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Mein Herzenswunsch ein Baby

Mein Herzenswunsch ein Baby

Titel: Mein Herzenswunsch ein Baby
Autoren: Zora Gienger
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sich selbst nicht mehr leiden, entwickeln Schuldgefühle und manchmal irrationale Ängste. Manche sind so gestresst, dass sie überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen.
    Die betroffenen Männer übernehmen dabei öfter die Rolle des Verdrängers. Ganz klassisch decken sie sich mit Arbeit ein und wollen ihren Frauen eine Stütze sein. Sie beschwichtigen, ignorieren, lenken ab oder ziehen sich zurück. Meistens wollen sie Stärke demonstrieren und versuchen Ängste und Unsicherheiten zu überdecken.
    Aber es gibt auch ganz andere Paare. Dort geben sich die Frauen nach außen tough und rational, legen sich logische Erklärungen zurecht und packen den Kinderwunsch an, als ginge es darum,
einen Feldzug zu planen, während sich ihre Männer weich, sensibel und manchmal überfordert oder überrumpelt zeigen. Die meisten dieser Männer haben dann auch extreme Schwierigkeiten, nach Terminplan Sex zu haben oder beim Arzt eine Samenprobe abzuliefern.
    Nicht selten ist das Thema Sexualität mit Scham und Schuld verbunden, zumal es jetzt öffentlich dargelegt werden muss. Die Kinderlosigkeit ist eine Zurschaustellung intimster Geheimnisse und Wünsche eines jeden Paares. Besonderes Fingerspitzengefühl und sehr viel Einfühlungsvermögen sind nötig, um jedem Paar gerecht zu werden.
    Manche Paare benötigen eine konsequente Führung und Anleitung. Sie benötigen sinnvolle, praktikable Vorschläge medizinischer wie auch emotionaler Natur. Andere Paare wissen selbst, was sie wollen, greifen aber gerne nach der führenden Hand, wenn es um Rückschläge und Ängste geht. Sie benötigen einfach die Sicherheit, dass da jemand ist, an den man sich wenden kann, wenn man selbst nicht mehr klarkommt. Auch das ist völlig in Ordnung. Und dann gibt es auch immer wieder Paare, die nicht so wirklich wissen, was sie eigentlich wollen. Sie erzählen von ihrem unerfüllten Kinderwunsch, sind sich aber nicht sicher, ob sie sich tatsächlich Kinder wünschen oder ob es nur eine Option in ihrem Leben ist, die aber keine Priorität hat und denen andere Wünsche und Sehnsüchte wichtiger sind. Dann gilt es herauszufinden, was sich das Paar wirklich wünscht.
    Ich hatte schon Frauen in meiner Kinderwunschbetreuung, die sich eigentlich ganz gut ein Leben ohne Kind vorstellen konnten. Aber ihre Partner hatten eine tiefe Sehnsucht nach einem Kind. Und nun wollten sie ihren Männern zuliebe schwanger werden, insgeheim waren sie aber froh, dass es nicht klappen wollte.

    Fallbeispiel: So wie bei Frau N., die mir nach anfänglichem Zögern gestand, dass ihr der Kinderwunsch eigentlich gar nicht so wichtig sei. Sie war zufrieden mit ihrem Beruf und führte ein reges Leben, sie engagierte sich beispielsweise in mehreren Vereinen. Der Kinderwunsch ging eindeutig von ihrem Mann aus. Aber weil sie ihn so liebte, wollte sie ihm diesen Herzenswunsch unbedingt
erfüllen, auch gegen die eigene Überzeugung. Die letzten zwei gescheiterten Versuche tat sie mit einem Schulterzucken ab. Fast war sie froh, dass es „jetzt gerade nicht geklappt hatte“.
    Da ich nur mit ihr sprach und ihren Partner nie kennenlernte, konnte ich nicht einschätzen, wie es innerhalb ihrer Beziehung wirklich aussah. Frau N. war auf jeden Fall wild entschlossen, ihrem Mann zuliebe weiterhin zu versuchen, schwanger zu werden. Doch ihr Körper streikte. Ihre Seele hegte andere Sehnsüchte als die, ein Kind zu empfangen und zu erziehen. Ich riet ihr, zusammen mit ihrem Mann eine psychologische Beratung aufzusuchen, um das grundsätzliche Problem klären zu lassen, denn wenn man nur dem Partner zuliebe schwanger werden möchte, ist das eine sehr schlechte Voraussetzung für eine erfüllende Elternschaft.

    Es gibt also nichts, was es nicht gibt. Sie sehen: Jedes Kinderwunschpaar ist immer ganz individuell zu betreuen.
    Vom lesbischen Pärchen über die älteren Paare, die sich ihren Kinderwunsch nicht rechtzeitig erfüllt haben und jetzt die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen müssen, bis hin zu fast aussichtslosen Fällen, in denen höchstens eine Leihmutterschaft zum Wunschkind verhelfen kann oder aber eine Adoption, habe ich schon alles erlebt.
    Der Kinderwunsch kennt keine Altersgrenzen und keine Geschlechtsgrenzen. Er ist grenzenlos und ein tiefer Herzenswunsch, der in der Natur des Menschen liegt.
    Ein Kind ist immer ein Stück wahr gewordene Liebe, ein Ausdruck, dass sich zwei Menschen auf innigste Weise körperlich vereinen und miteinander „Liebe machen“. Das
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