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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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Einfluss, um mir einen Job zu sichern, vorausgesetzt, man könne ihn dazu bringen, ihn geltend zu machen.
    Sie hatte Alison mehrfach gedrängt, Gordie sofort anzurufen und ihn mit allen Mitteln zu bearbeiten, damit er Maximum zwingen würde, sie für die Rolle zu akzeptieren. Aber Alison hatte erwidert: »Erstens: Nenn ihn auf keinen Fall Gordie, das kann er nicht ausstehen. Zweitens: Ich wollte ein bisschen taktvoll sein, was mich sonst herzlich wenig kümmert, wie du weißt. Aber nun gut, ich will ganz offen zu dir sein. Du bist immer noch eine schöne Frau, aber als Schauspielerin bist du eine ziemliche Niete. Die Leute von Maximum glauben, dass die Serie ein richtiger Hit werden könnte, aber nicht, wenn du die Hauptrolle spielst. Vielleicht kann Gordon sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Du könntest ihn becircen. Schließlich war er mal in dich verknallt, oder?«
    Der Hoteldiener war aus dem Zimmer gegangen, um den Eiseimer nachzufüllen. Jetzt klopfte er an die Tür und trat wieder ein. Ohne nachzudenken, öffnete Laura ihr Portmonee und reichte ihm einen Zwanzig-Dollar-Schein. Sein beflissenes »Oh, vielen Dank, Miss Wilcox« ließ sie zusammenzucken.
Wieder mal hatte sie die reiche Diva herausgekehrt. Zehn Dollar wären völlig ausreichend gewesen.
    Gordon Amory war einer von den Jungs, die unsterblich in sie verliebt gewesen waren, damals in Stonecroft. Wer hätte gedacht, dass aus ihm noch mal so ein hohes Tier werden würde? Gott, man weiß eben nie, dachte Laura, während sie ihren Kleidersack öffnete. Wir könnten alle eine Kristallkugel brauchen, um in die Zukunft zu schauen.
    Der Schrank war klein. Kleines Zimmer. Kleine Fenster. Dunkelbrauner Teppichboden, brauner Sessel, Kürbis- und Brauntöne im Bettüberwurf. Ungeduldig zog Laura das Cocktailkleid und das Abendkostüm hervor, die sie in dem Kleidersack mitgebracht hatte. Sie wusste schon, dass sie heute Abend das Chanel-Kostüm tragen würde. Es muss glitzern. Blenden. Erfolgreich erscheinen, auch wenn man mit der Steuer im Rückstand ist und das Finanzamt einen Titel auf das Haus besitzt.
    Alison hatte gesagt, Gordon Amory sei geschieden. Ihr letzter Rat klang noch in Lauras Ohren nach: »Hör zu, Schätzchen, wenn du ihn nicht überreden kannst, dich in der Serie spielen zu lassen, dann kannst du ihn vielleicht dazu bringen, dich zu heiraten. Ich hab gehört, dass er inzwischen eine beeindruckende Persönlichkeit sein soll. Vergiss einfach, was für ein Trottel er in Stonecroft gewesen ist.«

5
    »KANN ICH SONST NOCH etwas für Sie tun, Dr. Sheridan?«, fragte der Hoteldiener.
    Jean schüttelte den Kopf.
    »Fühlen Sie sich nicht gut? Sie sehen so blass aus.«
    »Mir geht’s gut, danke.«
    »Gut, dann melden Sie sich einfach, wenn Sie noch etwas brauchen.«
    Endlich schloss sich die Tür hinter ihm, und Jean konnte sich auf die Bettkante sinken lassen. Sie hatte das Fax in das Seitenfach ihrer Schultertasche gestopft. Jetzt kramte sie es hervor und las die kryptischen Sätze noch einmal durch: »Jean, sicherlich hast du dich mittlerweile davon überzeugen können, dass ich Lily tatsächlich kenne. Nun stehe ich vor dem Problem: Soll ich sie küssen oder umbringen? Kleiner Scherz. Ich melde mich wieder.«
    Connors hatte der Arzt in Cornwall geheißen, dem sie vor zwanzig Jahren anvertraut hatte, dass sie schwanger sei. Er hatte widerstrebend eingewilligt, ihren Eltern nichts zu verraten. »Was auch immer sie einwenden würden, ich würde das Baby doch zur Adoption freigeben. Ich bin achtzehn, und es ist meine Entscheidung. Aber sie würden sich aufregen und wütend auf mich sein und mir das Leben noch schwerer machen als bisher schon«, hatte sie unter Tränen gesagt.

    Dr. Connors hatte ihr von einem Ehepaar erzählt, das die Hoffnung aufgegeben habe, jemals ein eigenes Kind zu bekommen, und sich zur Adoption entschlossen habe. »Wenn Sie sicher sind, dass Sie das Baby nicht behalten wollen, dann kann ich Ihnen versichern, dass diese Menschen ihm ein wunderbares, liebevolles Zuhause schenken werden.«
    Er hatte dafür gesorgt, dass sie in einer Entbindungsklinik in Chicago bis zu dem Termin arbeiten konnte, an dem das Kind auf die Welt kommen sollte. Dann war er nach Chicago geflogen, hatte sie entbunden und das Baby an sich genommen. Im darauf folgenden September hatte sie ihr Studium begonnen, und zehn Jahre später hatte sie erfahren, dass Dr. Connors an einem Herzanfall gestorben war, nachdem seine Praxis bei einem Brand zerstört
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