oliver Maria Schmitt
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und Zerstörungswut zu überlassen. Deshalb bin ich ein entschiedener Förderer und Forderer der Frauen.
Steinbrück: Das liegt daran, dass wir keinen Frauenbonus haben.
Gysi: Ich meine, wir erleben hier gerade den Niedergang der parlamentarischen Demokratie. Und dabei hat die Linke noch nicht mal die Wahl gewonnen, wie ich leider zugeben muss.
Trittin: Das wär ja auch noch schöner.
Deppendorf: Herr Dr. Schmitt, Ihre Kampagne stand unter dem Motto «Oliver, Maria & Schmitt – drei für Deutschland» – und schon das ist ja gewissermaßen eine Lüge, oder sagen wir lieber, eine bewusste Falschinformation. Denn in Wahrheit sind Sie doch allein, nicht wahr?
Ich: Allein? Allein hätte ich ein solches Ergebnis, auf das meine hier sitzenden Kolleginnen und Kollegen ja wohl superneidisch sind, niemals hingekriegt. Politik ist Teamwork, sage ich immer.
Deppendorf: Aber kennen Sie sich überhaupt aus? In der politischen Landschaft Berlins sind Sie noch nie gesehen worden, Herr Dr. Schmitt – wie wollen Sie sich da zurechtfinden?
Ich: Ich werde mir ein paar teure Berater einkaufen, oder einfach ein paar alte übernehmen, so wie den Herrn Glaeseker.
Merkel: Und politisch? Was wird politisch passieren?
Ich: Das werde ich Ihnen gerade erzählen!
Schausten: Vielleicht wollen Sie es ja unseren Zuschauern erzählen, Ihren Wählern. Bislang ist uns nicht so ganz klar, was Sie politisch eigentlich vorhaben.
Deppendorf: Das stimmt. Inhaltlich haben Sie bislang kaum was geliefert.
Gysi: Ja, liefern Sie mal, Herr Doktor.
Trittin: Ich lach mich gleich kaputt.
Ich: Sie müssen schon meine offizielle Regierungserklärung abwarten. Und dazu ist es jetzt noch viel zu früh. Sie wissen doch viel besser als ich: In der Politik braucht man Geduld. Und mit mir, das garantiere ich Ihnen, werden Sie sehr viel Geduld haben müssen. Ich begehe doch jetzt keinen politischen Selbstmord und übe mich in blindem Aktionismus!
Bohlen: Sag mal, hast du vorhin in der Garderobe irgendwie Achselhaare geraucht, oder was? Das klingt so scheiße, was du sagst.
Brüderle: Abber dessiss doch vernünfdisch, dessmache mir Libberaledoch genausssoo.
Deppendorf: Herr Brüderle! Muss ich Sie noch mal abschalten?
Brüderle: Chhrnz!
Merkel: Mein Gott, und mit so was hab ich mal koaliert?
Trittin: Ja, jetzt tut’s Ihnen leid. Dabei hätten wir auch alles mitgemacht.
Gysi: Wie sich das eben für eine neue FDP gehört.
Trittin: Von einem Salon-Kommunisten wie Ihnen lasse ich mir gar nichts sagen!
Bohlen: Ich finde, Politik, das ist echt was für Geisteskranke – da bin ich ja ’n Waisenknabe dagegen.
Schausten: Herr Bohlen, ich …
Ich: Also, mir ist das hier alles viel zu unstrukturiert. Dieses jämmerliche Bild, das Sie alle hier gerade abgeben. Genau deswegen haben Sie doch die Wahl verloren! Weil der Wähler von Typen wie Ihnen die Schnauze voll hat. Und damit mir das nicht auch noch passiert, werde ich mich – ganz egal was ich vorher gesagt oder gemacht oder versprochen habe – so weit wie möglich aus allem raushalten, verstehen Sie?
Ich wende mich lieber mal direkt ans deutsche Volk und spreche hier und jetzt in diese Kamera. Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht ich? Also: Hallöchen, servus und grüß Gott – hier spricht Ihr neuer Regierungschef!
Ich will jetzt nicht über meine unfähigen Mitbewerber herziehen – der Wahlabend ist nicht der Moment der Abrechnung, sondern die Zeit für ein Bekenntnis. Ich bekenne: Ich werde der nächste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, und wenn Sie sich auf den Kopf stellen! Denn ich sage hiermit klipp und klar und unwiderruflich: Ich habe entschieden – ja, ich nehme die Wahl an! Das haben Sie jetzt davon.
Wissen Sie, das Paradies habe ich mir immer als eine Art Kabinett vorgestellt, in dem ich das Sagen habe. Ich vermute mal, dass das nicht die Paradiesvorstellung aller Menschen auf dieser Erde ist, schon gar nicht die meiner politischen Gegner – aber das macht nichts, ich finde diese Vorstellung spitze, deswegen wurde ich ja auch Spitzenpolitiker.
«Wir können nichts tun, weil wir nicht Herren über die Geschichte sind», sagt Alexander Kluge, und ich will den alten Klugscheißer sogar noch ein bisschen korrigieren: Wir sollten sogar nichts tun, weil wir nämlich nicht Herren über die Geschichte sind.
Und deshalb heißt es für mich jetzt erst mal: drinbleiben, dranbleiben und bloß keine Fehler machen. Von nun an werde ich mich, wie es auch meinem ursprünglichen Konzept
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