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Mein Herz und deine Krone

Mein Herz und deine Krone

Titel: Mein Herz und deine Krone
Autoren: MARION LENNOX
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davon, dein Versprechen gegenüber Christina zu brechen.“
    „Wir waren einander bereits als Kinder versprochen“, erklärte er dumpf und wusste, wie schwach das Argument klang, auch damals schon. Holly hatte die weitreichende Bedeutung einer arrangierten Heirat nicht nachvollziehen können. Und schon gar nicht, dass Christina – fünf Jahre älter als er selbst – quasi seit ihrer Geburt dazu erzogen wurde, sich als seine künftige Braut zu sehen. Ihr im Alter von fünfundzwanzig Jahren zu erklären, dass er sie nicht zu heiraten gedenke, hätte nicht nur zu einem politischen Desaster geführt, sondern Christina vernichtet.
    Er hatte ihr gegenüber eine Pflicht zu erfüllen gehabt und wusste das. Und Holly hatte es auch gewusst. Von der ersten Sekunde an hatte er mit offenen Karten gespielt.
    Als er sah, dass sie am ganzen Leib zitterte, beugte Andreas sich herab, hob ihr Handtuch auf und wickelte sie fürsorglich darin ein. Er ignorierte ihren halbherzigen Protest, zog Holly dichter an sich heran und begann, mechanisch ihren Rücken zu streicheln.
    „Ich … ich habe mir wohl einen Sonnenbrand eingefangen …“, murmelte Holly rau, machte sich abrupt frei und trat einen Schritt zurück. „Wenn das alles war, was du mich fragen wolltest, möchte ich jetzt zurück ins Haus. Wie bald kannst du meine Rückreise nach Australien organisieren?“
    „Das kann ich nicht tun.“
    Holly, die sich bereits abgewandt hatte, fuhr herum. „Warum nicht?“, fragte sie scharf. Obwohl sie einen ruhigen Vormittag am Strand verbracht hatte, sah sie schrecklich erschöpft und müde aus. Als Andreas seinen brennenden Blick über ihre geschmeidige Gestalt wandern ließ, fiel ihm eine lange, gezackte Narbe auf, die er nicht an ihr kannte. Sie führte von ihrer Kniekehle bis fast zum Knöchel und stach weiß gegen die ansonsten gebräunte Haut hervor.
    Diese Frau, die hier vor ihm stand, war nicht mehr identisch mit dem Mädchen, das er einst geliebt hatte. Und das nicht nur in einer Hinsicht. Aber eines hatte sich nicht verändert. Die Holly von damals sowie die anziehende, selbstbewusste Schönheit von heute würden sich niemals frag- und klaglos in die Enge treiben lassen oder gar einem fremden Diktat beugen.
    Und obwohl diese Erkenntnis ihm extreme Schwierigkeiten bereiten konnte, verspürte Andreas dennoch eine heimliche Genugtuung, die er weder seinem Bruder Sebastian noch sonst wem einzugestehen gedachte.
    „Was ist mit deinem Bein passiert?“
    „Das geht dich …“
    „Das geht mich nichts an, willst du sagen? Damit magst du recht haben, dennoch möchte ich es wissen. Es ist eine ziemlich schlimme Narbe, und ich hasse den Gedanken, dass du so schwer verletzt worden bist.“
    In ihrem forschenden Blick lag so etwas wie Angst oder Abwehr. „Du glaubst, eine alberne Wunde am Bein könnte mich ernsthaft verletzen?“, fragte sie heiser. „Es gibt Wunden, die sind viel tiefer und schmerzvoller. Du scheinst keine Ahnung davon zu haben, was echtes Leiden bedeutet, Andreas Karedes. Und hör bloß auf, deinen zweifelhaften königlichen Charme an mich zu verschwenden!“, fauchte sie. „Dagegen bin ich längst immun!“
    „Tatsächlich …?“, fragte er gedehnt und trat einen Schritt näher.
    Holly keuchte schockiert auf, zwang sich aber, nicht zurückzuweichen. „Lass mich allein!“, forderte sie kalt. „Du hast es einmal geschafft, mich zu verführen. Wenn du glaubst, das würde dir ein zweites Mal gelingen …“
    „Ich habe dich nur gefragt, was mit deinem Bein passiert ist“, holte er sie nüchtern in die Realität zurück. „Das kann man wohl kaum als Anmache bezeichnen, oder?“
    „Ich habe es mir an einem Stacheldrahtzaun aufgerissen“, erklärte sie hastig.
    „Hast du etwa Weidezäune ziehen müssen?“
    „Ja, wenn du es unbedingt wissen musst.“
    Andreas runzelte die Stirn. „Dein Vater hätte dir so etwas nie erlaubt“, sagte er voller Skepsis.
    Holly lachte kurz auf. „Nicht, solange du in der Gegend warst! In der Zeit fielen auch eine Menge anderer Dinge unter den Tisch, wie man so schön sagt.“
    „Ich verstehe nicht.“
    Holly schnaubte gereizt und wandte sich Andreas voll zu. „Wir waren schon damals so gut wie pleite“, konfrontierte sie ihn entschlossen mit der nackten Wahrheit. „Nur, dass ich es damals selbst noch nicht wusste. Niemand ahnte etwas davon. Nicht unsere Nachbarn und auch nicht die Freunde. Mein Vater hat das schmachvolle Geheimnis strikt für sich behalten.“
    Sie machte
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