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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition)
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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ich gedacht habe. Das Einzige, worüber ich im Zusammenhang mit dir nachgedacht habe, ist …«, sie fährt sich mit beiden Händen müde durch die Haare, »dass niemand es jemals erfahren würde, wenn du nicht hinten gesessen hättest.« Bevor ich etwas darauf erwidern oder das, was sie gesagt hat, auch nur sacken lassen kann, hebt sie die Hand. »Ich weiß. Du musst nichts sagen. Was muss ich für eine Mutter sein? Keine gute. Das ist mir mittlerweile klar geworden. Und auch keine besonders starke Frau.«
    Mir krampft sich der Magen zusammen. Obwohl mir dieser Gedanke auch schon gekommen ist und ich ihn Jase gegenüber sogar geäußert habe, macht es mich traurig, dass sie selbst so über sich spricht. »Aber du hast dich entschlossen, die Wahrheit zu sagen, Mom. Das war sehr mutig von dir.«
    Sie zuckt nur mit den Achseln. »Als ich Clay im Frühjahr kennengelernt habe, habe ich nicht sofort erwähnt, dass ich zwei fast erwachsene Töchter habe. Vielleicht habe ich gedacht, ich könnte dadurch für kurze Zeit mein Alter vergessen.« Sie lacht leise auf. »Gott, und damals dachte ich, das wären Probleme.«
    »Weiß Tracy es schon?«
    »Sie kommt morgen früh zurück. Ich habe sie gleich angerufen, als ich vorhin nach Hause gekommen bin.«
    Ich versuche mir vorzustellen, was meine Schwester – die zukünftige Anwältin – zu der ganzen Geschichte sagen wird. Wird sie entsetzt sein über das, was unsere Mutter getan hat, oder am Boden zerstört darüber, dass sie ihre Ferien unterbrechen muss? Aber vielleicht reagiert sie ja auch ganz anders. Tracy ist unberechenbar. Oh, Trace. Jetzt merke ich erst, wie sehr ich sie vermisst habe.
    »Was hat Mrs Garrett zu alldem gesagt?«, frage ich meine Mutter. »Wie geht es jetzt weiter?«
    Mom nimmt einen großen Schluck Wein, was ich nicht sehr beruhigend finde.
    »Darüber will ich im Moment nicht nachdenken«, antwortet sie müde. »Das werden wir noch früh genug erfahren.« Dann streckt sie ihre Beine und steht auf. »Es ist spät. Du solltest ins Bett.«
    Da ist er wieder, ihr mütterlich-strenger Ton. Nach allem, was passiert ist, kommt er mir fast absurd vor. Aber als sie sich jetzt zur Tür wendet und ich sehe, wie sie die Schultern hängen lässt, steigt plötzlich ein Gefühl in mir auf, das mich in diesem Moment selbst überrascht.
    »Ich liebe dich, Mom.«
    Sie gibt nur mit einem leichten Neigen des Kopfes zu verstehen, dass sie mich gehört hat, dann scheucht sie mich in die klimatisierte Kühle unserer Diele. Als sie die Tür hinter uns schließt, seufzt sie: »Ich wusste es gleich.«
    »Was wusstest du?«, frage ich und drehe mich zu ihr um.
    »Ich wusste, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, diese Leute von nebenan kennenzulernen.«

Zweiundfünfzigstes Kapitel
    C lay hat mit seiner Voraussage nicht recht behalten. Die Garretts berufen am nächsten Tag weder eine Pressekonferenz ein noch gehen sie zur Polizei. Stattdessen packen sie die Familienrat-Keule aus und halten im Krankenhaus eine Besprechung ab. Bis auf George und Patsy sind dabei alle Kinder anwesend. Alice und Joel sind dafür, Mom anzuzeigen. Andy und Jase stimmen dagegen. Schließlich beschließen Mr und Mrs Garrett nach reiflicher Überlegung, die Angelegenheit außergerichtlich zu regeln. Jase erzählt mir, dass Mom ihnen angeboten hat, die Krankenhauskosten und den Lohn für einen zweiten Angestellten im Baumarkt zu übernehmen, der Mr Garrett ersetzen kann. Allerdings sind sich Jase’ Eltern über diesen Punkt noch nicht einig. Mr Garrett möchte keine Almosen – oder Schweigegeld – annehmen.
    Mr Garrett ist mittlerweile von der Intensiv- auf eine normale Station verlegt worden, sodass Mom ihn endlich auch persönlich besuchen kann.
    Nicht einmal Jase weiß, was während dieses Besuchs besprochen wurde, aber am nächsten Tag zieht Mom ihre Kandidatur zurück.
    Genau wie Mom es angekündigt hat, schreibt Clay eine Presseerklärung für sie. »Familiäre Gründe haben mich dazu bewogen, auf die große Ehre zu verzichten, noch einmal als Ihre Senatorin zu kandidieren. Auch als Inhaber eines öffentlichen Amts ist und bleibt man Privatmensch, und als solcher muss ich an das Wohl derjenigen denken, die mir am nächsten stehen, und das tun, was für sie das Beste ist, ehe ich wieder daran denken kann, den Bürgerinnen und Bürgern meines Landes zu dienen.«
    Die Medien stürzen sich auf die Story und verbreiten zum Teil gehässige Spekulationen. Aber das ist vermutlich immer so, wenn
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