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Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie

Titel: Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie
Autoren: Bud Spencer
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begreifen kann, ist, wie in aller Herrgotts  Namen auf internationaler Ebene, von Deutschland bis Japan, von Frankreich bis Amerika, der Name Bud Spencer bloß bekannter sein kann als die Namen der oben genannten. Und das sage ich nicht aus falscher Bescheidenheit, sondern aus ehrlichem Erstaunen. Eine Erklärung könnte sein, dass der Film der einzige Ort ist, wo die Mathematik eine bloße Meinung ist und wo zwei und zwei manchmal drei, manchmal aber auch zehn ergibt.
     
     
    Finanzielle Unterstützung
     
    Beim Film herrscht eine gewisse Verlogenheit, die echte Freundschaften oft unmöglich macht, und zwar weil jeder auf den Erfolg des anderen neidisch ist. Wenn man berühmt ist, kann man nie wissen, welche Absicht genau hinter den Beziehungen steckt, die andere mit dir aufbauen wollen.
    Seit vielen Jahren habe ich ein Büro in Rom. Davor traf ich fast jeden Tag einen Mann, den man beute als »Stadtreiniger« bezeichnen würde und den wir früher einfach »Straßenfeger« nannten. Wenn ich aus dem Büro kam, lief er mir oft über den Weg. »Guten Tag, Dottore!«, rief er.  Den akademischen Grad »dottore« kann man in Italien bereits ab einem 3-Jährigen Studium führen, von daher ist er mit dem »Doktor« im deutschen Sprachraum nicht zu vergleichen; auch weil man mit ihm häufig Nichtstudierende in schmeichelhafter Absicht anspricht
    »Wir alle sind Dottori!«, antwortete ich.
    Eines Tages aber grüßte er mich nicht, da er ganz in Gedanken versunken war.
    »Was ist denn los, alles klar?«, fragte ich ihn.
    »Dottò, ich habe einen Sohn, der Jura studieren will, aber wie soll ich das schaffen? All das viele Geld für die Studiengebühren, die Bücher ...«
    Mir war sofort klar, dass er mich um Unterstützung bitten wollte. Oft hatte ich schon Bittgesuche wegen der verschiedensten Anliegen erhalten, und zwar von Leuten, die oft nur einen Vorwand vorbrachten. Auch jetzt dachte ich, dass es in diesem Fall so sein könnte. Ohne den Sohn zu kennen, gab ich seinem Vater trotzdem das Geld für die Einschreibung und schenkte ihm die Gesetzestexte, die ich mir selbst als Jurastudent angeschafft hatte und die ich mittlerweile nicht mehr brauchte. Der Mann war sehr erfreut und er dankte mir. Im Jahr darauf wollte ich ihm wieder Geld geben, damit sein Sohn den Universitätsbesuch fortsetzen konnte, aber er winkte ab: »Dottò, das ist nicht nötig, denn mein Sohn hat sein Studium abgebrochen.« Dieser Mann hätte mich eigentlich ganz unbesorgt und regelmäßig anzapfen können unter dem Vorwand, dass er das Geld für seinen Sohn bräuchte, von dessen Existenz ich auch noch nur von Hörensagen wusste. Klingt das zynisch? Sei's drum! Die Wahrheit ist jedenfalls, dass dieser bescheidene und mir nicht näher bekannte Herr, der davon lebte, den Dreck anderer aufzukehren, mehr Anstand als die  meisten Berühmtheiten besaß, die ich so im Laufe der Zeit kennengelernt habe: Er war aufrichtig. 
    Ganz im Gegensatz zu einem anderen Menschen, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte, der sich aber als mein Freund bezeichnete, einen Hochschulabschluss hatte und mir eines Tages sagte: »Ich will meinem Leben ein Ende setzen. Ich habe meine Arbeit verloren, meine  Freundin hat mich verlassen und ich habe noch nicht mal mehr genug Geld, um mir etwas zu Essen zu kaufen.« Ich redete ihm seinen Plan aus und versprach, ihn mit 30.000 Lire pro Monat zu unterstützen (während meine Sekretärin mich bloß 25.0000 kostete). Und so kam er einmal im Monat vorbei und holte sich »seine 30.000« ab. Als ich immer häufiger ins Ausland reiste, um dort Filme zu drehen, hinterlegte ich das Geld beim Inhaber der Bar um die Ecke und bat ihn, jenem Freund monatlich das Geld zu geben, das dieser bei ihm abholen würde. Und so vergingen einige Jahre, bis mir eines Tages der Barbesitzer erzählte, er habe sich erlaubt, meinen Freund dahin zu schicken, wo der Pfeffer wächst. Ich fragte ihn nach dem Grund, und er sagte: »Weil dieser Typ eine Erhöhung gefordert hat. Die übliche Summe war ihm nicht mehr genug!«
    »Hoffentlich verklagt er mich nun nicht, weil er jetzt kein Geld mehr kriegt«, dachte ich bei mir und fühlte eine Bitterkeit in mir hochsteigen. Jener Mensch, den ich – ganz unabhängig von der finanziellen Unterstützung - für einen Freund gehalten hatte, wollte mich nicht mehr sehen. Wenn du im Leben Glück gehabt hast, geht es manchmal ganz schnell, dass viele in dir nur noch einen Trottel sehen, dessen Taschen voller Geld stecken.
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