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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition)
Autoren: Susan Bauer
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dem Augenwinkel heraus merke ich, wie Clausen immer wieder unauffällig zu mir herüberblickt. Das schmeichelt mir. Irgendwann lenkt er das Gespräch zurück in die Vierer-Runde. »Die Damen, wie sieht es aus? Darf ich uns noch eine weitere Flasche Wein bestellen?«
    Ich spüre, dass mir jeder weitere Tropfen Alkohol nicht mehr guttun wird. Ich lehne dankend ab, während Lisa freudig dem Plan zustimmt.
    »Ich glaube, für mich ist es Zeit, den Heimweg ins Hotel anzutreten. Sonst bin ich morgen zu nichts zu gebrauchen«, werfe ich in die Runde. Aber will ich das wirklich? Will ich wirklich das Feld räumen und ins Bett gehen? Habe ich nicht gerade auf diesen Moment, diesen Abend mit Prof. Clausen seit Wochen gewartet? Aber meine Entscheidung ist ausgesprochen. Und bevor mich irgendjemand zum Bleiben überreden kann, lenkt Clausen ein:
    »Sie haben recht, Frau Liebknecht. Wir müssen schließlich morgen fit sein.« Clausen verwirft seinen Plan von einer Sekunde auf die nächste und schließt sich mir an. Lisa und Hainer Seefeld beschließen, noch für einen Absacker zu bleiben.
    Clausen und ich verabschieden uns von den anderen. Draußen auf der Gasse bleiben wir stehen – wie angewurzelt, beide mit verschränkten Armen, so, als wären wir vor Kälte erstarrt. Es liegt etwas in der Luft. Es ist zum Greifen nah. Und vielleicht gerade genau deswegen lässt die Situation nur Schweigen zu.
    »In welchem Hotel wohnen Sie?«, fragt Clausen wie aus dem Nichts.
    »Im Kärntnerhof«, antworte ich. »Und Sie?«
    »Im Grand Hotel. Kommen Sie, wir nehmen zusammen ein Taxi und ich liefere Sie an Ihrem Hotel ab.«
    »Gute Idee!«, antworte ich so nüchtern wie möglich. Ich kann und darf mir meine Freude, noch etwa zehn weitere Minuten mit diesem Mann zu verbringen, unter keinen Umständen anmerken lassen. Dabei ist sie so unfassbar groß.
    Wir gehen ein paar Meter – weiterhin mit verschränkten Armen – zum nächsten Taxistand. Clausen öffnet mir höflich die hintere Autotür, wartet, bis ich Platz genommen habe, und gesellt sich dann von der anderen Seite auf der Rückbank neben mich. Wir sitzen da und schauen aus dem Fenster, jeder aus dem auf seiner Seite. Es fällt kein Wort. Die Taxifahrt vergehtviel zu schnell. Aber ich habe nicht den Mut, ihn zu fragen, was Wien uns beiden noch bescheren soll. Ein Mann wie er hat sicherlich wichtigere Verpflichtungen.
    Als das Taxi vor dem Hotel anhält und der Fahrer mir diesmal die Tür öffnet, wendet sich Clausen zu mir. Und als hätte er während der letzten Minuten ebenso wie ich nach Mut und den richtigen Worten gerungen, platzt es förmlich aus ihm heraus: »Hätten Sie morgen Abend Lust, mit mir essen zu gehen? Ich könnte Sie um 20.30 Uhr hier am Hotel abholen!« Er schaut mich fast bittend an.
    Ich tue so, als müsse ich kurz überlegen, ob es passe. Wieso bin ich so unfair? Das war schließlich die Frage, auf die ich die letzten Minuten sehnsüchtig gewartet habe. »Ja, gerne«, sage ich. Und: Liebend gerne, denke ich.
    »Bis morgen halb neun! Schlafen Sie gut!«
    »Sie auch!«
    Ich falle völlig erschöpft, aber überglücklich auf mein Hotelbett. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob das alles ein Traum oder ob es Realität sei. Ich liege da und fühle mich wie mit 14 Jahren – wie vor dem ersten Rendezvous. In meinem Kopf dreht sich alles, in meinem Bauch flattern die Schmetterlinge, meine Knie scheinen ihre Kraft zu verlieren. Und die einzige Frage, die zählt, ist: Wann ist es endlich morgen Abend? Ich halte mich an der Bettdecke fest und lasse meinen Vorstellungen freien Lauf. Sie kreisen um einen neuen Mann in meinem Leben – immer und immer wieder. Ich kann und will sie nicht stoppen. Zu sehr bewegen sie meine Seele und meinen Körper. Ich gebe mich schon jetzt, in meinem Traum, Hanno hin. Erst das Piepsen meines Handys holt in die Realität zurück.
    Ich schaue mit übermüdeten Augen auf das Display: zwei neue Nachrichten. Nachricht Nummer 1: »Hier ist alles in Ordnung.Frieda und Deine Mutter schlafen. Ich liebe Dich, mein Schatz!« Und Nachricht Nummer 2: »Hey Süße, ich vermisse Dich schon hier in Kölle. Stellst Du Wien auf den Kopf? LG Maya.« Ich antworte Kalle mit: »Ich gehe jetzt ins Bett. Ich liebe Euch!« Und Maya: »Ich stehe Kopf. Miss you. Betty.« Und dann schlafe ich ein.
    Am nächsten Morgen wache ich etwa eine halbe Stunde vor dem Klingeln des Weckers auf. Es ist wie verhext: Jetzt, wo ich einmal länger schlafen könnte, weckt mich meine
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