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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod
Autoren: Volker Ferkau
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nächste und die übernächste Frage. Er war erleichtert, da beide richtig beantwortet wurden. Dann machte der Schüler erneut einen Fehler.
    » Bitte machen Sie weiter«, sagte der Professor.
    Fielding drückte und nebenan begann der Schüler zu schreien. Fielding zuckte zusammen und starrte den Versuchsleiter an. »Der hat ... Schmerzen.«
    » Auch wenn die Schmerzen heftig sein sollten, das Gewebe wird keinen dauerhaften Schaden davontragen.«
    Fielding nickte.
    Der Schüler schluchzte.
    » Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen, Mr Fielding.«
    Fielding überlegte eine Sekunde, dann drückte er 210 Volt.
    Der Schüler nebenan brüllte wie am Spieß.
    Fielding fuhr herum. »Hören Sie, Mister. Das ist Scheiße. Der Mann hat Schmerzen.«
    Der Leiter nickte sanft. »Sie haben keine Wahl, Sie müssen weitermachen.« Dieser Satz klang sicher, völlig klar, und Fielding verlor für einen Moment seine Angst.
    Er stellte die nächste Frage, doch der Schüler nebenan konnte sich nicht mehr konzentrieren.
    »Fahren Sie fort!«, befahl der Versuchsleiter und Fielding drückte 240 Volt.
    Nun hörte er die Stimme von nebenan deutlich. »Binden Sie mich los!«, kreischte der Schüler. »Ich habe Herzprobleme. Binden Sie mich los, bitte!«
    » Ob es dem Schüler gefällt oder nicht, Sie müssen weitermachen, bis er alle Wörterpaare korrekt gelernt hat. Also bitte machen Sie weiter!«, sagte der Versuchsleiter.
    » Und wer übernimmt die Verantwortung, wenn dem Mann was passiert?«, wollte Fielding wissen.
    » Wir übernehmen die Verantwortung«, sagte der Versuchsleiter.
    » Wirklich? Habe ich nichts zu befürchten?«
    » Wir übernehmen die Verantwortung. Fahren Sie fort.«
    Fielding schwitzte. Sein Nacken juckte. Schweiß lief über seinen Rücken. Seine Finger zitterten. Er wollte nur noch raus hier. Das war Quälerei. Das hatte er nicht gewollt. Er wusste, wie sich Strom anfühlte. Erinnerte sich, wie er damals einen Schlag bekommen hatte, als er den Kühlschrank angeschlossen hatte. Der ganze Arm war taub gewesen. Wie also musste es dem Schüler gehen? Der war doch so ein netter Mann. Ein fröhlicher Ire. Dem tat man so was nicht an.
    »Fahren Sie fort. Sie müssen das Experiment beenden!«, sagte der Versuchsleiter.
    Stöhnend drückte Fielding 270 Volt.
    Der Schüler kreischte, dann sank seine Stimme in sich zusammen, und er jaulte nur noch. Wie ein Welpe. Ganz jämmerlich, und Fieldings Haare stellten sich auf, zumindest kam es ihm so vor.
    Er stellte eine neue Aufgabe und hoffte, ja betete, dass der nette Ire sich die Zahlenkombination merkte.
    Mann, tue es. Ich will das hier nicht!
    »Fahren Sie fort, Mr Fielding!«, sagte der Versuchsleiter.
    Einmal noch, dachte Fielding. Einmal noch, dann haue ich ab. Und die Stimme des Versuchsleiters hallte in seinem Kopf, echote in seinem Schädel. Immer wieder.
    Wir übernehmen die Verantwortung!
    Sie müssen ... müssen ...!
    Fahren Sie fort!
    Sie müssen ... müssen ...!
    ... kann nichts passieren!
    Und er drückte auf 300 Volt. 300 gottverdammte Volt und der Schüler nebenan brüllte und flehte, man möge aufhören. Er würde einen Herzinfarkt kriegen oder ähnliches. Das halte ja niemand aus.
    Fieldings Herz pumpte, in seinem Hals pochte es, sein Schädel drohte zu platzen, er musste auf die Toilette.
    Voller Zorn sah er den Versuchsleiter an. Dieser hielt seinem Blick ganz sachlich stand, genauso grau und nichtssagend wie sein Anzug. Er lehnte auf der großen Maschine mit den Knöpfen und Zeigern.
    »Fahren Sie fort!«
    » Okay«, wisperte Fielding und fühlte sich plötzlich klein, ganz klein. In den Augen des Professors schimmerte plötzlich blanker Stahl, der zuvor noch nicht da gewesen war. Der Mann wusste, was er tat, und er hatte die Befehlsgewalt.
    Fielding fragte und drückte und spürte nicht mehr, was er tat, denn er gehorchte. So lange, bis der Zeiger bei 400 Volt stand. Danach gab es nur noch einen Knopf mit 450 Volt. Wenn er den drückte, würde der Schüler, musste der Schüler ...
    NEIN!
    Diesen Gedanken wollte er nicht zu Ende spinnen. Die Vorstellung war zu grausam.
    » Fahren Sie fort, Mr Fielding.«
    » Und wenn er stirbt? Bitte ...«
    Der Versuchsleiter schwieg.
    Fieldings Finger schwebte über dem Knopf. 400 Volt. Und er drückte.
    Nebenan kreischte der Schüler, als würde er bei lebendigem Leib gebraten und Fielding rannen Tränen über das Gesicht. Er wollte aufspringen, weglaufen, hatte das für verdammte 4 Dollar nicht nötig, und 50 Cent
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