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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz
Autoren: KAT MARTIN
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Ihr Angebot, aber ich brauche Ihre Hilfe nicht. Mein Bruder ist unschuldig. Die Polizei wird den Mann bald finden, der das Verbrechen begangen hat.“
    Thor nickte in der Hoffnung, dass sie sich nicht irrte. Obwohl sie eine Kratzbürste war, wollte er sie nicht leiden sehen, da er wusste, wie sehr sie ihren Bruder liebte.
    „Er ist ein guter Kerl“, fuhr sie fort. „In letzter Zeit ist Rudy in schlechte Gesellschaft geraten, aber ich bin sicher, dass er auf den rechten Weg zurückfindet.“
    „Er kann sich glücklich schätzen, eine Schwester zu haben, die zu ihm hält.“
    Sie lächelte dünn. „Vielen Dank.“
    Ihr betrübter Blick schnürte ihm die Brust zu. Er hatte Mühe, seinen Wunsch zu bezwingen, ihre Wange zu streicheln und die Sorgenfalten von ihrer Stirn zu wischen. Wieso eigentlich? Wie sie gesagt hatte, im Grunde genommen konnte er sie nicht besonders gut leiden.
    Zumindest hielt er nicht viel von Frauen, die sich einem Mann gleichgestellt fühlten und einem Beruf nachgingen, statt im Haus zu bleiben und sich um Ehemann und Kinder zu kümmern. Leif hatte eine berufstätige Frau geheiratet, und Thor hatte seine Schwägerin Krista zwar ins Herz geschlossen, dennoch war sie für seine Begriffe zu unabhängig und eigenwillig, zu freimütig in ihren Ansichten, entsprach also keineswegs dem Bild der Frau, die er sich einmal zur Gemahlin nehmen wollte.
    In seiner Heimat arbeiteten Frauen genauso schwer wie Männer, aber sie wussten stets, dass sie auf der Welt waren, um dem Mann zu dienen. Zu dieser Einsicht würde Lindsey Graham niemals finden.
    Es sei denn, ein Mann wäre tollkühn genug, sich vorzunehmen, die Wildkatze zu zähmen.
    Er verdrängte diesen abwegigen Gedanken, ebenso wie die aufkeimende Regung, ihre Sinnlichkeit herauszufordern. Er räusperte sich. Ein Kuss, und sie würde vermutlich schreiend die Flucht ergreifen. Leidenschaft war ihr gewiss ebenso fremd wie die Vorstellung, dass der Mann Herr im Haus war.
    Kopfschüttelnd zog Thor sich zurück, überließ Lindsey ihren bekümmerten Grübeleien und machte sich wieder an die Arbeit. Den Rest der Woche würde er für seinen Bruder im Hafen arbeiten, um das Löschen der Fracht einlaufender Schiffe und das Beladen auslaufender Schiffe zu beaufsichtigen.
    Morgen Nacht wollte er vielleicht den Damen im Red Door einen Besuch abstatten, einem Freudenhaus, das er gelegentlich aufsuchte.
    Bevor er anfing, weitere Papierrollen aufzustapeln, warf er noch einen Blick auf Lindsey. Sie saß mit dem Rücken zu ihm über ihren Schreibtisch gebeugt. Ihr honigfarbenes Haar war geteilt und entblößte ihren hell schimmernden, biegsamen Nacken.
    Ein Ziehen regte sich in Thors Lenden. Aus unerklärlichen Gründen weckte sie jedes Mal, wenn er in ihrer Nähe war, in ihm die Lust nach einer Frau. Er dachte wieder an das Freudenhaus Red Door und nahm sich vor, den Damen diesmal tatsächlich einen Besuch abzustatten.
    Leif Draugr stand an der Kaimauer und sah den Schauerleuten zu, die unter Aufsicht seines Bruders die Fracht eines vor Anker liegenden Schiffs löschten. An der Mastspitze flatterte die britische Flagge in der steifen Brise, Seemöwen schossen im Sturzflug hernieder, um sich knapp über den unruhigen blauen Wellen wieder kreischend in die Höhe tragen zu lassen.
    Leif genoss das Gefühl, etwas erreicht zu haben, wenn er den Blick über seine stetig wachsende Schiffsflotte schweifen ließ. Seit seiner Ankunft in England hatte er Walhall Shipping zu einer blühenden Schifffahrtsgesellschaft ausgebaut, wobei ihm auch klar war, dass Thor großen Anteil am Erfolg des Unternehmens hatte, obgleich er sich weigerte, dieses Lob anzunehmen.
    Er beobachtete seinen Bruder, der den Männern lachend zur Hand ging. Mühsam hievten sie ein Frachtnetz mit sperrigen Holzkisten in den Laderaum des Schoners, der demnächst in Richtung der schottischen Inseln auslaufen würde.
    Thor verstand es ausgezeichnet, mit den Arbeitern umzugehen. Mit seiner jovialen Art gewann er Vertrauen und Respekt der Männer, die ihr Bestes gaben und für ihn durchs Feuer gehen würden. Wenn Not am Mann war, scheute er sich nicht, selbst zuzupacken, egal, wie kräftezehrend und schmutzig die Arbeit auch sein mochte.
    Leif und Thor waren hart arbeitende, zielstrebige Männer, beide liebten die See und die Freiheit, waren aber in mancher Hinsicht grundverschieden, nicht nur im Aussehen: Leif hellhäutig und blond, Thor gebräunt und dunkelhaarig. Während Leif darum bemüht war, sich alles
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